Niedriger Ölpreis macht Linde zu schaffen
jh München – Eine leicht nach unten veränderte Umsatzprognose und höhere Ausgaben für Restrukturierungen haben die Aktionäre von Linde erschreckt. Der Aktienkurs des Münchner Industriegase- und Anlagenherstellers fiel am Mittwoch in der Spitze um 5 %. Zum Handelsschluss lag der Dax-Titel mit 167,60 Euro noch 1,9 % im Minus. Wegen des abgeschwächten Geschäfts im Anlagenbau als Folge des niedrigen Ölpreises rechnet der Konzern für das gesamte Jahr nun mit einem Umsatz von 17,9 Mrd. bis 18,5 (i.V. 17) Mrd. Euro. Bisher hatte der Vorstand 300 Mill. bis 500 Mill. Euro mehr in Aussicht gestellt.Die Vorhersage für das operative Ergebnis bleibt bei 4,1 Mrd. bis 4,3 (3,9) Mrd. Euro, vor allem dank positiver Währungseffekte. Nicht enthalten in dieser Spanne sind allerdings Kosten für die Neuordnung des Geschäfts in Australien, Südafrika und Südamerika. Wegen der Konjunkturschwäche in diesen Märkten verringert Linde die Kapazitäten dort stärker als geplant. Das koste zusätzlich 100 Mill. Euro und insgesamt 250 Mill. Euro, sagte Finanzvorstand Georg Denoke in einer Telefonkonferenz mit Analysten. 66 Mill. Euro davon wurden 2014 verbucht, 138 Mill. Euro in der ersten Hälfte 2015. Der Rest soll bis Jahresende folgen. “Dann ist das beendet”, ergänzte Denoke.Auf der anderen Seite erhofft sich Linde in diesen drei Regionen zusätzliche Einsparungen von 60 bis 80 Mill. Euro, insgesamt 180 Mill. Euro. Der Zeitplan lautet, 40 Mill. Euro in diesem Turnus zu erzielen, 80 Mill. im nächsten und 60 Mill. Euro nach dem Jahr 2016.Der Anlagenbau mache von diesen Restrukturierungskosten nur einen kleinen Teil aus, fügte ein Sprecher von Linde hinzu. In dem Geschäftsfeld sank der Umsatz im zweiten Quartal auf 683 (717) Mill. Euro. Der Auftragsbestand verringerte sich seit Ende 2014 um gut 10 % auf 4,2 Mrd. Euro. “Wegen des niedrigen Ölpreises verschieben viele Kunden, vor allem in der Petrochemie, ihre Investitionen”, berichtete Finanzchef Denoke. Ein größeres Projekt verzögere sich. Da Linde auch in der zweiten Jahreshälfte eine Nachfrageschwäche erwartet, wurde die Umsatzprognose 2015 für den Anlagenbau auf 2,5 Mrd. bis 2,7 Mrd. Euro verringert – von bisher 3 Mrd. bis 3,3 Mrd. Euro. Stark in NordamerikaDennoch hat der Konzern im zweiten Quartal leicht an Dynamik gewonnen, wie es der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Büchele formuliert. Das lag am Gasesegment, vor allem am Zuwachs in Nordamerika und der Gesundheitssparte. So stieg der Konzernumsatz um 11 % auf 4,6 Mrd. Euro. Bereinigt um Währungseffekte bleibt ein Plus von 0,7 % übrig. Das operative Ergebnis legte um fast 13 % auf 1,1 Mrd. Euro zu, währungsbereinigt um 1,8 %. Das Nettoergebnis verringerte sich dagegen aufgrund der gestiegenen Restrukturierungskosten auf 279 (334) Mill. Euro.Dank der positiven Währungseffekte erhöhte Linde die Umsatzprognose für die Gasesparte leicht auf 15,1 Mrd. bis 15,5 Mrd. Euro. Für das operative Ergebnis dieses Segments strebt Linde nun 4,1 Mrd. bis 4,3 Mrd. Euro an. Für den Anlagenbau rechnet Linde mit einer operativen Marge von rund 8 %. Bezogen auf die Umsatzprognose bedeutet dies ein operatives Ergebnis von 200 Mill. bis 216 Mill. Euro. Werden die Erwartungen an beide Segmente addiert, ergäbe sich für den Konzern eine Vorhersage von 4,3 Mrd. bis 4,5 Mrd. Euro. Doch müssten davon Konsolidierungseffekte von rund 200 Mill. Euro abgezogen werden, sagte der Unternehmenssprecher.