EINZELHANDEL UNTER DRUCK

Next punktet im Weihnachtsgeschäft

Modekette setzt mehr um, ohne die Preise senken zu müssen - Weniger Kunden bevölkern die britischen Einkaufsstraßen

Next punktet im Weihnachtsgeschäft

Die Modekette Next hat im Weihnachtsgeschäft erneut zu den Gewinnern im britischen Einzelhandel gehört. Es lief so gut, dass eine Erhöhung des Gewinnziels möglich wurde. Andere taten sich erheblich schwerer, Käufer in ihre Niederlassungen zu locken. Die Joy Group verabschiedete sich in die Insolvenz.hip London – Die Modekette Next hat im Weihnachtsgeschäft ihre eigenen Erwartungen übertroffen und das Gewinnziel für das Gesamtjahr erhöht. Für die neun Wochen zum 28. Dezember wies das Unternehmen mit Artikeln, die ohne Rabatt über die Ladentheke gingen, ein Umsatzwachstum von 5,2 % aus. Das entspricht auf Zwölf-Monats-Sicht einem Wachstum von 3,6 %. Das Vorsteuerergebnis soll deshalb bei 727 Mill. Pfund liegen – 2 Mill. Pfund mehr als bislang avisiert. “Im Gegensatz zu vielen auf der High Street trumpft Next mit einem Umsatz über den internen Vorhersagen auf”, schrieb Sophie Lund-Yates, Analystin bei Hargreaves Lansdown. In vielen Läden habe es am Boxing Day, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, den viele Briten für die Schnäppchenjagd nutzen, ziemlich trostlos ausgesehen. Dem Datenanbieter Spring-board zufolge lag die Zahl der Kunden, die am 26.12. die Einkaufsstraßen und Shopping-Center bevölkerten, um 8,6 % niedriger als ein Jahr zuvor. Das schlechte Wetter mag eine Rolle gespielt haben, allerdings werden auch so immer mehr Einkäufe online getätigt. Tausende Niederlassungen weniger erfolgreicher Einzelhändler wurden bereits geschlossen. Bekannte Namen wie die Arcadia-Gruppe von Philip Green werden nun radikal restrukturiert. Wettbewerbsdruck steigtNachlassender Inflationsdruck, die schwache Verbrauchernachfrage und der intensive Wettbewerb trugen dem British Retail Consortium zufolge dazu bei, dass die Preise im Einzelhandel im Dezember erneut gesunken sind. Insgesamt gingen sie im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,4 % zurück, für Non-Food-Artikel gar um 1,5 %. “Der Wettbewerb um das frei verfügbare Einkommen der Einkäufer hat sich im Dezember intensiviert”, sagte Mike Watkins, Head of Retailer and Business Insight beim Marktforscher Nielsen. “Die Rabatte waren größer und wurden früher gewährt, während sich die Einzelhändler noch mehr Mühe geben mussten, um die Verbraucher zum Einkaufen zu bewegen.”Die Branche ist längst zum Ziel für Leerverkäufer geworden. Das gilt nicht nur für problembeladene stationäre Einzelhändler wie Kingfisher und Marks & Spencer. Auch der Internet-Modehändler Asos ist ins Visier der Hedgefonds gerückt. Dem Centre for Retail Research zufolge scheiterten im vergangenen Jahr 43 Unternehmen der Branche – vom Pfandleiher Albemarle & Bond bis hin zum Yuppieausstatter Jack Wills – mit insgesamt 2 051 Filialen. 2018 schlossen ebenfalls 43 Firmen mit 2 594 Niederlassungen für immer die Pforten. Anleger, die im vergangenen Jahr auf erfolgreiche Vertreter der Branche wie JD Sports Fashion (+140 %) oder Dunhelm (+ 122 %) setzten, konnten ihren Einsatz dagegen mehr als verdoppeln. Die Aktien von Next verteuerten sich um 76 %. Aber auch an Next gehen die Veränderungen im Einkaufsverhalten der Verbraucher nicht spurlos vorbei: Der Erlös der Filialen schrumpfte in den neun Wochen zum 28. Dezember um 3,9 %. Dafür legte der Umsatz im Internet um 15,3 % zu. “Ein gesundes Online-Geschäft ist keine schlechte Sache, aber idealerweise sähen die Zahlen aus den Filialen etwas weniger düster aus”, schrieb Lund-Yates. Für das kommende Jahr stellte das Management ein Wachstum des Umsatzes mit nicht heruntergesetzter Ware von 3,0 % und ein nahezu stagnierendes Vorsteuerergebnis von 734 Mill. Pfund in Aussicht.Unterdessen kündigte die Modekette Joy Group an, sich zum dritten Mal in die Zahlungsunfähigkeit zu verabschieden. Im September 2008 war das Unternehmen erstmals kollabiert. Gründerin Joy Maureen Chadha rettete zwölf Niederlassungen. Vor zwei Jahren erwarb sie das Unternehmen aus der Insolvenz. Nun stehen 182 Stellen in zehn Niederlassungen auf dem Spiel. Noch vor Weihnachten gab die Buchhandelskette The Book People (393 Beschäftigte) auf.