Regionalversorger

MVV Energie gelingt Gewinnsprung

Der Mannheimer Regionalversorger MVV hat nach eigenen Angaben einen Niveausprung beim Ergebnis erreicht. Bei der Dividende ist aber Zurückhaltung angesagt, da die Investitionen hochgefahren werden.

MVV Energie gelingt Gewinnsprung

MVV Energie gelingt Gewinnsprung

Operatives Ergebnis mehr als verdoppelt - Regionalversorger hält sich bei Dividende zurück

hek Frankfurt

Ein laut Vorstandschef Georg Müller "ungewöhnliches Ergebnis" und einen "markanten Höchstwert" hat der Regionalversorger MVV aus Mannheim im Geschäftsjahr 2022/23 erzielt, das am 30. September 2023 endete. Das adjustierte Ergebnis sprang nämlich von 353 Mill. im Vorjahr auf 880 Mill. Euro. Unter dem Strich stehen 513 Mill. Euro bereinigter Jahresüberschuss nach Fremdanteilen, fast eine Verdreifachung im Vergleich zu 2021/22.

Auch wenn der Gewinnanstieg zu einem Gutteil auf Sondereinflüssen beruht, spricht Müller von einem Niveausprung beim Ergebnis. Das zeigt sich im Ausblick für das neue Geschäftsjahr. MVV peilt rund 400 Mill. Euro adjustiertes Ebit ohne Veräußerungsgewinne an. Die Prognose wird mit einer Schwankungsbreite von plus/minus 10% versehen, was eine Spanne von 360 Mill. bis 440 Mill. Euro ergibt. Das Gewinnziel liege - 2023 ausgenommen - deutlich über denen der Vorjahre, betont Müller bei der Bilanzvorlage in Frankfurt.

10 Cent mehr Dividende

Zurückhaltend zeigt sich MVV dagegen beim Dividendenvorschlag. Der normale Ausschüttungssatz soll lediglich um 10 Cent auf 1,15 Euro je Aktie steigen. Dies ist insofern bemerkenswert, als mit First Sentier ein Finanzinvestor an Bord ist. Solche Aktionäre drängen häufig auf hohe Dividenden, um ihr Investment zu refinanzieren. First Sentier hält 45,1% des Aktienkapitals. Die Mehrheit kontrolliert mit 50,1% die Stadt Mannheim.

Die Dividendenpolitik werde an Kontinuität und dem operativen Ergebnis ausgerichtet, erläutert Müller. Es sei "nicht vorstellbar", die Dividende prozentual zum Gewinnanstieg anzuheben. Man müsse das "einmalige Sonderergebnis" nutzen, um die Gewinnrücklagen zu stärken. MVV will nämlich die Investitionen in die Energiewende stark erhöhen. Dafür brauche man solide Finanzkennzahlen zur Ansprache von Fremdkapitalgebern. Ergänzt wird die Ausschüttung um 0,30 Euro je Aktie einmalige Sonderzahlung aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums.

Starker Handel

Der Gewinnsprung geht zum einen auf die Vermarktung erneuerbarer Energien und den konventionellen Energiehandel zurück. Zum anderen führte der Verkauf des Geschäfts in Tschechien sowie der Anteile an den Stadtwerken Ingolstadt zu Sondererträgen. Deren Höhe belief sich auf 133 Mill. Euro. Ein Teil des Gewinns, 15 Mill. Euro, fließt in die neue "MVV Stiftung Zukunft". Sie soll die Akzeptanz der Energiewende fördern.

Klimapositiv will MVV nun bis 2035 sein, fünf Jahre früher als bisher geplant. Damit einher geht ein auf 7 Mrd. Euro aufgestockter Investitionsplan für grünes Wachstum in der Dekade bis 2033. Das entspreche mehr als dem Doppelten des bisher avisierten Volumens, sagt Müller. Im Geschäftsjahr 2023 wurden 344 Mill. Euro investiert, vor allem in die grüne Erzeugung von Strom und Wärme und die Ertüchtigung der Netze. Die eigene Erneuerbaren-Stromerzeugung will MVV von aktuell 633 auf 2.000 Megawatt im Jahr 2030 verdreifachen. Mit Juwi haben die Mannheimer eine Tochter, die Wind- und Solaranlagen baut. Deren Projekte will MVV verstärkt im Konzern halten statt sie für Dritte zu errichten.

Größte Flusswärmepumpe Deutschlands

Die Fernwärmeerzeugung im Mannheimer Raum und in Offenbach soll bis 2030 grün sein, der Standort Kiel, an dem das Gaskraftwerk auf Wasserstoff umgestellt wird, bis 2035. In Mannheim hat MVV die größte Flusswärmepumpe Deutschlands in Betrieb genommen, die in ein Fernwärmesystem eingebunden ist. Sie nutzt Rheinwasser für die Wärmeerzeugung.

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