Nestlé und Unilever erwischen schwungvollen Start
wb Frankfurt – Nestlé, Unilever und Danone, die führenden Nahrungsmittelkonzerne in Europa, melden einen starken Start ins laufende Jahr. Unilever hat den Umsatz organisch von Januar bis Ende März um 3,1 % gesteigert, Nestlé um 3,4 % und Danone wie berichtet lediglich um 0,8 %. Ergebniszahlen nennen die drei führenden Konzerne der Branche erst wieder per Ende Juni. Zu dem Wachstum, das bei Nestlé und Unilever die Erwartungen übertroffen hat, trugen auch Preissteigerungen bei, gegen die sich teilweise große Handelsketten mit Auslistungen von Artikeln wehren. So sind die Verteuerungen um 1,2 % für Nestlé der größte Zuwachs in den vergangenen zehn Quartalen.Die europäischen Unternehmen setzen einen Kontrapunkt zu dem auf Kostensenkung setzenden US-Rivalen Kraft Heinz, der seit seiner Gewinnwarnung unter Druck steht und vor rund zwei Jahren versucht hatte, Unilever zu schlucken. Die drei Europäer halten an ihren Jahresprognosen fest. So strebt Unilever ein organisches Umsatzplus in der unteren Hälfte des mittelfristigen Wachstumsziels von 3 bis 5 % an. Der Nestlé-Ausblick: “Verbesserung” des organischen Umsatzwachstums und der zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge entsprechend der Ziele für 2020. Dies dürfte eine Ebitmarge von 18 % bedeuten und ein organisches Wachstum über 3 %. Danone erwartet auf vergleichbarer Basis ein Umsatzplus von 3 % und eine bereinigte operative Marge von mehr als 15 %. “Auf Kurs”Die Aktien von Nestlé und Unilever zogen am Donnerstag um 1 % bzw. 3,0 % an. Der niederländisch-britische Konzern mit Marken wie Knorr oder Lipton, Dove, Axe, Omo oder Viss bringt 90 Mrd. Euro auf die Waage, die Schweizer ( Nespresso, Kitkat, Maggi oder Vittel) sind an der Börse 294 Mrd. sfr schwer und die Franzosen (Actimel, Fruchtzwerge, Alpro) 46 Mrd. Euro. Nach Angaben des UBS-Researchs handelt Nestlé mit einem Multiple von 15,6 bezogen auf Enterprise Value zu dem für 2019 erwarteten operativen Ergebnis (Ebitda). Unilever kommt demnach auf ein Multiple von 15,5 und Danone auf 11,7. Die Analysten schätzen den Nettogewinn für 2019 für die Eidgenossen auf 12,6 (i.V. 12,1) Mrd. sfr, für Unilever auf 6,6 (6,3) Mrd. Euro und für Danone auf 2,5 (2,3) Mrd. Euro.Das Portfoliomanagement sei “vollumfänglich auf Kurs” , heißt es von Nestlé. Die Prüfungen für Skin Health und Herta-Wurst sollen bis Mitte bzw. Ende 2019 abgeschlossen sein. Für die Gesichtspflege werden am Markt Bewertungen über 7 Mrd. sfr genannt, vor allem Finanzinvestoren sind interessiert.”Unser gesteigertes Tempo, unsere Innovationen sowie unsere zielstrebige Strategieumsetzung machen sich bezahlt”, kommentiert Nestlé-Chef Mark Schneider. Die Schweizer melden ein organisches Wachstum von 3,4 %, mit einem “internen Realwachstum” von 2,2 %. Der publizierte Umsatz stieg um 4,3 % auf 22,2 Mrd. sfr. Nettozukäufe erhöhten den Umsatz um 1,2 %, Wechselkurseffekte reduzierten ihn um 0,3 %. Bis 2020 will Schneider wieder auf frühere Wachstumsraten von rund 5 % kommen. Zudem fängt der Konzern von Nespresso damit an, nun quartalsweise mit Beispielen über den “Beitrag unserer Geschäftstätigkeit zum Gemeinwohl” zu berichten. Im UmbauDafür baut er den Konzern um und setzt auf schnell wachsende Geschäfte wie Wasser, Kaffee, Babynahrung, Tiernahrung und Gesundheitsprodukte. Unter anderem wurde das US-Süßigkeitengeschäft verkauft und im Gegenzug die Kaffeesparte mit einem gut 7 Mrd. Dollar teuren Deal mit Starbucks ausgebaut. Zum Jahresauftakt profitierte der Konzern aus Vevey von einer anziehenden Nachfrage in Nord- und Südamerika; Brasilien ist Nestlés viertgrößter Markt. Besonders stark entwickelte sich die Hautpflegesparte mit einem prozentual zweistelligen organischen Wachstum.Unilever nahm zum Jahresauftakt nach dem Verkauf des Brotaufstrichgeschäfts (Rama, Becel) für 6,8 Mrd. Euro an den US-Finanzinvestor KKR weniger ein als in der Vorjahreszeit. Die Erlöse sanken um 1,6 % auf 12,4 Mrd. Euro. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte legten die Umsätze um 3,1 % zu. Treiber sind die Schwellenländer, in denen Unilever um 5 % wuchs. Unter den Divisionen trugen Wasch- und Reinigungsmittel am stärksten zum Umsatzplus bei, gefolgt von Kosmetik und Körperpflege.