Neuer Rettungsversuch bei Alno

Beim Küchenhersteller stehen einmal mehr alle Aktivitäten auf dem Prüfstand

Neuer Rettungsversuch bei Alno

Von Isabel Gomez, StuttgartSeit der Küchenhersteller Alno aus dem schwäbischen Pfullendorf 1995 an die Börse gegangen ist, kämpft der Konzern mit Schwierigkeiten. Bis auf wenige Ausnahmen schrieb Alno bei einem zuletzt wachsenden Markt jährlich Verluste. Nach den ersten neun Monaten 2016 stand bei Alno trotz eines Umsatzanstiegs auf 365,9 Mill. Euro ein operativer Verlust (Ebitda) von 11,7 Mill. Euro zu Buche. Im Gesamtjahr sollen Erlöse und Ebitda stark steigen. Ob es zu einem Gewinn reicht, ist ungewiss.Nun kündigte das Management die Streichung von 350 Stellen in der Verwaltung an, 250 davon im Inland. Die Kürzungen sollen zügig umgesetzt werden und bereits im laufenden Jahr 20 Mill. Euro sparen sowie für ein “deutlich positives Ebitda” sorgen. Das Restrukturierungsprogramm geht vom neuen Haupteigner des Konzerns – der Unternehmerfamilie Hastor – aus. Ihr Investmentvehikel Tahoe Investors hatte im Zuge der Übernahme einen Plan vom Management gefordert.Aus dem Umfeld des Investors ist zu hören, dass Tahoe den jetzigen Beschluss des Alno-Aufsichtsrates begrüße. Offenbar hatte die Familie Hastor, der auch die Prevent-Gruppe gehört, die im vergangenen Sommer mit Volkswagen über einen stornierten Auftrag gestritten und so die Bänder in Wolfsburg zum Stillstand gebracht hatte, Widerstand gegen starke Einschnitte befürchtet. Um einer Blockade vorzubeugen, sitzen mit Finanzchef Christian Brenner und den Aufsichtsräten Christian Becker, Almir Jazvin, Detlef Niefindt und Mensur Sacirovic bereits mehrere Vertraute der Hastors in den Alno-Führungsgremien. Becker, Syndikus der Prevent-Gruppe und Geschäftsführer des Zulieferers Prevent DEV in Wolfsburg, ist gar Aufsichtsratsvorsitzender (vgl. BZ vom 25.11.2016). Kein Erfolg mit MaßnahmenObwohl die Stellenstreichungen die bisher umfangreichste Personalmaßnahme darstellen, die Alno in den vergangenen Jahren durchgeführt hat, ist der Erfolg ungewiss. Denn die Zentralisierung der Verwaltung war bereits 2014 und 2015 das zentrale Konzernziel und mit dem Abbau von 100 Stellen verbunden. Deutliche Fortschritte brachte das Programm jedoch nicht. Genau wie die 85 Entlassungen am Standort Enger 2013, wo Küchen der Marke Wellmann gefertigt werden, oder die Streichung von 80 Stellen in Arbon/Schweiz, nach der Übernahme der Schweizer AFP-Küchen 2014.Die Stellenstreichungen könnten indes noch nicht alles gewesen sein. “Weitere Konzernaktivitäten und -prozesse werden derzeit noch unter Kosten- und Effizienzgesichtspunkten geprüft”, gab Alno bekannt. Dabei werde auch beraten, ob alle Konzernbereiche bestehen bleiben sollen, heißt es aus dem Tahoe-Umfeld. Beschlüsse gebe es dazu allerdings noch nicht. “Alles auf den Prüfstand” hatte Alno allerdings bereits 2014 gestellt und im Mai 2015 die Tochter Impuls Küchen verkauft – ohne langfristig positiven Effekt.Fest steht bei Alno derzeit nur, dass die Prevent-Gruppe mit der Übernahme maroder Unternehmen Erfahrung hat. Und mit deren Weiterführung und Abwicklung, je nach Fall. Jede strategische Marschrichtung des Alno-Vorstands, der auf seinem bisherigen Restrukturierungsweg keinen Erfolg hatte, wird von den neuen Hauptaktionären daher genau geprüft werden.