Nordex malt den Investoren ein Regenbogenbild
scd Frankfurt – Trotz eines schwierigen Jahres mit rückläufigen Erlösen und roten Zahlen zeigten sich die Anleger des Windturbinenbauers Nordex am Dienstag zufrieden. In insgesamt leicht positivem Marktumfeld kletterte der Kurs der Nordex-Aktie um 5,1 % auf 13,23 Euro. In den abgelaufenen zwölf Monaten, in denen die Jahresziele sogar unterjährig leicht zurückgenommen werden mussten, kletterte der Börsenwert des Windenergiekonzerns um mehr als die Hälfte auf 1,28 Mrd. Euro. Turnaround in SichtFür den gewachsenen Optimismus auf der Investorenseite war indes nicht der Blick zurück, sondern der Blick nach vorne wesentlich. Ein deutlich gewachsener Auftragseingang im vergangenen Turnus lässt Nordex nach mehreren Jahren mit rückläufigen Erlösen wieder einen deutlichen Umsatzanstieg erwarten. Der Auftragseingang kletterte 2018 um fast drei Viertel auf 4,75 Gigawatt bzw. von 2,2 Mrd. auf 3,6 Mrd. Euro. Verglichen mit 2017 fiel der Auftragseingang geografisch deutlich ausgewogener aus. Stammten im vorvergangenen Jahr noch 86 % der Aufträge für Nordex entweder aus Europa oder Nordamerika, waren es 2018 nur noch 60 %.Allerdings bleibt abzuwarten, ob hier eine dauerhafte Verschiebung stattgefunden hat oder nur ein einmaliger Ausreißer zu beobachten ist. Im Juli hatte Nordex einen Großauftrag in Brasilien an Land gezogen, der den Auftragseingang in Südamerika deutlich befeuert hat. Das in Hamburg ansässige Unternehmen wird dort ab Oktober dieses Jahres für den Energieversorger Enel Green Power den Windpark “Lagao dos Ventos” errichten, der eine Leistung von etwa 595 Megawatt haben soll. Wasser in den WeinDank des gestiegenen Auftragseingangs und weil sich die über Jahre gefallenen Preise in der Windkraft zuletzt wieder stabilisiert haben, sollen die Erlöse im laufenden Turnus auf 3,2 Mrd. bis 3,5 Mrd. Euro steigen. Das wäre nicht nur deutlich mehr als die 2,46 Mrd. Euro aus dem vergangenen Jahr, sondern auch mehr als in den beiden Vorjahren 2017 und 2016. Allerdings goss Vorstandschef José Luis Blanco am Dienstag auch gleich ein wenig Wasser in den Wein der Investoren. Das erste Halbjahr werde noch etwas schwächer ausfallen, warnte er. Erst im zweiten Halbjahr sei dann voraussichtlich ein kräftigerer Erlössprung zu sehen.Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll dabei lediglich im Rahmen des Erlöswachstums vorangebracht werden. Die im vergangenen Jahr von 6,5 % auf 4,1 % eingebrochene Ebitda-Marge wird mit einer Bandbreite von 3,0 bis 5,0 % in der Mitte der Spanne erneut auf einem vergleichbaren Niveau erwartet. Blanco verspricht allerdings, an der Profitabilität zu arbeiten – unter anderem, indem die Produktionsstandorte künftig näher an die Absatzmärkte heranrücken und zudem Produktionskostenvorteile in Ländern wie Mexiko und Argentinien genutzt werden.Der im vergangenen Jahr dank eines Absenkens des Working Capitals ins Positive gedrehte freie Cash-flow (siehe Tabelle) soll auch dieses Jahr im Plus gehalten werden. “Mit stringentem Working-Capital-Management ist uns eine signifikante Verringerung des Working Capitals gelungen, daher konnten wir 2018 auch einen deutlich positiven Free Cash-flow erzielen”, erläuterte Finanzvorstand Christoph Burkhard. Das Thema stehe auch 2019 ganz hoch auf der Agenda.Für Klärungsbedarf sorgte der neu anzuwendende Rechnungslegungsstandard IFRS 15, der laut Nordex für den Einbruch der Eigenkapitalquote von 32,7 % auf 22,8 % ursächlich war. Allein durch die Umstellung reduzierte sich das Eigenkapital um fast 130 Mill. Euro. Zudem trug das um 83,5 Mill. Euro negative Ergebnis zu dessen Abschmelzen bei. Zusammen mit einem Anstieg der Bilanzsumme um knapp eine Viertelmillion Euro führte dies zu einer deutlich reduzierten Eigenkapitalquote.