Nissan senkt erneut das Gewinnziel

Probleme in den USA - Gegen Ghosn wird ausgeteilt

Nissan senkt erneut das Gewinnziel

mf Tokio – Die japanische Renault-Tochter Nissan streicht die Gewinnziele zum zweiten Mal binnen knapp drei Monaten zusammen. Für das Geschäftsjahr 2018 (bis 31.3.2019) erwartet Japans zweitgrößter Autobauer nur noch einen Betriebsgewinn von 318 Mrd. Yen (2,6 Mrd. Euro), 38 % weniger als im Vorjahr und 29 % unter der letzten Prognose. Der Nettogewinn fällt in ähnlichem Umfang auf 319 Mrd. Yen, der niedrigste Wert seit fast einem Jahrzehnt. Die endgültigen Bilanzzahlen kommen am 14. Mai. Neue VorwürfeAls Gründe nannte Nissan Extrakosten durch eine Garantieverlängerung für Fahrzeugmodelle in den USA, das “schwierige Umfeld” im vierten Quartal sowie die Auswirkungen der “jüngsten internen Probleme”. Letzteres bezieht sich offenbar auf die Verhaftung des später abgesetzten Verwaltungsratschefs Carlos Ghosn und die Auseinandersetzungen mit der Konzernmutter Renault über die künftige Zusammenarbeit. Gegen den inhaftierten 65-jährigen Ghosn wurde am Ostermontag eine zweite Anklage wegen Vertrauensbruchs erhoben. Er soll Firmengelder über einen Nissan-Händler in Oman in die eigene Tasche umgeleitet haben.Der japanische Autobauer ist weit von davon entfernt, seine ehrgeizigen Ziele von 8 % Rendite und 30 % Absatzwachstum bis 2023 zu erreichen. Ausgerechnet auf den zwei wichtigsten Auslandsmärkten ist Nissan in die Defensive geraten. In den USA wurden für aggressive Verkaufsziele hohe Rabatte gewährt. Nissan-Chef Hiroto Saikawa bevorzugt nun eine höhere Rendite gegenüber mehr Marktanteil. In China leidet Nissan stärker als Toyota und Honda unter dem schrumpfenden Markt.Saikawa macht die ehrgeizigen Vorgaben von Ghosn für den Gewinneinbruch verantwortlich. Doch der Franzose wollte den 65-jährigen Japaner unbestätigten Berichten zufolge wegen seiner schwachen Leistungen als CEO absetzen. Die Gewinnwarnungen liefern der Konzernmutter Renault nun Argumente für eine stärkere Verzahnung mit Nissan bis hin zu einer Fusion. Exodus von ManagernAnalysten sehen den Exodus von ausländischen Managern, die von Ghosn zu Nissan geholt wurden, als einen gewichtigen Grund für die Ertragskrise. Der jüngste Abgang ist Daniele Schillaci, der Vize-Präsident für Vertrieb und Marketing, der zum 15. Mai geht. Sein Nachfolger wird der bisherige Chief Competitive Officer Yasuhiro Yamauchi (63), der auch den seit November 2013 vakanten Posten des Chief Operating Officer übernimmt. Damit widersetzt sich Nissan dem Wunsch von Renault, einen eigenen Manager mindestens als COO zu beschäftigen. Stattdessen wird Renault-Qualitätschef Christian Vandenhende nur Vize-COO.