Neues US-Autowerk zieht Voestalpine nach unten
cru Düsseldorf – Die globalen Handelsstreitigkeiten und Produktionsprobleme in einem neuen US-Werk für Autoteile in Cartesville haben trotz Rekorderlösen bei Voestalpine im Geschäftsjahr 2018/2019 den Gewinn um fast die Hälfte einbrechen lassen. Für eine drohende Kartellstrafe wegen des Verdachts auf Preisabsprachen bei Grobblech musste der Konzern vorsorglich Geld beiseitelegen. Hinzu kamen Kosten für die notwendige Generalerneuerung des größten Hochofens am Stammsitz in Linz. Ausblick enttäuscht Österreichs größter Stahlhersteller und Autozulieferer übertraf zwar laut J.-P.-Morgan-Analyst Luke Nelson und Goldman-Sachs-Analyst Eugene King die Erwartungen für das operative Ergebnis im vierten Quartal. Kernpunkt sei aber der enttäuschende Ausblick auf das operative Ergebnis im Geschäftsjahr 2019/20 und die Kürzung der Dividende für 2018/19 um 21 % auf 1,10 Euro nach zuvor 1,40 Euro. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass im Geschäftsjahr 2017/18 Rekordgewinne eingefahren wurden, erklärte das Management.Der neue Vorstandschef Herbert Eibensteiner erwartet aufgrund der zunehmenden konjunkturellen Eintrübung offenbar einen stagnierenden Gewinn: “Der Vorstand arbeitet intensiv daran, 2019/20 trotz weiter wachsender wirtschaftlicher Unwägbarkeiten eine – gemessen am abgelaufenen Geschäftsjahr – stabile Entwicklung des operativen Ergebnisses zu erreichen”, sagte Vorstand Eibensteiner, derzeit Chef der Stahlsparte, der am 3. Juli 2019 auf der Hauptversammlung den Vorstandsvorsitz von Wolfgang Eder übernehmen wird, der den Konzern seit 15 Jahren geführt hat. Als größte interne Herausforderung nannte Eder die Abarbeitung der operativen Themen in den US-Werken, um die anspruchsvollen Volumensteigerungen zu begleiten. Gewinn bricht einTrotz eines Umsatzanstiegs von rund 5 % auf ein Allzeithoch von 13,6 Mrd. Euro brach der Gewinn nach Steuern in den zwölf Monaten bis Ende März wegen der diversen Belastungen um rund 44 % auf 459 Mill. Euro ein, wie das Unternehmen am Mittwoch in Linz mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) schmolz um knapp 34 % auf 779,4 Mill. Euro, das Ebitda sank um rund 20 % auf 1,56 Mrd. Euro.Bei Investoren kamen die Zahlen nicht gut an. Der Aktienkurs fiel zuletzt um 0,5 % auf 23,79 Euro und hat über zwölf Monate 40 % eingebüßt. Der Börsenwert des Konzerns hat sich angesichts des schwierigen Geschäftsumfelds seit Juni 2018 halbiert auf 4,3 Mrd. Euro.Der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die Unsicherheit durch den nach wie vor ungelösten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sorgen dafür, dass das Unternehmen keine großen Sprünge machen kann. Außerdem spürte Voestalpine die Umbrüche in der Autoindustrie – dem wichtigsten Kunden -, wie die Einführung des neuen Abgasprüfsystems WLTP. Diese hatte bei vielen Autoherstellern zu Auslieferproblemen geführt. Der scheidende Vorstandschef Eder rechnet für Europa weiterhin mit einer wirtschaftlichen Abschwächung, die möglicherweise noch bis ins Jahr 2020 andauern könnte.