Ocado hui, Superdry pfui - Gewinner und Verlierer des Jahres
hip London – Der britische Online-Supermarkt Ocado ist den hohen Markterwartungen im vergangenen Jahr dank einer Partnerschaft mit dem Wal-Mart-Rivalen Kroger mehr als gerecht geworden. Zum Jahresschlusskurs von 790 Pence hatte sich der Börsenwert der FTSE-350-Gesellschaft nahezu verdoppelt. Damit führte Ocado die Kursgewinner unter den britischen Nebenwerten an. Es folgten der Finanzmarktinfrastrukturbetreiber Nex Group (zuvor Icap), an der die CME Group aus Chicago Interesse zeigte, und die Bezahlfernsehgruppe Sky, deren Kurs das Bietgefecht zwischen dem US-Kabelnetzbetreiber Comcast und Rupert Murdochs 21st Century Fox zugutekam. Auf der Verliererseite fanden sich die Textilkette Superdry, die rund drei Viertel an Wert einbüßte, der Reiseveranstalter Thomas Cook und die Reckitt-Benckiser-Abspaltung Indivior.Im Grunde handelt es sich bei Ocado um ein Logistikunternehmen. Es hat eine ganze Reihe neuer Technologien eingeführt, um die Einkäufe der Kunden effizienter zusammenzustellen und auszuliefern, und betreibt mehrere weitgehend automatisierte Lieferzentren im Süden Englands. Anders als der traditionelle Lebensmitteleinzelhandel verfügt Ocado selbst über keine nennenswerte eigene Lieferkette. Der Großteil der Produkte wird über eine Partnerschaft mit der Nobelsupermarktkette Waitrose (John Lewis) beschafft, was ein qualitativ hochwertiges Angebot ermöglicht. Das Unternehmen beschränkt sich auf wohlhabende Regionen, in denen die Menschen ihren täglichen Bedarf nicht komplett bei Discountern decken. Während den traditionellen Supermarktbetreibern höhere Importpreise, der steigende Mindestlohn und die Konkurrenz von Discountern wie Aldi und Lidl zu schaffen machten, zeigte Ocado im dritten Quartal ein Wachstum von 11,5 %. Logistik für den EinzelhandelFür die Sparte Solutions wurden keine Zahlen genannt. Analysten halten sie für das interessanteste Geschäft des Unternehmens. Sie bietet anderen Einzelhändlern an, gegen eine Beteiligung am Bruttoumsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich ihr Online-Geschäft zu betreiben. In Großbritannien greift WM Morrison Supermarkets darauf zurück. Eine Partnerschaft mit dem Wal-Mart-Rivalen Kroger öffnete Ocado den US- Markt. Zu den konkreten Konditionen ist noch nicht viel bekannt. Leerverkäufer, die dem Unternehmen nach dem Einstieg von Amazon ins britische Lebensmittelgeschäft nicht mehr viel zugetraut hatten, verzeichneten im vergangenen Jahr gleichwohl empfindliche Buchverluste.Das britische Modehaus Superdry setzte vergangenen Monat die zweite Gewinnwarnung binnen zwei Monaten ab. Bislang war das Unternehmen rasant gewachsen. Aus 139 Filialen im Geschäftsjahr 2010 wurden nahezu 600. In den sechs Monaten per 27.10.2018 hatte sich das bereinigte Vorsteuerergebnis jedoch nahezu halbiert, der Umsatz war um 3,1 % geschrumpft. Das unter anderem für warme Jacken und Sweatshirts bekannte Unternehmen machte den heißen Sommer für die schwache Performance verantwortlich. Die Verbraucher machten sich auf den Weg an den Strand, statt die Einkaufszentren zu bevölkern. Veränderte Konsumgewohnheiten, die Unsicherheit rund um den Brexit und die schwache Entwicklung der Realeinkommen taten ein Übriges. Auch der Online-Händler Asos, ein weiterer Börsenliebling von einst, wartete mit einer Gewinnwarnung auf. Sports-Direct-Gründer Mike Ashley sprach von einem “schrecklichen” November.Thomas Cook wies für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr einen dreistelligen Millionenverlust aus (vgl. BZ vom 30.11.2018). Die Kundschaft zog es vor, das gute Wetter zu Hause zu genießen. Nachdem der 177 Jahre alte Reiseveranstalter im November 2016 die Wiederaufnahme der fünf Jahre ausgesetzten Ausschüttungen an die Aktionäre angekündigt hatte, wurden sie erneut suspendiert. Das Management hatte alle Hände voll zu tun, Befürchtungen entgegenzutreten, das Unternehmen könnte in eine finanzielle Schieflage geraten sein.