Naspers künftig an der Euronext online
wb Frankfurt – Der südafrikanische Medienkonzern Naspers strebt mit seinem Anteil an der chinesischen Tencent und anderen konsumentennahen Internet-Beteiligungen an den europäischen Kapitalmarkt. Damit sollen neue Investoren angesprochen und ein Luxusproblem angegangen werden. Das neue Unternehmen werde an der Euronext Amsterdam notiert werden. Es würde gemessen an der Bewertung allein des Tencent-Pakets in die Dimension des an der Euronext notierten Ölmultis Total oder von L’Oréal mit jeweils rund 130 Mrd. Euro Börsenwert vorstoßen, aber unter dem des Luxusgüterkonzerns LVMH bleiben. Naspers wird in Johannesburg mit umgerechnet circa 100 Mrd. Dollar bewertet.Zu der in Kapstadt ansässigen Gruppe zählt ein Sammelsurium an Investments um Schwergewicht Tencent: Mail.ru, OLX, Avito, Letgo, Payu, iFood, Swiggy, Delivery Hero in Berlin, Udemy, Emag oder Makemytrip. Zweitlisting in JohannesburgAn der abzuspaltenden Gesellschaft werde Naspers 75 % halten, der Rest gehe an den Streubesitz. Der Börsengang werde frühestens im zweiten Halbjahr stattfinden. Die neue Gesellschaft werde ein Zweitlisting an der Börse Johannesburg haben. Zuvor war der Möbelhändler Steinhoff mit seiner Notierung von Johannesburg nach Frankfurt gezogen. Kurz darauf stolperte die Gruppe wegen Bilanzunregelmäßigkeiten und der Kurs verfiel bodenlos.Die 1915 als Nasionale Pers gegründete Naspers, die den Ursprung im burischen Nationalismus hat, begründet die Entscheidung mit der derzeit übergroßen Gewichtung an der Heimatbörse. Viele institutionelle Investoren im Land seien gezwungen gewesen, ihre Aktien zu verkaufen, da Limits für den Besitz einzelner Werte bestehen. Mit dem Spin-off werde man diesem Problem begegnen, hofft das Unternehmen. Naspers bleibe in Südafrika gelistet und behalte ihre Geschäfte wie Takealot und Media24 dort bei.Die Newco werde wahrscheinlich die größte börsennotierte, konsumentennahe Internetgruppe in Europa nach Bewertung der Assets. Die Newco soll alle Internetinteressen von Naspers außerhalb Südafrikas umfassen, einschließlich der Unternehmen und Investitionen in Online-Kleinanzeigen, Lebensmittelversorgung, Zahlungsservices, Einzelhandel, Reisen, Bildung, soziale und Internet-Plattformen und andere. Als Europas größtes börsennotiertes Internetunternehmen für Verbraucher nach Wert werde die Newco Internetinvestoren direkten Zugang zu Naspers` Portfolio ermöglichen, wirbt CEO Bob van Dijk. Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsbehörden und der Aktionäre. Die Verselbständigung soll in der zweiten Jahreshälfte umgesetzt werden. Riesenerfolg mit ChinesenNaspers investierte früh – 2001 – in Tencent 32 Mill. Dollar und kam dort 2018 noch auf 31 % als größter Anteilseigner. Tencent bringt knapp 430 Mrd. Dollar auf die Börsenwaage. Naspers steht aktuell für fast 25 % des Leitindex in Johannesburg, verglichen mit 5 % vor fünf Jahren. Diese Gewichtung übersteige die Grenzen der meisten südafrikanischen Institutionellen. Um dem abzuhelfen seien in jüngerer Zeit das ADR-Programm erhöht, die Tencent-Beteiligung reduziert und aus mehreren Unternehmen ausgestiegen worden. Zudem gehe es um Wachstum in Internet-Kerngeschäften sowie die Umstellung des Online-Kleinanzeigengeschäfts und anderer Frühphaseninvestments auf Rentabilität.Zudem wurde erst Anfang März 2019 die Multichoice Group an bestehende Naspers-Aktionäre verteilt und damit ein neues, börsennotiertes Top-40-Unternehmen in Südafrika mit einer anfänglichen Marktkapitalisierung von 3,5 Mrd. Dollar begründet. Der jetzige Schritt vollende Naspers` Transformation zu einem globalen Internetunternehmen für Verbraucher, wobei praktisch alle Einnahmen und Gewinne nun aus dem Internet stammten.