Nissan will Carlos Ghosn nach Fehlverhalten feuern
igo/mf Stuttgart/Tokio – Carlos Ghosn, Chef der Auto-Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi, ist in Japan festgenommen worden, sitzt in Untersuchungshaft und steht vor dem Rauswurf bei Nissan. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verstöße gegen Finanzmarktregeln vor. Ghosn soll in Berichten an die Börse die Höhe seines Einkommens als Verwaltungsratschef des japanischen Autokonzerns Nissan jahrelang zu niedrig angegeben haben. Hinzu kämen weitere Verfehlungen wie die private Nutzung von Firmenvermögen, teilte Nissan am Montag mit. Neben Ghosn beträfen die Vorwürfe auch das Verwaltungsratsmitglied Greg Kelly, einen engen Mitarbeiter von Ghosn. “Ich habe dem Verwaltungsrat die Kündigung dieser beiden Personen empfohlen”, sagte Nissan-Vorstandschef Hiroto Saikawa der Presse. Darüber werde bei einer Sitzung am Donnerstag entschieden.Die auf der Plattform Tradegate gehandelten Aktien von Nissan brachen zeitweise um 16 % ein, nachdem Ghosns Verhaftung bestätigt wurde. Für die Renault-Aktie ging es um bis zu 15 % nach unten. Mitsubishi verloren bis zu 5 %. Der 64-jährige Ghosn ist der Architekt der Allianz zwischen der französischen Renault und den japanischen Herstellern Nissan und Mitsubishi und sitzt diesem Bündnis auch vor. Renault hält 43 % an Nissan, die wiederum mit 15 % an den Franzosen beteiligt ist. Nissan gehören 34 % von Mitsubishi Motors. Bei Nissan zog sich Ghosn im April 2017 aus dem Vorstand in den Verwaltungsrat zurück, bei Mitsubishi und Renault ist er dagegen Konzernchef. Sein Vertrag bei Renault wurde erst im Sommer um vier Jahre verlängert.Saikawa kündigte an, die bisher intern geführten Untersuchungen, die nach einem Hinweis aufgenommen wurden, mit den Behörden auszuweiten und zu kooperieren. Es gelte nun, die Auswirkungen auf Geschäftspartner und Kunden von Nissan so gering wie möglich zu halten, sagte er. Renault teilte mit, über die Vorfälle unterrichtet worden zu sein. Man erwarte nun präzisere Informationen zur Sache, stehe zur Allianz und werde die Interessen von Renault innerhalb der Gruppe verteidigen. Auch der Renault-Verwaltungsrat wolle sich schnell treffen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron – der Staat ist mit 15 % an Renault beteiligt – äußerte sich ebenfalls in diese Richtung.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 9