Netflix gibt vorsichtigen Ausblick

Videostreaming-Dienst gewinnt im ersten Quartal fast zehn Millionen Neukunden und steigert Ergebnis

Netflix gibt vorsichtigen Ausblick

scd/Reuters Frankfurt – Im umkämpften Streamingmarkt rechnet Netflix vor dem Start neuer Rivalen mit weniger Neukunden. Voraussichtlich würden im laufenden Quartal weltweit nur noch fünf Millionen zahlende Abonnenten hinzukommen und damit 450 000 weniger als im Vorjahreszeitraum, wie der führende Video-Streaming-Anbieter am Dienstag nach Börsenschluss mitteilte. Analysten hatten fast eine halbe Million mehr neue Kunden erwartet. Im ersten Quartal gewann der Marktführer noch 9,6 Millionen zahlende Neukunden hinzu und kommt damit weltweit auf 149 Millionen.Am boomenden Video-Streamingmarkt wollen künftig mehr Akteure mitmischen. Zuletzt hatte Apple angekündigt, ab Herbst den Platzhirschen Netflix und Amazon mit einem eigenen Streamingdienst Konkurrenz machen zu wollen. Der US-Unterhaltungsriese Disney sowie Time Warner planen ebenfalls eigene Dienste. Der Disney-Dienst will dabei den zuletzt angehobenen Abonnementpreis von Netflix deutlich unterbieten. Bisher dominiert Netflix den Markt mit Serien wie “Orange is the New Black”, “Stranger Things” oder “Narcos”. Vergangenes Jahr steckte der Konzern 7,5 Mrd. Dollar in eigene Filme wie “Bird Box” mit Oscar-Preisträgerin Sandra Bullock und neue Serien. In diesem Jahr soll es noch mehr werden.Den Nettogewinn steigerte Netflix im abgelaufenen Quartal um fast 19 % auf etwa 344 Mill. Dollar. Der Umsatz zog mit gut 22 % etwas stärker auf 4,52 Mrd. Dollar an. Das internationale Geschäft macht dabei mittlerweile mit 2,37 Mrd. Dollar mehr als die Hälfte der Erlöse aus und kommt auch ergebnisseitig voran. Der operative Ergebnisbeitrag von außerhalb des US-Heimatmarktes kletterte von 174 Mill. auf 274 Mill. Dollar. Die operative Marge zog um knapp zwei Prozentpunkte auf 11,6 % an. In den USA stieg der Ergebnisbeitrag um 80 Mill. auf 713 Mill. Dollar. Die Marge blieb bei 34,4 % in etwa auf dem Niveau der Vorjahresperiode.Bei den meisten Analysten hinterließ der unerwartet schwache Ausblick kaum Sorgenfalten. Morgan Stanleys Benjamin Swinburne erklärte der Quartalsbericht zeige die Preismacht des Videostreaming-Marktführers mit 9,6 Millionen zusätzlichen zahlenden Kunden. Das sei deutlich mehr als erwartet, wohingegen der Ausblick nur leicht unter den Erwartungen liege. Trotz der deutlich angehobenen Preise seien die Kundenabwanderungen nicht umfangreicher ausgefallen als bei früheren Preisanhebungen. Entsprechend hob der Morgan-Stanley-Analyst seine Prognose für den Nettoneukundenzugewinn im laufenden Jahr von 29 Millionen auf 30 Millionen an. Er empfiehlt die Aktie überzugewichten und nennt ein Ziel von 450 Dollar. RBC-Analyst Mark Mahaney nennt sogar ein 30 Dollar höheres Preisziel und attestierte dem US-Unternehmen ein starkes erstes Quartal.Die Netflix-Aktie notierte am Mittwochmittag mit 357,35 Dollar leicht unter dem Vortagesschluss.