Neue Machtverhältnisse bei GfK

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 14.2.2017 Nach dem geglückten Einstieg von KKR werden die Machtverhältnisse beim kriselnden Marktforscher GfK neu geordnet. Der US-Finanzinvestor hat nach Ablauf einer ersten Frist für ein freiwilliges...

Neue Machtverhältnisse bei GfK

Von Stefan Kroneck, MünchenNach dem geglückten Einstieg von KKR werden die Machtverhältnisse beim kriselnden Marktforscher GfK neu geordnet. Der US-Finanzinvestor hat nach Ablauf einer ersten Frist für ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot das Mindestziel eines Anteils von 18,5 % erreicht: Der Mehrheitsaktionär, der GfK-Verein (56,5 %), und der neue Großaktionär halten zusammen nun mindestens 75 % der Stimmrechte, so dass ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag möglich ist. Mehr noch: Sollte KKR nach Ablauf einer voraussichtlich bis zum 1. März laufenden Nachfrist zahlreiche weitere Aktien einsammeln, könnte das Duo in die Nähe der Schwelle von 95 % rücken, ab der ein Herausdrängen der restlichen Anteilseigner per Zwangsabfindung (Squeeze-out) möglich wäre.Doch so weit ist es längst noch nicht, hat sich doch Michael Dell, der Chef des gleichnamigen US-Computerkonzerns, in Position gebracht. Im Poker um GfK stieg sein Fonds MSD Capital bei der Firma erst vor kurzem über die Börse ein und überschritt vor wenigen Tagen die Meldeschwelle von 10 %, ab der ein Investor einer deutschen Publikumsgesellschaft erklären muss, was er mit der Beteiligung vorhat. Lässt Dell seinen Anteil unverändert, wäre das Thema Delisting erledigt. Die GfK wäre weiterhin an der Börse notiert. Welche Ziele hat aber Dell? Es wurde spekuliert, er wolle KKR in die Parade fahren. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Fakt ist, dass MSD Capital ökonomische Interessen verfolgt, kann Dell doch zur Gesundung von GfK nichts beitragen. Im Gegensatz zu KKR verfügen er und sein Fonds über keine Expertise in der Marktforschungsbranche.Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten hat sich Dells Engagement aber für ihn bereits ausgezahlt, obwohl er erst zu einem relativ hohen Preis eingestiegen ist. Nachdem am Wochenende KKR und die GfK-Gruppe bekannt gaben, dass die Mindestquote erreicht sei, sprang die Aktie des SDax-Mitglieds am Montag zeitweise um 3,8 % auf 45,42 Euro. Damit überschritt der Kurs deutlich die KKR-Barofferte von 43,50 Euro je Aktie. Die Commerzbank rechnet damit, dass das Papier auf bis zu 48 Euro steigen könnte. Damit hätten die übrigen Aktionäre keinen Anreiz mehr, das Angebot anzunehmen. Nach mehreren Anläufen unter Aufsicht des Vereins steht der GfK-Gruppe unter Regie von KKR eine harte Restrukturierung bevor. Das sorgt für Kursfantasie. Unter diesem Blickwinkel würde Dell seine Beteiligung länger halten – so lange, bis ein für ihn geeigneter Zeitpunkt zum Ausstieg kommt, um Kasse zu machen. Wechsel des CEO steht anUnd KKR? Wenn der Finanzinvestor im Laufe dieser Woche bekannt gibt, welchen Anteil er nach dem ersten Tender hält, ist klar, wie sich die Aktionärsstruktur zulasten des Streubesitzes, der einst über 60 % hielt, verschiebt. Für KKR ist dies aber nur ein nachrangiger Aspekt, hat die Gesellschaft doch eine wichtige Hürde genommen. Die Transaktion ist jedoch erst in trockenen Tüchern, wenn die EU-Kommission zustimmt. Es wird erwartet, dass die Brüsseler Wettbewerbshüter sich bis Mitte März entscheiden. Nicken sie den KKR-Einstieg ab, greift der zwischen dem GfK-Verein und dem Finanzinvestor geschlossene Gesellschaftervertrag. Darin sicherten sich die Amerikaner weitreichende Mitsprache- und Entscheidungsrechte, die ihnen ein Durchregieren ermöglichen, ohne über die Aktienmehrheit zu verfügen. KKR wird Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden. Nach der Neubesetzung des Kontrollgremiums dürfte der Finanzinvestor einen neuen Konzernchef stellen. Seit Ausbruch der Führungskrise im Sommer 2016 führt Interims-CEO Gerhard Hausruckinger die GfK.Für den Verein ist KKR eine willkommene Hilfe. Die GfK kämpft gegen den Abstieg. Hohe Abschreibungen sorgten 2016 für tiefrote Zahlen. Zuletzt warnte das Management vor einem anhaltend schwierigen operativen Geschäft. Online-Start-ups setzen den etablierten Anbietern zu. Das nagt an der Marge. ——–Der Finanzinvestor KKR hat den Einstieg beim kriselnden Marktforscher GfK geschafft.——-