IM INTERVIEW: WOLFGANG SCHÄFER

"Operative Entwicklung vernünftig"

Conti-Finanzchef: Erstes Quartal war das schwierigste - Powertrain-Sparte von Investitionen belastet

"Operative Entwicklung vernünftig"

– Herr Schäfer, rechnen Sie damit, dass das erste Quartal das schwierigste in diesem Jahr gewesen ist?Ja. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Erlöse vor allem im Reifenbereich im vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf einem sehr hohen Niveau lagen. Bereits angekündigte Preiserhöhungen im Reifenbereich von damals hatten im ersten Quartal 2017 zu einem Verkaufsschub geführt. Hinzu kommt die geringere Anzahl an Arbeitstagen in den ersten drei Monaten dieses Jahres, weil Ostern anders als im vergangenen Jahr ins erste Quartal fiel. Dadurch fielen im Jahresvergleich Umsatzerlöse in beiden Konzernbereichen, die wir im ersten Quartal 2017 hatten, weg.- Wechselkurs- und Bestandsbewertungseffekte belasten das Ergebnis im ersten Halbjahr mit 150 Mill. Euro. Werden weitere Belastungen 2018 ausbleiben?Im Reifenbereich bewerten wir seit 2017 Lagerbestände zu Ist-Kosten mit Jahresdurchschnittspreisen der eingesetzten Rohmaterialien. Bewegt sich der Preis für diese Rohmaterialien in die eine oder andere Richtung, kann es aufgrund der Bewertungslogik besonders im ersten Quartal zu Anpassungen kommen. Dieser Bestandsbewertungseffekt wird sich in diesem Jahr nicht wiederholen. Unsere Annahme bei den Währungen sieht vor, dass sich die gegenwärtigen Währungsrelationen bis Jahresende voraussichtlich halten werden. Sollte sich diese Erwartung erfüllen, wird der Effekt der Euro-Stärke ab dem zweiten Halbjahr 2018 nicht mehr so ausgeprägt sein. Auf Basis der aktuellen Erwartungen werden sich die im April angegebenen Ergebnisbelastungen im weiteren Jahresverlauf nicht kompensieren lassen.- Müssen Sie die Absicherung von Wechselkurseinflüssen überdenken?Nein. Es kommt eher selten vor, dass sich bei den circa 40 Währungen, die uns betreffen, eine Konstellation ergibt, in der der natürliche Schutz nicht umfassend greift. Im Prinzip gilt unverändert: 80 % dessen, was wir in einer Währungsregion verkaufen, produzieren wir auch dort. Wenn sich die Währungsrelationen ändern, steigen oder schrumpfen Umsatz und Kosten. Die operative Marge wird dadurch nicht beeinflusst. Im ersten Quartal hat die Entwicklung der Währungen weniger Länder zueinander bei gleichzeitiger starker Aufwertung des Euro eine für uns ungewöhnliche Belastung erzeugt. Dies betrifft Märkte, in denen wir vornehmlich verkaufen, jedoch nicht produzieren. – Sind Sie mit der Entwicklung in den Konzernbereichen Automotive und Rubber Group zufrieden?Wir haben unsere Prognose für die bereinigte operative Marge 2018 von rund 10,5 % auf mehr als 10 % korrigiert. In der Summe war die operative Entwicklung aller Bereiche im ersten Quartal aber vernünftig, insbesondere sind wir organisch weiter stark gewachsen. – Was bedeutet der Rückgang der Pkw-Produktion im ersten Quartal für den weiteren Jahresverlauf?Wir gehen unverändert von einem Anstieg der weltweiten Autoproduktion um 1 % im Gesamtjahr 2018 aus. Die rückläufigen Wachstumszahlen im ersten Quartal haben uns nicht überrascht. An unserer Wachstumserwartung für 2018 hat sich jedenfalls nichts geändert.- Die bereinige Ebit-Marge der Auto-Gruppe ist mit 8,3 % auf Vorjahresniveau geblieben. Ist das nicht enttäuschend? Nein, das lässt sich durchaus positiv interpretieren, wenn man berücksichtigt, dass wir auch im vergangenen Jahr starke Zahlen beim Auftragseingang hatten. Mit 11 Mrd. Euro liegt der Auftragseingang des Auto-Bereichs im ersten Quartal auf Rekordniveau und wieder deutlich über dem Quartalsumsatz mit 6,8 Mrd. Euro. Der Auftragseingang untermauert einerseits unsere Wachstumserwartungen für die kommenden Jahre. Andererseits ergeben sich auch erhöhte Entwicklungsaufwendungen. Die Forschungs- und Entwicklungsquote im Autobereich ist im ersten Quartal nochmals gestiegen, und trotzdem ist die Marge stabil geblieben. Das bewerten wir positiv. – Die Marge der Antriebssparte liegt bei 5,5 % und unter Vorjahresniveau. Wie groß ist der Handlungsbedarf in der Sparte?Wenn man unseren Geschäftsbereich mit Komponenten und Systemen für Hybrid- und Elektroautos, kurz HEV, außen vor lässt, liegen wir wieder über 9 %. Damit sind wir gut unterwegs und auch besser als im Vorjahr. Die Ergebnisentwicklung wird aktuell von den Investitionen in den HEV-Bereich geprägt. – Die bereinigte Wachstumsrate von Powertrain war in den ersten drei Monaten mit 1,5 % mäßig.Wenn man den April berücksichtigt, liegt die Wachstumsrate schon bei 4 %. Das verdeutlicht, Powertrain erhält neue Aufträge in allen Bereichen. Das umfasst Technologien für äußerst effiziente Verbrennermotoren sowie die Elektrifizierung von Fahrzeugen. Der Bereich ist also alles in allem vernünftig unterwegs.- Was passiert mit der Sparte, wenn der Konzern umgebaut wird?Dazu kann ich mich heute nicht äußern. Wir prüfen nach wie vor Szenarien und Optionen. Etwa zur Jahresmitte werden wir uns dazu näher äußern. – Der im ersten Quartal auf 11,7 % gesunkene Verschuldungsgrad lässt Raum für Übernahmen. Ist mit Zukäufen zu rechnen, etwa im Zuge eines Konzernumbaus?Wir sind unverändert stark an Technologien interessiert, die uns in unserem Geschäft voranbringen. Kleinere Zukäufe im Bereich der künstlichen Intelligenz sind ebenso denkbar wie größere Akquisitionen in Bereichen, die unsere Softwarekompetenz erweitern. Auch unser Nicht-Erstausrüstungsgeschäft wollen wir perspektivisch stärken. —-Das Interview führte Carsten Steevens.