Nikon fertigt in Japan keine Kameras mehr
mf Tokio – Nach mehr als 70 Jahren stellt Nikon die Produktion von Kameras in Japan ein. Die bisherige, 1971 in Betrieb genommene “Mutterfabrik” in Sendai fertigt keine Gehäuse von Foto- und Videokameras mehr und liefert künftig nur noch einige hochwertige Teile im Videobereich an die designierte Zentralfabrik in Thailand, die Nikon seit 1990 betreibt. Die Produktion der neuen spiegellosen Top-Modelle Z6 und Z7 wurde soeben dorthin verlegt. Ab Anfang 2021 läuft auch das Flaggschiffmodell D6 in Thailand vom Band. Die Fabrik in Sendai wird künftig Lidar-Sensoren für Fremdunternehmen produzieren und Start-ups als Experimentierfeld dienen.Mit diesem historischen Einschnitt reagiert Nikon, in Japan hinter Canon die Nummer 2 der Branche, auf die dramatisch sinkende Nachfrage nach Amateur- und Profi-Kameras vor allem infolge der Verbreitung des Smartphones. Nach Einschätzung des Herstellers wird der Kameramarkt in den sechs Jahren bis März 2022 um 57 % schrumpfen. Daher will Nikon die Betriebskosten der Sparte im gleichen Zeitraum um 59 % drücken. Dafür strich man in diesem Jahr schon 700 Jobs in Thailand und Laos. Zugleich wandert der Fokus auf hochwertige Modelle mit großen Objektiven, was höhere Margen verspricht.Auf diese Weise will das Unternehmen auch bei einem Jahresumsatz von weniger als 150 Mrd. Yen (1,2 Mrd. Euro) noch einen Gewinn erzielen. Im ersten Geschäftshalbjahr zwischen April und Juni sackte der Spartenumsatz durch die Auswirkungen der Pandemie um 46 % auf 64,4 Mrd. Yen (944 Mill. Euro) ab.Unterm Strich fiel ein Verlust von 27,4 Mrd. Yen (217 Mill. Euro) an. Im gesamten Turnus erwartet Nikon einen Umsatzrückgang im Kamerageschäft von 38 % auf 140 Mrd. Yen und einen Spartenverlust von 45 Mrd. Yen (357 Mill. Euro). Zwar werden insgesamt 20 Mrd. Yen an Kosten eingespart, aber zugleich muss Nikon 15,6 Mrd. Yen an Lagerbeständen abschreiben.