Morphosys weckt große Erwartungen

Studienergebnisse fürs neue Jahr angekündigt - Bald Gespräche mit US-Zulassungsbehörde FDA

Morphosys weckt große Erwartungen

jh München – Bis zum erhofften Marktstart des ersten Produkts aus der eigenen Entwicklung dauert es für Morphosys noch eine Weile. Frühestens 2020 rechnet das Biotechnologieunternehmen in Planegg bei München damit. Auf dem Weg dorthin will der Vorstand in diesem Jahr an die guten Nachrichten anknüpfen, die er 2017 präsentierte. Aktienanalysten der Berenberg Bank und von Independent Research halten die Pipeline für vielversprechend: Mehr als 100 Entwicklungsprogramme – der größte Teil davon mit Partnern – sind es, davon 28 in der klinischen Phase.Gleich im aktuellen Quartal stehen wichtige Gespräche mit der Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) in den USA an. Gemeinsam sollen Schritte definiert werden, um ein Medikament mit dem Wirkstoff MOR 208 gegen Blutkrebs so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen, wie ein Sprecher von Morphosys ankündigt. Aktuell läuft dazu eine klinische Phase-2-Studie. Da es das erste Medikament aus der eigenen Entwicklung wäre, hat es für Morphosys eine ganz besondere Bedeutung.Dank positiver Studiendaten erhielt das Unternehmen für MOR 208 vor gut zwei Monaten von der FDA den Status eines Therapiedurchbruchs. Damit könnte sich die Dauer der Zulassungsprüfung halbieren. Normalerweise verstreichen dafür zwölf Monate. Bisher rechnete Morphosys mit einem Marktstart eines Medikaments auf Basis von MOR 208 frühestens Ende 2020.Studienergebnisse erwartet Morphosys in diesem Jahr für MOR 103 und MOR 202. MOR 103 wurde an den britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline auslizenziert. Nach Informationen der US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health hat GlaxoSmithKline inzwischen zwei Phase-2-Studien zur Behandlung von Gelenkerkrankungen wie Rheuma abgeschlossen. Deshalb dürften die Ergebnisse bald bekannt werden. Schub für den AktienkursMOR 202 gegen Knochenmarkkrebs wird in einer klinischen Phase-1/2a-Studie erprobt. Ende November schloss Morphosys dafür eine Lizenzvereinbarung für China und Taiwan ab. Dank der Vorauszahlung von 20 Mill. Dollar vom Partner I-Mab in Schanghai erhöhte Morphosys die Geschäftsprognose für 2017.Erwartet werden ein Umsatz von 63 bis 66 Mill. Euro und ein Verlust vor Zinsen und Steuern von 66 bis 71 Mill. Euro. Wegen des Forschungsaufwands ist das Ergebnis noch deutlich negativ. Der Aktienkurs von Morphosys erhielt dennoch einen kräftigen Schub vor allem dank des Medikaments Tremfya: 2017 legte er um mehr als die Hälfte zu. Und das obwohl im Sommer ein Misserfolg des Partners Bayer der Begeisterung an der Börse einen Dämpfer versetzte: Der Wirkstoff Anetumab Ravtansine war in einer klinischen Studie der Phase 2 zur Behandlung von fortgeschrittenem Brustfellkrebs durchgefallen.Morphosys hatte allerdings schon wesentlich schlechtere Zeiten erlebt: Zwischen Dezember 2014 und April 2016 musste das Unternehmen Fehlschläge mit zwei Partnerprogrammen und einem eigenen Wirkstoff hinnehmen.Der bisher größte Erfolg gelang mit Guselkumab. Das ist die wissenschaftliche Bezeichnung von Tremfya. Es ist das erste Medikament, das von Morphosys auf den Markt gekommen ist – wenn auch nur als Lizenzgeber. Tremfya, ein Mittel gegen Schuppenflechte, basiert auf einem von Morphosys identifizierten Antikörper aus menschlichen Zellen. Entwickelt wird es von Janssen, einem Tochterunternehmen des amerikanischen Pharma- und Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson. Im Juli 2017 erhielt Janssen die Zulassung in den USA, im November in Europa. Kanada folgte im Dezember. Weitere Pläne sind nicht bekannt, denkbar ist jedoch zum Beispiel ein Antrag in Japan. Blockbuster-KandidatTremfya hat das Zeug zum Blockbuster. Aktienanalysten schätzen das Umsatzpotenzial auf 1 Mrd. bis 2 Mrd. Euro im Jahr. Die ersten Tantiemen aus dem Verkauf erhielt Morphosys von Janssen im dritten Quartal des vergangenen Jahres, verbucht wurden sie erstmals im Schlussabschnitt.Abgesehen vom finanziellen Erfolg gibt Tremfya ein wichtiges Signal an die Investoren: Das lange Forschen kann sich lohnen. Und solche positive Nachrichten stärken das Vertrauen in weitere Projekte der sogenannten Antikörper-Bibliothek von Morphosys.