Nidec auf Einkaufstour in Deutschland
Die japanische Nidec, einer der größten Elektromotorenhersteller der Welt, stärkt ihr Portfolio in der Robotik durch Zukäufe in Deutschland. Nun gab das Unternehmen, das zu den 15 wertvollsten in Japan gehört, den Kauf des Getriebeherstellers MS-Graessner bekannt.mf Tokio – Der japanische Elektronik- und Maschinenbauriese Nidec erwirbt den deutschen Getriebehersteller MS-Graessner aus Dettenhausen. Außerdem plant die japanische Gruppe nach Informationen der Finanzzeitung “Nikkei” die Übernahme von vier weiteren deutschen Produzenten von Roboterteilen und Werkzeugmaschinen. Dafür stünden 50 Mrd. Yen (388 Mill. Euro) zur Verfügung. Die Verhandlungen liefen bereits, der nächste Abschluss erfolge noch im September. Nidec wollte den Bericht nicht bestätigen. Die Unternehmensgruppe aus Kyoto wurde mit Präzisionsmotoren etwa für Festplatten groß und expandiert seit einiger Zeit weltweit in den Automobil- und Robotiksektor.Im Vorjahr kaufte Nidec für 1,2 Mrd. Dollar den US-Motorproduzenten Emerson Electric. Ein Gemeinschaftsunternehmen von Nidec mit der Opel-Mutter PSA für Autoelektromotoren mit einer Startinvestition von 220 Mill. Euro hat in diesem Jahr in Frankreich den Betrieb aufgenommen. Ein zweites Expansionsfeld der Japaner sind Kompressoren und Pumpen. Hier verleibte sich Nidec in diesem Jahr die Kompressorsparte von Whirlpool für 1 Mrd. Dollar ein. Knapp 39 Mill. Euro Die baden-württembergische MS-Graessner erzielte mit 166 Mitarbeitern 2017 einen operativen Ertrag von 2,1 Mill. Euro. Der Kaufpreis beträgt laut “Nikkei” knapp 39 Mill. Euro. Das entspräche dem 1,8-Fachen des letzten Umsatzes. Der Zukauf wird über die japanische Nidec-Shimpo abgewickelt, die ebenfalls Getriebe herstellt, aber mit anderen Spezifikationen. Beide Getriebesorten werden unter anderem zur Bewegungskontrolle der Arme von Industrierobotern eingesetzt.Die Übernahme erweitert daher das Portfolio von Nidec-Shimpo. Auch regional ergänzt man sich gut: MS-Graessner ist im deutschsprachigen Raum stark, Nidec-Shimpo dagegen in Japan, China sowie Nord- und Südamerika. Durch den Zukauf kommen die Japaner an das Vertriebsnetz von MS-Graessner in Deutschland und Österreich, das sie auch für eigene Produkte nutzen wollen. Außerdem will Nidec auf den deutschen Anlagen von MS-Graessner künftig ein eigenes neues Schaltgetriebe produzieren, das man europäischen Roboterherstellern wie ABB anbieten will.Nidec gehört zu den 15 wertvollsten Unternehmen Japans. Zum 1. Juni hatte der inzwischen 74-jährige Gründer Shigenobu Nagamori das operative Geschäft an den 51-jährigen Hiroyuki Yoshimoto abgegeben, der früher bei Nissan war. Nagamori bleibt jedoch Verwaltungsratsvorsitzender und CEO. Laut seiner “Vision 2020” soll der Umsatz der Gruppe vor allem durch Unternehmenskäufe um rund 4 Mrd. Euro steigen.