Neuer Gea-Chef gibt jede Menge Hausaufgaben auf
ak Frankfurt – Vier Wochen nach seinem Amtsantritt hat der neue Gea-Chef Stefan Klebert ein Sofortmaßnahmenpaket vorgestellt, um den schwächelnden Maschinenbauer wieder auf Vordermann zu bringen. “Gea hat kein Nachfrage-, sondern ein Ergebnisproblem. Aber das ist lösbar”, sagte der 52-jährige frühere Schuler-Chef vor Journalisten in Frankfurt.In der internen Organisation plant er weitreichende Veränderungen, in Teilen ist es eine Rolle rückwärts. Denn der vor vier Jahren gestartete Konzernumbau gilt als Ursache für die Probleme der vergangenen zwei Jahre. Gea hatte sich damals eine neue Struktur mit nur noch zwei Sparten Equipment für standardisierte Maschinen und Solutions für individuellere Lösungen geschaffen. “Das hat sich offensichtlich nicht bewährt”, resümierte Klebert. Er will mit der Rückkehr zu Divisionen, von denen es vier bis sechs künftig geben soll, mehr Transparenz schaffen. Vor allem sollen die Führungskräfte in den Divisionen wieder mehr Ergebnisverantwortung bekommen. Komplexe und unklare Strukturen hätten die Verantwortung des Einzelnen bisher behindert. Ende Juni will Klebert die Grundzüge der neuen Organisation bekannt geben, im September ist ein Kapitalmarkttag geplant.”Wir wollen das Vertrauen des Kapitalmarkts wieder gewinnen”, proklamierte Klebert. Mit sieben Gewinnwarnungen seit 2016 hat Gea einiges ihrer Glaubwürdigkeit verspielt. Das Ebitda als zentrale Prognosekennziffer wird künftig nur noch um Restrukturierungskosten bereinigt. Für 2019 erwartet Gea hier einen Wert von 450 bis 490 Mill. Euro, die Vergleichszahl des Vorjahres liegt bei 535 Mill. Euro. Darin ist die erstmalige Anwendung des Leasingstandards IFRS 16 enthalten. Abgeschafft wird die umständliche Cash-flow-Treiber-Marge, die Gea seit einigen Jahren prognostiziert. Stattdessen gibt der Vorstand die Erwartung für die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) bekannt. Sie liegt für 2019 bei 8,5 bis 10,5 %, während im vergangenen Jahr 11,5 % erzielt wurden. “Gea hat Potenzial weit über dem, was wir 2019 planen”, betonte Klebert. “2019 wird ein Jahr der Veränderung.”In der IT bei Gea hapert es ganz gewaltig. Unter anderem ist die Unterstützung bei technischen Problemen der Mitarbeiter outgesourct und viel zu langsam. Das lähmt laut Klebert die Organisation. 50 zusätzliche IT-Fachleute soll kurzfristig eingestellt werden.Angehen will Klebert auch den Einkauf. Bis jetzt existieren drei Einkaufsorganisationen in drei Vorstandsressorts, Gea arbeitet für ein Einkaufsvolumen von 2,5 Mrd. Euro mit mehr als 25 000 Lieferanten zusammen. Zu viel und zu teuer, beschied Klebert. Auch das Porfolio des auf die Nahrungsmittelindustrie fokussierten Konzerns will der neue Chef durchforsten, allerdings sieht er Gea grundsätzlich gut positioniert. “Es sind sicher keine allzu großen Veränderungen zu erwarten.”Über einen längeren Zeitraum plant Klebert Produktionsverlagerungen. Die Produktion sei zu europalastig und stellenweise zu kleinteilig. Er wolle mit den Produktionen näher an die Absatzmärkte heranrücken. AkquisitionsstoppVon weiteren Zukäufen, wie Gea sie in der Vergangenheit regelmäßig getätigt hat, will Klebert erst einmal Abstand nehmen. “Es gilt ein Akquisitionsstop so lange, bis wir unsere Hausaufgaben gemacht haben.” Danach würden Unternehmenskäufe aber wieder ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie werden.Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem Umsatzrückgang. Im zuletzt rückläufigen Geschäft mit Milchverarbeitern sieht der neue Chef die Talsohle mittlerweile erreicht.—– Wertberichtigt Seite 8- Personen Seite 16