Nestlé-Produkte auf dem Prüfstand
md Frankfurt – Einen “zweistelligen Millionenbetrag” lässt sich die Nestlé Deutschland AG eine auf mehrere Jahre hin angelegte Qualitätsoffensive insgesamt kosten. Eine genauere Angabe sei nicht möglich, so Vorstandschef Gerhard Berssenbrügge vor Medienvertretern, da von den Optimierungsmaßnahmen alle rund 800 in Deutschland hergestellten Produkte – denen 50 Marken (u. a. Maggi, Thomy, Herta, Wagner, Beba, Schöller, Nescafé, Nesquik) zugrunde liegen – und alle Produktionsstätten betroffen seien und die Kostenabgrenzung sehr schwierig sei. Neben der Zentrale in Frankfurt unterhält Nestlé hierzulande Werke an rund 20 Standorten. Dass die Aufwendungen für das 2013 erstmalig implementierte Programm abnehmen werden, ist gemäß Berssenbrügge nicht zu erwarten: “In den nächsten zwei, drei Jahren wird es sicher nicht weniger werden.” Weniger Salz und ZuckerDie Qualitätsoffensive hat eine ganze Reihe von Zielen, die unter die Stichworte Ernährung, Sicherheit, Gesellschaft und Ökologie subsumiert werden. Bis 2016, dem Jahr des 150. Firmenjubiläums, will sich Nestlé so langfristig fit für Wachstum machen, denn die Bedeutung der Qualität von Lebensmitteln für die Verbraucher nehme in Deutschland zu. “Der Preis spielt noch eine große Rolle”, sagt Berssenbrügge, “aber nicht mehr die wie noch vor drei, vier Jahren.””Wir sind stolz, schon zu Jahresbeginn rund zwei Drittel unserer 700 Einzelziele umgesetzt zu haben”, sagt der Deutschland-Chef von Nestlé. Wichtige Erfolge seien, dass Kernrohstoffe wie Kaffee, Kakao, Palmöl und Vanille inzwischen nahezu komplett aus zertifiziertem Anbau stammten, aber auch dass fast jedes zweite von geplant rund 800 Nestlé-Produkten für Endverbraucher mit einem QR-Code ausgestattet sei, der unter Zuhilfenahme z.B. eines Smartphones Informationen zum Produkt biete. Zudem sei eine Vielzahl der Waren auf ihren ernährungsphysiologischen Mehrwert hin überarbeitet worden, was etwa die Senkung des Salz- und Zuckergehalts oder den Austausch von Fetten umfasse. Vom Programm nicht betroffen seien alle Produktimporte von Nestlé-Marken sowie Güter, die etwa an Restaurants, Unternehmen, Krankenhäuser und Schulen geliefert werden.Nestlé baut im Zusammenhang mit der Qualitätsinitiative auch auf externe Expertise. “Der Experten- und NGO-Beirat (Nichtregierungsorganisationen; die Red.) mit sieben Fachleuten aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Verbraucherarbeit zeigt die gesellschaftliche Verankerung und den ganzheitlichen Ansatz des Programms”, betont Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der Verbraucher Initiative und Sprecher des Beirates. Viermal im Jahr für jeweils zwei Tage tausche man sich aus. “Es ist nicht so, dass der NGO-Beirat es uns immer leicht gemacht hat”, resümiert Berssenbrügge. So komme den Experten die Umsetzung der Ziele oft noch zu langsam voran. 3,6 Prozent vom KonzernerlösDer Nestlé-Konzern weist in seinem Geschäftsbericht 2014 Deutschland als fünftgrößten Markt mit einem Umsatz von 3,34 Mrd. sfr aus. Das entspricht zu aktuellen Wechselkursen 3,12 Mrd. Euro. Am 31. Dezember des abgelaufenen Jahres, also gut zwei Wochen vor Aufgabe des Euro-Mindestkurses von 1,20 durch die Schweizerische Nationalbank, wären es nur 2,78 Mrd. Euro gewesen. Ein Jahr zuvor entsprachen die ausgewiesenen 3,32 Mrd. sfr zum Bilanzstichtag 2,71 Mrd. Euro. In beiden Fällen machten die Erlöse in Deutschland nur 3,6 % des weltweiten Umsatzes von 91,6 Mrd. bzw. 92,2 Mrd. sfr aus.