Mögliche Strafzölle setzen Airbus unter Druck

WTO soll USA Vergeltungszölle für Beihilfen erlaubt haben - Streit um Beihilfen für Flugzeugbauer hält an

Mögliche Strafzölle setzen Airbus unter Druck

wü Paris – Dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus drohen neue Sorgen. Zum einen dürften die USA schon bald Strafzölle auf Waren aus der Europäischen Union (EU) verhängen, darunter Flugzeugbaukomponenten. Zum anderen muss Airbus eine dauerhafte Lösung finden, um bei einer speziellen Verknüpfung von bestimmten Konfigurationen und spezifischen Manövern beim A320neo Sicherheitsrisiken auszuschließen. Tagesverlierer an der Börse Die Airbus-Aktie gehörte am Montag zusammen mit den Luxusgüterherstellern LVMH und Hermès zu den größten Verlierern an der Börse in Paris. Investoren straften die Papiere ab, da die Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) Medienberichten zufolge den USA erlaubt, wegen unzulässiger Beihilfen für Flugzeugprogramme von Airbus Strafzölle gegen Produkte aus der EU zu verhängen. Die Rede ist von 5 Mrd. bis 9 Mrd. Euro.EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zumindest erwartet, dass solche US-Sonderzölle bald kommen werden. Ein von Brüssel vorgelegter Vorschlag für eine Beilegung des Streits um Subventionen für Airbus und Boeing sei bislang nicht beantwortet worden, sagte sie. Hintergrund ist ein seit 15 Jahren schwelender Konflikt, in dem sich die USA und Europa gegenseitig illegale Beihilfen für ihre jeweiligen Flugzeugbauer vorwerfen. Dabei haben beide Seiten in verschiedenen Urteilen recht bekommen.Die WTO-Entscheidung zu US-Vergeltungszöllen sei weder öffentlich noch für eine Veröffentlichung berechtigt, erklärte Airbus nun. “Wir kommentieren keine Gerüchte über einen Bericht, der nicht öffentlich ist.” Die Luftfahrtindustrie sei eine globale Branche, und kein Flugzeug komme nur aus einem Land oder einer Region. “Wenn es jetzt zu Zöllen kommt, wird niemand gewinnen, es ist eine Lose-lose-Situation für die gesamte Industrie”, so der Flugzeugbauer.Die USA hatten im April eine vorläufige Liste mit Gütern im Wert von rund 11 Mrd. Dollar veröffentlicht, auf die sie die Vergeltungszölle verhängen will, darunter Produkte und Komponenten der Luftfahrt-, Luxusgüter- und Lebensmittelindustrie. Die EU hat den USA im Gegenzug mit Vergeltung gedroht. Die WTO muss dazu noch entscheiden, genau wie zu den von Airbus ergriffenen Maßnahmen, um bei dem A380- und dem A350-Programm die WTO-Auflagen einzuhalten.Airbus betreibt in Mobile in den USA eine Endfertigungslinie für den A320-Mittelstreckenjet, für die zuvor in Europa gefertigte Bauteile per Schiff eingeführt werden. Dazu kommt in Mobile seit kurzem eine Endfertigungslinie für den von Bombardier übernommenen Regionaljet A220, für den die Flügel aus Nordirland kommen.Ebenfalls Kopfzerbrechen bereiten dem Flugzeugbauer von der europäischen Flugaufsichtsbehörde EASA erlassene Lufttüchtigkeitsanweisungen für den A320neo und den A321neo. Darin warnte sie, dass bei einer Verknüpfung von ganz bestimmten Flugkonfigurationen wie einem zu weit hinten liegenden Schwerpunkt der Maschine mit spezifischen Manövern die Gefahr einer reduzierten Effizienz des Anstellwinkelschutzes bestehe. Lufthansa lässt deshalb bis auf Weiteres die letzte Reihe im A320neo frei.