Murdochs Pläne treiben Aktie von Sky Deutschland an
scd/sck New York/München – Der 83-jährige Medienmogul Rupert Murdoch steht offenbar vor einem öffentlichen Übernahmeangebot für den bereits mehrheitlich ihm gehörenden Bezahlfernsehsender Sky Deutschland. Vermutet wird, dass er auf diese Weise einen erneuten Anlauf unternimmt, um nach der Schlappe beim US-Rivalen Time Warner seine europäischen Pay-TV-Aktivitäten neu zu ordnen. Andere glauben, dass dies nur ein Zwischenschritt ist, um über eine verschachtelte Transaktion zwischen der britischen BSkyB-Gruppe und dem Sky-Mehrheitsaktionär 21st Century Fox (54,8 %) einige Milliarden frei zu machen, damit Murdoch eine abermaligen Versuch bei Time Warner unternehmen kann.Vorige Woche war der Medientycoon vorerst mit seinem Vorstoß gescheitert, den Wettbewerber für 80 Mrd. Dollar zu erwerben, um in der amerikanischen Fernsehbranche einen neuen Giganten zu formen (vgl. BZ vom 17. Juli). Am Wochenende verdichteten sich in den britischen Murdoch-Blättern die Hinweise, dass nach diesem Rückschlag in den USA für Sky Deutschland eine Übernahmeofferte bevorstehe. Diese solle in den nächsten zwei Wochen erfolgen. Die Nachricht bescherte der Sky-Aktie am Montag einen Kurssprung. Gegen den Markttrend gewann das Papier zum Xetra-Handelsschluss 4,5 % auf 6,70 Euro. Der Titel führte damit den MDax an. Wie Murdoch bereits Mitte Mai durchblicken ließ, als erstmals Gerüchte über eine mögliche Offerte im Markt aufkamen, will er nur den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestpreis für Sky bezahlen (vgl. BZ vom 13. Mai). In Deutschland ist das in solchen Fällen der relevante durchschnittliche Kurs der vergangenen 90 Tage. Der gestrige Schlusskurs kommt diesem Niveau recht nahe. MilliardenzuflussMurdochs BSkyB solle nach der Übernahme zu einer Dachgesellschaft für Sky Deutschland und deren italienischer Schwestergesellschaft Sky Italia geformt werden. Allerdings hat dieser geplante Coup einige technische Finessen. Denn die ebenfalls zum Murdoch-Imperium gehörende 21st Century Fox soll ihre Sky-Mehrheitsbeteiligung an BSkyB verkaufen. Dieses Paket ist derzeit 3,2 Mrd. Euro wert. Für BSkyB ist das kein Hindernis, verfügen doch die Briten über ausreichend Mittel in ihrer Kriegskasse. Mit Hilfe dieser Transaktion könnte Murdoch die Summe steuerfrei in die US-Konzernkasse umlenken. Dieses Geld stünde dann zur Verfügung, um eine Übernahme von Time Warner zu finanzieren. Der Mittelzufluss könnte sogar noch wesentlich größer ausfallen, wenn in der Folge auch der Anteil von 39 % an BSkyB veräußert würde. Dies halten zumindest die Analysten der Credit Suisse für eine mögliche Variante.Der Medienunternehmer Murdoch und sein Sohn James waren schon mehrfach mit dem Versuch einer Komplettübernahme von Sky gescheitert. Seit dem Skandal um illegale Recherchemethoden in Großbritannien durch Murdoch-Zeitungen – darunter das Abhören von Telefonen – ist eine Erfolgschance der Übernahmeabsichten auch erst einmal in weite Ferne gerückt.Laut Bloomberg wäre das Ziel der Verkäufe europäischer Beteiligungen, mehr für Time Warner bieten zu können, ohne dass die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital für den Medienkonzern nötig würde. Für die Finanzierung der Offerte hat sich Murdoch Goldman Sachs und J.P. Morgan Chase an seine Seite geholt. Eine Entscheidung, ob das rund 80 Mrd. Dollar schwere, abgelehnte Angebot über 85 Dollar je Time-Warner-Aktie noch einmal erhöht werden soll, sei noch nicht gefallen, hieß es aus informierten Kreisen.Ein Zusammenschluss der Anbieter von Fernsehinhalten ergibt laut Branchenexperten durchaus Sinn. Zwar hat Murdochs 21st Century Fox bereits eine starke Marktposition inne. Diese könnte aber schon bald geschwächt werden, wenn die Konsolidierung der Netzbetreiber in den Vereinigten Staaten wie geplant voranschreitet. Comcast arbeitet derzeit an der Übernahme von Time Warner Cable für 45 Mrd. Dollar. AT & T bietet knapp 49 Mrd. Dollar für DirecTV.Comcast, die Nummer 1 der US-Kabelnetzbetreiber, will die Übernahme der Nummer 3 bis Ende 2014 abschließen. AT & T rechnet mit dem Abschluss des Kaufs des Satelliten-TV-Konzerns bis spätestens Ende Mai 2015. Viel Zeit bleibt Murdoch damit nicht, seine Marktposition vorab noch einmal zu stärken.Der Verkauf von Sky Deutschland und Sky Italia an BSkyB hätte den Charme, dass die Briten durchaus interessiert an einem Ausbau ihres europäischen Angebots sind. In Großbritannien ist der Konzern längst die Nummer 1 im Bezahlfernsehen. Mit Sky Deutschland und Sky Italia hätte man in zwei weiteren Märkten den Spitzenplatz inne. Dies käme wohl auch dem jüngsten Zukauf von BSkyB zupass. Der britische TV-Produzent Love Productions wurde übernommen, um dessen Inhalte stärker international zu vertreiben.—– Wertberichtigt Seite 6