Nichts als Ärger

Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 9.12.2017 Das Jahr 2017 hat die europäische Luftfahrtbranche kräftig durcheinandergewirbelt. Air Berlin und Alitalia gingen spektakulär pleite. Auch bei gesunden Airlines hat sich der Wohlfühlfaktor...

Nichts als Ärger

Von Heidi Rohde, FrankfurtDas Jahr 2017 hat die europäische Luftfahrtbranche kräftig durcheinandergewirbelt. Air Berlin und Alitalia gingen spektakulär pleite. Auch bei gesunden Airlines hat sich der Wohlfühlfaktor merklich verschoben. Die zuvor hochfliegende Ryanair hat seit einigen Monaten operativ derart zum Sturzflug angesetzt, dass nicht nur Kunden, sondern auch Anleger besser dran waren, wenn sie den Flieger gewechselt haben. Die Ryanair-Aktie ist in den vergangenen drei Monaten in heftige Turbulenzen geraten und konnte zuletzt nur mühsam eine Flughöhe von – 5 % erreichen; dagegen ist die Lufthansa-Aktie mit + 30 % im Höhenflug.Lufthansa ist dabei, dem Expansionsdrang des irischen Billigfliegers auf dem lukrativen deutschen Markt einen empfindlichen Dämpfer zu verpassen. Die lautstarken Proteste der Iren gegen das “abgekartete Spiel” zwischen Lufthansa und Bundesregierung bei der Aufteilung von Air Berlin verhallen bisher ungehört. Im Kampf um den Zugang zum Flughafen Berlin Tegel, wo Ryanair neun Flugzeuge stationieren will und dafür “in Kürze” eine Bestätigung der benötigten Start- und Landerechte erwartet, geht es auch nicht recht voran, weil offenbar niemand sonst die Slot-Übernahme von Easyjet bei Air Berlin für “fragwürdig” hält.Darüber hinaus wird dem auf seine Effizienz bedachten Low-Cost-Carrier der eigene Schlankheitswahn zum Verhängnis. Das Personal ist nicht nur günstig, sondern der Personalkörper so schlank, dass er das immer üppigere Angebot nicht stemmen kann. Von früherer Pünktlichkeit weit entfernt kämpft Ryanair inzwischen massiv mit Verspätungen und hat dafür just eine Rüge der Flugaufsicht in Frankfurt eingefangen, wo die Gesellschaft ganz neu am Start ist, aber bei der Landung regelmäßig das Nachtflugverbot verletzt hat. Hier muss Ryanair nun mit mehr Kapazitäten nachsteuern.Deutlich üppiger soll künftig auch die Entlohnung des Personals ausfallen. Die Airline will allerdings weiterhin keine gewerkschaftlich geführten Verhandlungen mit ihren Crews und sieht sich nun mit Streikdrohungen in Irland und Italien konfrontiert. Das Unternehmen droht seinerseits bereits gewährte Gehaltserhöhungen zurückzunehmen. Allerdings dürften sich viele Investoren fragen, wie es dem Management gelingen soll, den katastrophalen Pilotenmangel, der im September zur Streichung von 700 000 Flügen geführt hatte, im Clinch mit der Belegschaft zu beheben. Ryanair hat lange sehr einseitig die Investoren beglückt und die Mitarbeiter gedrückt. Damit ist es wohl vorbei. ——–Ryanair wird von Lufthansa abgehängt und droht ihren streikbereiten Piloten mit Vergeltung.——-