Offshore-Windpark für die Industrie

Nicht weniger als ein Leuchtturmprojekt für Deutschlands Energiewende und für die energiehungrige Chemiebranche soll es werden: RWE und BASF schließen sich für einen riesigen Offshore-Windpark zusammen. Nun müssen sie hoffen, dass Politik und Netzbetreibern die Idee ebenso gefällt.

Offshore-Windpark für die Industrie

dwo Düsseldorf

Der Stromerzeuger RWE und der Chemiekonzern BASF planen gemeinsam einen neuen Riesen-Windpark in der Nordsee und wollen von dort aus das BASF-Hauptwerk in Ludwigshafen sowie weitere Industriepartner mit grüner Energie versorgen. RWE-Chef Markus Krebber und BASF-Boss Martin Brudermüller stellten am Freitag ihren Plan zum Bau eines der größten Offshore-Windparks der Welt mit einer Leistung von rund 2 000 Megawatt (MW) vor. In deutschen Gewässern wäre das nach heutigem Stand ein Rekord für ein Einzelprojekt – und der erste Windpark, dessen Strom schon lange vor dem Bau über einen langfristigen Abnahmevertrag verkauft wäre.

Zur Preisgestaltung äußerten sich die Konzernchefs nicht – dafür zu den Kosten, die für den Windpark nahezu hälftig geteilt werden sollen. Der Erzeuger RWE soll diesen laut Vereinbarung entwickeln, bauen und betreiben; BASF beteiligt sich demnach mit 49 % an dem Projekt.

Zusätzlich ist eine Elektrolyse-Anlage mit 300 MW Kapazität für Wasserstoff vorgesehen, laut Krebber eine der größten bundesweit. Die Investitionskosten für beide Bauvorhaben bezifferte er auf über 4 Mrd. Euro. „Die Finanzierung wird hier nie das Problem sein“, versprach der RWE-CEO auch mit Blick auf mögliche Drittinvestoren. Öffentliche Subventionen seien überflüssig.

Regierung muss mit ins Boot

Bis 2030 soll der Windpark stehen. Wo genau, ließen die Projektpartner aber offen. Denn ohne Unterstützung der Politik geht es dann doch nicht, wie Brudermüller klarstellte. Konkret brauchen BASF und RWE nach eigenen Angaben Seeflächen, die nicht vor Ende der Dekade in den geltenden Ausbauplänen vorgesehen sind – und damit auch eine zusätzliche Ausschreibung der Bundesnetzagentur. Außerdem forderte Krebber beim Thema Netzausbau mehr Tempo, um den Windpark rechtzeitig anzuschließen und den dort erzeugten Ökostrom ohne Engpässe im Fernnetz gen Süden zu schicken. „Natürlich liegt am Ende die Entscheidung nicht bei uns“, sagte er. Über die Umsetzbarkeit des Ganzen soll nun auch mit dem Wirtschaftsministerium und den Übertragungsnetzbetreibern gesprochen werden.

Vorerst bleibt es also bei der Absichtserklärung der Konzerne und einer Projektidee – doch die ist deshalb nicht weniger ambitioniert. Bis zu 80% des Stroms aus dem Windpark sind direkt für Ludwigshafen und dort für die besonders energieintensive Produktion von Basischemikalien am Anfang der Wertschöpfungskette vorgesehen. Mit dem restlichen Fünftel will RWE mittels Elektrolyse an einem noch zu bestimmenden Kraftwerksstandort im Nordwesten Wasserstoff herstellen. Wo der Elektrolyseur genau gebaut werde, hänge vom Einspeisepunkt des Windstroms an Land ab.

Der grüne Wasserstoff soll zum einen Teil ebenfalls an BASF gehen, zum anderen an weitere Industrieunternehmen. Allein der Chemieriese will durch die neue grüne Energie aus dem Norden jährlich insgesamt bis zu 2,8 Mill. Tonnen CO2 einsparen. Bei den übrigen Wasserstoffabnehmern sollen es 1 Mill. Tonnen sein. Brudermüller rechnet im Zuge der Transformation bis 2035 mindestens mit einer Verdreifachung des Strombedarfs in Ludwigshafen. Ein Viertel der dann rund 20 Terawattstunden soll der Windpark decken.