Nur wenig neue Frauen in Vorständen

Berater von EY beklagen "männliche Monokulturen" an der Spitze von Unternehmen - Dax-Konzerne vorn

Nur wenig neue Frauen in Vorständen

Von den 675 Vorständen in Dax-, MDax-, SDax- und TecDax-Unternehmen sind gerade einmal 45 weiblich – überschaubare sechs Frauen mehr als vor Jahresfrist. Einen merklich höheren Anteil mit gut einem Zehntel Frauen an der Spitze haben Dax-Konzerne.ge Berlin – “Der Fortschritt ist eine Schnecke” hatte Schriftsteller und Nobelpreisträger Günter Grass einst formuliert. Dieser Satz gilt auch – und vor allem – für die Präsenz von Frauen in den Vorständen deutscher Aktiengesellschaften. Gerade einmal 45 Frauen arbeiten Anfang 2017 in den 160 Führungsgremien von Dax-, MDax-, SDax- und TecDax-Unternehmen – sechs mehr als vor Jahresfrist.Wenn die Zahl der Frauen in den Vorständen weiter so langsam steige wie im Vorjahr, werde es bis 2047 dauern, bis ein Drittel der Posten mit Frauen besetzt sei, rechnet die Beratungsgesellschaft EY (ehemals Ernst & Young) vor. “Deutsche Vorstandsetagen sind nach wie vor mehrheitlich männliche Monokulturen”, urteilt Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung in Deutschland – “bei der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, mehr Frauen an die Spitze zu bringen, kommen wir nach wie vor nur mühsam voran”.Tatsächlich werden von den 160 wichtigsten börsennotierten Unternehmen hierzulande nur drei von Frauen geführt. Die im SDax notierte Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA) wird seit Jahresbeginn von Angela Titzrath geleitet. Das von Dolores Schendel geführte Biotechunternehmen Medigene wurde Mitte Dezember in den TecDax aufgenommen. Und im MDax ist Anke Schäferkordt weiterhin Co-CEO bei der Sendergruppe RTL. Alle übrigen 157 Spitzenpositionen sind in männlicher Hand.In drei Viertel aller Führungsgremien sind auch zu Jahresbeginn 2017 überhaupt keine Frauen vertreten, ermittelte EY weiter. Deutlich höher ist das Verhältnis im Blue-Chip-Index Dax, wo 17 der 30 Vorstände eine Frau im Führungsgremium haben. Mindestens zwei weibliche Vorstandsmitglieder seien momentan in sechs Unternehmen (oder knapp 4 %) beschäftigt – immerhin doppelt so viele wie vor einem Jahr. Auch hier dominieren mit Allianz, Daimler, Deutsche Bank, Munich Re und Siemens Dax-Konzerne, gefolgt von der im MDax gelisteten Aareal Bank. Insgesamt sind im Dax gut 11 % aller Vorstände weiblich, während es über alle vier Indizes hinweg nur 6,7 % sind. Gemischte Teams besserDabei gebe es “genügend qualifizierte Frauen für Vorstandsposten”, betont EY-Geschäftsführerin Ana-Cristina Grohnert – “und es hat sich längst herausgestellt, dass gemischte Teams aus Männern und Frauen bessere Leistungen bringen”. Bei EY selbst liege der Frauenanteil in der Geschäftsführung bei 33 %, fügt das Unternehmen “in eigener Sache” an. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels würden Firmen gut daran tun, die zahlreichen gut ausgebildeten und leistungswilligen Frauen durch Förderprogramme, flexible Arbeitszeitmodelle oder Unterstützung bei der Kinderbetreuung “für sich zu gewinnen und an sich zu binden”, so Grohnert weiter.Knapp ein Drittel der Vorstandsfrauen sind für operative Bereiche zuständig – etwa Produktion oder Logistik. Jeweils gut ein Fünftel verantwortet Personal oder sonstige Zentralfunktionen, ermittelte EY weiter. Am höchsten ist der Frauenanteil mit jeweils 14 % in der Telekommunikations- und der Finanzbranche. Abgeschlagenes Schlusslicht ist die IT- oder Software-Branche, wo nur eine von 100 Vorständen weiblich ist.