Nissan spürt den Geist von Ghosn
Das Untersuchungsgefängnis im Norden von Tokio und die Nissan-Zentrale in Yokohama liegen über 40 Kilometer Luftlinie auseinander. Doch Hiroto Saikawa spürt den Geist von Carlos Ghosn direkt über sich. Der Nissan-Chef will das Erbe des Ex-Chairmans überwinden und den Autobauer aus dem Griff des Mutterkonzerns Renault winden. Die Vorlage der Quartalsbilanz nutzte der 65-jährige Japaner dafür, um Ghosn wieder einmal zu diskreditieren. Er machte seinen Ex-Mentor für das schlechte Nordamerikageschäft verantwortlich und buchte eine Rückstellung von 74 Mill. Euro für noch nicht gezahltes Ghosn-Gehalt in die Bilanz. Dabei ist die Rechtmäßigkeit dieser Vergütung noch gar nicht geklärt. Doch Saikawa wollte das Fehlverhalten von Ghosn unbedingt erneut betonen. Allerdings lässt sich sein Kleinkrieg gegen den einstigen Nissan-Retter auch damit erklären, dass Saikawa als Manager Ghosn nicht das Wasser reichen kann. Als CEO seit 2017 ist nämlich Saikawa – nicht Ghosn – für das schlechte Geschäft von Nissan verantwortlich. Deswegen sind auch seine Tage gezählt. mf