M&A

Niedrige Bewertungen bremsen Übernahmegeschäft

Die Unternehmensberatung Bain rechnet mit einer Belebung des zuletzt schwachen Geschäfts mit Firmenübernahmen. Denn viele Verkäufe seien aufgeschoben worden und die Zinsen könnten sinken.

Niedrige Bewertungen bremsen Übernahmegeschäft

Tiefe Bewertungen bremsen M&A-Geschäft

Globaler Transaktionswert sinkt um 15 Prozent – Multiple so niedrig wie lange nicht – Bain: Stau wird sich auflösen

hek Frankfurt

Das globale M&A-Volumen ist im vergangenen Jahr um 15% auf 3,2 Bill. Dollar geschrumpft. Das ist der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre, wie aus einem Report der Unternehmensberatung Bain hervorgeht. Zum Jahresende habe das Geschäft aber wieder angezogen. Für das laufende Jahr rechnet Bain mit einer Belebung des weltweiten M&A-Geschäfts. Begründung: die vielen aufgeschobenen Verkäufe und mögliche Zinssenkungen.

"Der Stau bei den M&A-Transaktionen wird sich aller Voraussicht nach auflösen", glaubt Bain-Partner Kai Grass, der Mergers & Acquisitions (M&A) in Europa, dem Nahen Osten und Afrika leitet. Denn der Handlungsdruck steige. Einige Unternehmen würden verkaufen, um Liquidität zu beschaffen, andere wollten ihre Portfoliobereinigung nicht länger hinauszögern. Zudem hätten sich die Zinsen stabilisiert.

Ebitda-Multiple so niedrig wie lange nicht

Im vergangenen Jahr seien Vertragsabschlüsse vorrangig an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert, geht aus der Befragung von 300 M&A-Verantwortlichen hervor. Für mehr als zwei Drittel der Käufer sei das die entscheidende Hürde gewesen. Ebenso viele hätten angegeben, auf ein verbessertes Umfeld zu warten. "Nur wenige Marktteilnehmer waren bereit, zu Tiefstständen zu verkaufen", sagt Grass. Bei strategischen Transaktionen sei nur das 10,1-Fache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gezahlt worden – so wenig wie nie in den vergangenen 15 Jahren.

Behörden schauen genauer hin

Als weiteren Einflussfaktor nennt Bain verschärfte Prüfungen durch Aufsichtsbehörden. Diese hätten in den vergangenen zwei Jahren weltweit Firmenübernahmen im Volumen von mindestens 361 Mrd. Dollar hinterfragt – und bei nahezu allen letztlich genehmigten Deals Auflagen erlassen. Die Prüfungen kosten Zeit: Mittlerweile lägen bei umstrittenen Transaktionen zwischen Ankündigung und Closing im Schnitt zwölf Monate.

Den größten Einbruch gab es 2023 im Technologiesektor (Werteinbuße: 43%), während Energie und Gesundheit deutlich zulegten. Auch hinsichtlich der Käufergruppen gibt es auffällige Unterschiede: Während Private-Equity-Fonds sich zurückhielten (minus 37%), blieben strategische Investoren am Ball, so dass sich hier der Rückgang auf 6% beschränkt.

Zwei große Deals in Deutschland

In Deutschland prägten die 13,2 Mrd. Dollar schwere Übernahme der Viessmann-Klimasparte mit dem Wärmepumpengeschäft durch den US-Konzern Carrier Global und die Übernahme des Gas- und Ölkonzerns Wintershall Dea durch die britische Harbour Energy (9,9 Mrd. Dollar) das M&A-Geschehen. Trotz dieser Großdeals ging der Wert strategischer M&A-Transaktionen in Deutschland um 9% auf 67 Mrd. Dollar zurück. Einschließlich Finanzinvestoren und weiterer Player belief sich der Transaktionswert auf 92 Mrd. nach 114 Mrd. Dollar 2022.

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