Siemens Healthineers

Nach Rekordjahr zurück zu normalisiertem Wachstum

Die Siemens-Tochter Healthineers bleibt auf Expansionskurs. Der Gewinn soll im angelaufenen Geschäftsjahr stärker als der Umsatz steigen.

Nach Rekordjahr zurück zu normalisiertem Wachstum

mic München

Siemens Healthi­neers rechnet nach einem Rekordgeschäftsjahr mit weiterem Wachstum, wenngleich das Tempo nach der Coronatest-Sonderkonjunktur nachlässt. „Wir gehen mit einem Rekordauftragsbestand in das neue Ge­schäftsjahr, für das wir eine fortgesetzt starke operative Entwicklung erwarten“, sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag bei der Bilanzvorlage in einer Telefon-Pressekonferenz. Beeinträchtigungen durch fehlende Vorprodukte erwartet das Medizintechnikunternehmen nicht. „Wir haben unsere Lieferketten am Laufen gehalten“, sagte Montag mit Blick auf das vergangene Geschäftsjahr. Finanzvorstand Jochen Schmitz zeigte sich im Gespräch mit Analysten optimistisch auch für das aktuelle erste Quartal. Er fügte darüber hinaus hinzu: „Ich bin zuversichtlich, dass wir dies auch in der Zukunft meistern.“

Siemens Healthineers rechnet im Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) mit einem vergleichbaren Umsatzplus – ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte –von 0 bis 2%. Die Ursache des geringen Wachstums: Der Umsatz mit Antigen-Schnelltests, die Healthi­neers von einem Dritten produzieren lässt und nicht als Kerngeschäft versteht, werde von 1,1 Mrd. im Vorjahr auf 0,2 Mrd. Euro sinken, davon 0,14 Mrd. Euro im ersten Quartal. Schmitz begründete die Erwartung stark sinkender Erträge damit, dass der Konzern die Tests nur in Europa vertreibt, das hohe Impfraten aufweise.

Bereinigt um die Schnelltest-Verkäufe rechnet Healthineers mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 5 bis 7%. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte das Plus 11,8% betragen, inklusive Schnelltests waren die Erlöse um 19,3% auf den Rekordwert von rund 18 Mrd. Euro bei einer um 1,9 Prozentpunkte stark erhöhten bereinigten Ebit-Marge von 17,4% gestiegen (siehe Tabelle). Montag wertete die Prognose als Fortschreibung des Wachstumskurses, weil der Umsatz 2019/20 stagniert habe, – und damit das nun prognostizierte Wachstum den Schnitt der vergangenen zwei Jahre bildet.

Bildgebung mit mehr Marge

In der Spartenbetrachtung rechnet Healthineers in der Bildgebung mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 5 bis 8% (im Vorjahr: 11,2%), in der gesamten Diagnostiksparte mit einem Rückgang im mittleren Zehnerprozentbereich (i.V. +42,3%), in der Diagnostiksparte ohne Antigen-Schnelltests mit 2 bis 4% (i.V. 14,7%) und in der Sparte Neuartige Therapien mit 5 bis 8% (i.V. 8,6%). Hinzu kommt der Varian-Umsatzanstieg im niedrigen Zehnerprozentbereich auf 2,9 bis 3,1 Mrd. Euro – der seit April 2021 konsolidierte Neuerwerb wird erst in der zweiten Hälfte 2021/22 in die Berechnung des vergleichbaren Wachstums einbezogen.

Das bereinigte unverwässerte Ergebnis pro Aktie will Siemens Healthineers von 2,03 Euro auf 2,08 bis 2,20 Euro erhöhen. Während die Schnelltests im Vorjahr 0,30 Euro je Aktie beisteuerten, sollen es 2021/22 nur 0,04 bis 0,05 Euro sein. Ohne die Tests wächst damit das bereinigte Ergebnis pro Aktie um 17 bis 23% und damit stark überproportional.

Haupttreiber seien die Margenerhöhungen in zwei Sparten, erläuterte Schmitz. Die bereinigte Ebit-Marge der Bildgebung soll von 21,1% auf 22 bis 23% steigen. In der Labordiagnostik werde die Marge zwar von 13,3% auf einen hohen einstelligen Prozentbereich sinken, aber ohne das Schnelltest-Geschäft auf einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich steigen. Neuartige Therapien sollen ausgehend von 14,8% bei 14 bis 17% landen. Für Varian erwartet Healthineers nur 14 bis 17% nach 17,0% im Vorjahr. Montag begründete dies im Gespräch mit Analysten, die eine höhere Zielsetzung antizipiert hatten, mit Investments in große Wachstumschancen. Schmitz sagte, Varian werde wie angekündigt mittelfristig mehr als 20% erreichen. Details werde man auf dem Kapitalmarkttag am 17. November nennen.

Healthineers will 0,85 Euro Dividende je Aktie zahlen, dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 55%. Der Kurs stieg um 1,8% auf 61,04 Euro (Xetra-Schlussstand) und übertraf damit den bisherigen Höchstkurs von 61,00 Euro im August.

Wertberichtigt Seite 8

Siemens Healthineers
Konzernzahlen nach IFRS 1
in Mill. Euro 2020/21 2019/20
Umsatz 17 99714 460
Bruttoergebnis vom Umsatz        6 952        5 580
Forschungs- und Entwicklungskosten        1546        1342
Vertriebs- und allg. Verwaltungskosten        2817        2279
Ebit23 1422 248
  Bildgebung2 0761 916
  Labordiagnostik72174
  Neuartige Therapien254308
Finanzergebnis–170 –28
Ergebnis vor Steuern2 4041 954
Ertragsteuern658532
Jahresüberschuss1 7461 423
Ergebnis je Aktie (Euro)1,571,41
Freier Cash-flow2 2591 371
Eigenkapital16 32112 498
Beschäftigtenzahl66 10054300
1) Geschäftsjahr endet am 30. September;2) bereinigt Börsen-Zeitung
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