Nissan muss Subventionen erneut beantragen
hip London – Der britische Wirtschaftsminister Greg Clark hat im Unterhaus Einzelheiten des Deals offengelegt, mit dem der japanische Autohersteller Nissan nach dem EU-Referendum zum Bleiben bewogen werden sollte. In einem Schreiben an Carlos Ghosn, den mittlerweile in Japan inhaftierten Chef des Unternehmens, offerierte Clark im Oktober 2016 ein bis zu 80 Mill. Pfund schweres “Unterstützungspaket” für Qualifizierung, Forschung & Entwicklung sowie Innovationen.”Die Regierung wird unter allen Umständen sicherstellen, dass Großbritannien einer der wettbewerbsfähigsten Standorte für die Autoindustrie und andere Zweige des verarbeitenden Gewerbes bleibt, sowohl in Europa als auch weltweit, einschließlich von Werken wie Sunderland, die von kritischer Bedeutung für die Wirtschaft des Nordostens von England sind”, heißt es dort. Voraussetzung für den Erhalt der Mittel sei, dass die Modelle Qashqai und X-Trail in Sunderland gefertigt werden, heißt es darin. Im Juni 2018 ging es offenbar nur noch um 61 Mill. Pfund, wie einem Schreiben Clarks an Rachel Reeves, die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, zu entnehmen ist. Am Ende seien 2,6 Mill. Pfund für Qualifizierungsmaßnahmen und Umweltschutzmaßnahmen geflossen, sagte Clark. Weitere Mittel müsse Nissan erneut beantragen, weil sich die Voraussetzungen geändert hätten. Das Unternehmen hatte sich Anfang der Woche dazu entschlossen, die nächste Generation des SUV-Modells X-Trail im japanischen Kyushu herzustellen (vgl. BZ vom 5. Februar). Clark zufolge bedeutet das, dass 741 neue Arbeitsplätze nicht geschaffen werden.Nicky Morgan, die Vorsitzende des Finanzausschusses, forderte die unverzügliche Veröffentlichung sämtlicher Einzelheiten des Deals. Vor zwei Jahren hatte die Regierung noch dementiert, dass solche Zusagen gemacht wurden.”Brexit ist ein Nebenschauplatz der breiteren Veränderungen in der Autoindustrie”, sagte der Beschaffungsexperte Jonathan Owens, der an der University of Salford Business School unterrichtet. Man müsse die weltweit rückläufige Verbrauchernachfrage berücksichtigen, sowohl nach Fahrzeugen mit Diesel- als auch mit Benzinmotoren. “In Verbindung mit dem schwachen Absatz von Nissan in Europa dürfte das bei der Entscheidung eine große Rolle gespielt haben”, sagte Owens. Wie der britische Autoverband SMMT mitteilt, ging die Zahl der Neuzulassungen im Januar um 1,6 % zurück.