Nutanix baut auf dezentrale Netzwerke
Für viele Softwarefirmen ist die Cloud Wachstumstreiber Nummer 1. Doch nicht jede Firma kann oder will auf eine Public Cloud setzen – schon aus Sicherheitsaspekten. Mit einer vereinfachten Rechenzentreninfrastruktur und einer hohen Verlässlichkeit verspricht der US-Konzern Nutanix, den Weg in die Private Cloud zu ebnen. Trotz kräftiger Wachstumsraten und bald 1 Mrd. Dollar Umsatz wird indes kein Geld verdient. CEO Dheeraj Pandey hat es damit auch nicht eilig.Von Sebastian Schmid, Frankfurt”Sehen Sie sich etwa Öl- und Gasförderer oder auch Verteidigungsorganisationen an – es gibt eine Tonne von Anwendungen da draußen, die nicht den Luxus eines zuverlässigen Netzwerks haben”, erklärt Nutanix-CEO und -Gründer Dheeraj Pandey, warum er glaubt, dass längst nicht alle Anwendungen künftig über eine große Cloud-Lösung bereitgestellt werden können. “Deshalb wird Rechenkapazität in die Randgebiete ausgelagert werden müssen, wo es keinen zuverlässigen Zugang zu großen Netzwerken gibt.” Die lokalen Datenzentren vor Ort müssten in diesem Umfeld oftmals extrem klein sein. Nutanix habe ihre Software bereits auf winzigen Servern, die so groß sind wie “die Handfläche eines Menschen”, zum Laufen gebracht. Dabei müssten immer noch alle Eigenschaften einer Enterprise Cloud garantiert werden, wie “Geschäftskontinuität, Datenschutz, Datenduplizität und Informationspriorisierung”.Kunden gewinne man in fast allen Branchen – “überwiegend mittelgroße Unternehmen”, erklärt der CEO. Etwa 35 bis 40 % der Erlöse erwirtschaftet Nutanix bislang außerhalb der USA. Die Region Europa, Nahost und Afrika (EMEA) trage derzeit 20 bis 25 % zum Umsatz bei. “Die Schlüsselmärkte in EMEA sind für uns Deutschland, Frankreich, England, Niederlande und Südafrika”, erklärt Pandey. “Wir sind überzeugt, dass die mittelgroßen Unternehmen in Deutschland sehr interessant für uns sind, weil sie eher als ihre amerikanischen Pendants ihre Infrastruktur besitzen möchten, anstatt sie nur zu mieten.” Bislang zählten unter anderem einige der größten Einzelhandelskonzerne des Landes zu den Kunden. Auch im Dienstleistungssektor sei Nutanix auf Interesse gestoßen. HochdefizitärIm Ende Juni abgelaufenen Jahr legte der Umsatz des IT-Konzerns weltweit um drei Viertel auf knapp 770 Mill. Dollar zu. Zugleich zogen die Billings, die ein Hinweis auf künftige Erlöse sind, um 55 % auf 990 Mill. Dollar an, so dass die Umsatzmilliarde im laufenden Turnus realistisch geschafft werden kann. Allerdings bleibt der in San José (Kalifornien) ansässige Google-Partner hochdefizitär. Im abgelaufenen Turnus verdreifachte sich der Verlust nahezu auf 460 Mill. Dollar – auch aufgrund der Kosten für den Börsengang im September 2016. Pandey sieht das Erreichen des Break-even in der aktuellen Hochwachstumsphase auch nicht als Primärziel an. Vielmehr sei der freie Cash-flow die zentrale Kenngröße. Dieser hatte sich im vergangenen Jahr auf – 36 Mill. Dollar minimal verbessert.Das an der Nasdaq notierte Unternehmen war mit einem Paukenschlag an der Börse gestartet. Am Tag der Erstnotiz hatte die zu 16 Dollar zugeteilte Aktie ihren Wert auf 37 Dollar mehr als verdoppelt. Danach ging es indes bergab. Nachdem im Mai sogar der Ausgabepreis unterschritten wurde, notieren die Titel aktuell wieder bei knapp 22,50 Dollar. “Für jeden Börsenneuling dauert es acht bis zehn Quartale, bis die Investoren ihn voll verstanden haben”, glaubt Pandey. Vertrauen lasse sich nicht in drei bis vier Quartalen aufbauen.