Netzfirma 50 Hertz fordert Reformen

Mehr Ökostrom ohne neue Regulierung nicht möglich - Exzellentes Ergebnis - "Wir sind ausfinanziert"

Netzfirma 50 Hertz fordert Reformen

50 Hertz mahnt raschere Genehmigungsverfahren und eine intelligentere Regulierung an. Ohne entsprechende Änderungen sei das von der neuen schwarz-roten Koalition hochgesetzte Ökostromziel nicht zu erreichen, warnt Boris Schucht, der Chef des Betreibers überregionaler Stromautobahnen. ge Berlin – Stockende Genehmigungen, Klagen betroffener Bürger sowie später als erwartet erfolgende Entscheidungen über neue Offshore-Windparks verzögerten im vergangenen Jahr das Investitionsprogramm des nordostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz. In der Folge blieben die Aufwendungen für neue Hochspannungsleitungen und Um-spannwerke deutlich unter dem Wert des Vorjahres, womit der eigentlich geplante Gang an den Kapitalmarkt abgesagt wurde. “Wir sind ausfinanziert”, sagte CFO Marco Nix bei Vorlage der 2017er Zahlen. Stattdessen plagen den Finanzverantwortlichen Anlageprobleme, muss er doch gut 600 Mill. Euro möglichst ohne Verwahrentgelte bei Banken parken.50 Hertz peilt die Platzierung eines bis knapp 1 Mrd. Euro schweren Green Bond an, mit dem der Anschluss für einen neuen Ostsee-Windpark refinanziert werden soll. Diese “Steckdose” samt Kabelanschluss an das Festland kosten bisher für die wahrscheinliche Leistung von 500 bis 750 Megawatt 1 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro. Zugleich betonte Nix jedoch, dass das Unternehmen hier eine “steile Lernkurve” vollzogen habe, womit die Kosten zur Anbindung von Offshore-Windparks um ein Zehntel gedrückt werden konnten. Insgesamt plant die mehrheitlich dem belgischen Netzbetreiber Elia und dem australischen Infrastrukturfonds IFM Investors gehörende Gesellschaft Investitionen von 3,3 Mrd. Euro in den Jahren bis 2022, verglichen mit 3,1 Mrd. im vergangenen Fünfjahreszeitraum. Netzentgelte gesenktWährend sich die Investitionen verzögerten, machte der Vorstand deutliche Fortschritte bei der Effizienz des Unternehmens. Um fast 37 Mill. Euro hätte der Jahresgewinn dadurch angehoben werden können, beteuerte Nix, der das 2017er Nettoergebnis als “gut, nahezu sehr gut” qualifizierte. Trotz des merklichen Gewinnsprungs gebe es keine Indikationen, dass die Eigentümer deutlich mehr als die bisherigen knapp 100 Mill. Euro als Dividende erwarteten. Als weitere Folge der Effizienzsteigerung hat 50 Hertz ihre Übertragungsnetzentgelte für 2018 um 11 % gesenkt.Firmenchef Boris Schucht mahnte gleichzeitig merkliche Verbesserungen bei den Genehmigungsverfahren für neue Stromleitungen und beim Regulierungsrahmen an, um die von der neuen schwarz-roten Bundesregierung hochgesetzten Ziele für die erneuerbaren Energien überhaupt realisieren zu können. Mehr IT, weniger KupferGalt bisher die Vorgabe, im Jahr 2030 etwa 55 % des Stroms aus erneuerbaren Energien zu produzieren, will die neue Koalition in gut einem Jahrzehnt 65 % der Elektrizität aus Wind, Wasser oder Sonne erzeugen. Dieses ehrgeizige Ziel sei jedoch mit dem bislang geplanten Netzausbau nicht darstellbar, warnt Schucht. Für besonders dringend hält der 50-Hertz-CEO, die Anreizregulierung zu modernisieren. Hier werde bis dato “die IT weniger verzinst als Kupfer” für die Stromleitungen, obwohl in der Digitalisierung enorme Potenziale für eine höhere Netzauslastung schlummerten.Die neuesten Brüsseler Regulierungsvorschläge (“EU-Winterpaket”) drohten die ohnehin teuren Redispatchkosten auf das Vierfache explodieren zu lassen, so Schucht weiter. Diese Kosten fallen an, wenn die Netze überlastet sind.