Optik-Champion setzt Vision um

EssilorLuxottica akquiriert kurz nach der eigenen Fusion europäische Einzelhandelskette für 7 Mrd. Euro

Optik-Champion setzt Vision um

Der für “Ray Ban”-Brillen bekannte Konzern EssilorLuxottica übernimmt für 7,2 Mrd. Euro die niederländische Handelskette Grandvision, zu der hierzulande Apollo-Optik zählt. Investoren begrüßen den Deal, der bereits durchgesickert war: Die Aktien beider Seiten legten gestern deutlich zu.wb Frankfurt – EssilorLuxottica macht Ernst und legt sich die niederländische Optiker-Gruppe Grandvision für bis zu 7,2 Mrd. Euro in bar zu. Damit expandiert der Marktführer in Linsen und Brillen in den europäischen Einzelhandel und wird Tausende von Läden übernehmen.Der Deal, der sich abgezeichnet hatte (vgl. BZ vom 19. Juli), markiert einen Meilenstein für EssilorLuxottica, die erst im vorigen Jahr aus dem Zusammenschluss des französischen Linsenherstellers Essilor und des italienischen Brillenfabrikanten Luxottica hervorgegangen war und als einer der raren europäischen Champions gilt – trotz internen Zanks und Postengeschachers. Für Leonardo Del Vecchio, den 84-jährigen Chairman und mit 32 % größten Aktionär des Konzerns, erfüllt sich mit der Expansion im Einzelhandel ein lang gehegter Traum vom Linsen-, Brillen- und Handelsangebot in Europa aus einer Hand. “Mit Grandvision werden wir in der Lage sein, unser Einzelhandelsnetzwerk auszubauen, das sich über alle Regionen erstreckt, und unsere Multikanal- und Digitalplattformen vollständig zu nutzen”, sagt Del Vecchio. Die erwarteten Synergien werden nicht beziffert. Grandvision, zu deren Marken Apollo-Optik hierzulande, Vision Express in Großbritannien und For Eyes in den USA gehören, bringt mit rund 37 000 Beschäftigten mehr als 7 000 Filialen weltweit mit, in denen EssilorLuxottica-Marken wie Varilux-Gläser und Ray-Ban-Sonnenbrillen verkauft werden. Wettbewerbshüter am ZugDer Deal dürfte jedoch von den Wettbewerbshütern intensiv beäugt werden. Brüssel hatte den Zusammenschluss von Essilor und Luxottica über 46 Mrd. Euro erst nach einer langen Phase genehmigt. Schon damals äußerten Rivalen Besorgnis darüber, dass die kombinierte Gruppe Händler dazu bringen könne, Brillen und Linsen als Paket zu kaufen, wodurch kleinere Spieler verdrängt würden. Bis zu 24 Monate geben sich die Akteure Zeit, um die Genehmigungen zu bekommen. Ist die Transaktion nach zwölf Monaten nicht in trockenen Tüchern, steigt der Angebotspreis auf 28,42 Euro. EssilorLuxottica setzt auf Citi, Grandvision auf die holländische ING. EssilorLuxottica hat sich den Angaben zufolge eine Brückenfinanzierung von 8 Mrd. Euro gesichert und plant, bis zu 2 Mrd. Euro über Darlehen und Eigenkapital zu refinanzieren.Die längere Zeit von Governance-Problemen geplagte EssilorLuxottica – inzwischen habe sich Franzosen und Italiener aber zusammengerauft – kauft der niederländischen Finanzholding HAL ihre 76,2 % an Grandvision ab, und zwar zu 28 Euro je Aktie, und wird dann ein Pflichtangebot an den Streubesitz abgeben. Die Aktie von EssilorLuxottica stieg gestern in Paris um 4 %, die von Grandvision in Amsterdam um 6,1 % auf 26,92 Euro und blieb leicht unter dem Angebotspreis. Die Offerte beinhaltet eine Prämie von 33 % auf den unbeeinflussten Preis Mitte Juli, als die Absichten bekannt wurden. Übernommen werden auch 870 Mill. Euro an Nettoschulden. Als Kündigungsgebühren sind 400 Mill. Euro vom Bieter zu entrichten, falls etwas mit den Closing-Konditionen schiefgeht. EssilorLuxottica will dieses Jahr den Umsatz währungsbereinigt um 3,5 bis 5 % steigern. Die operative Marge soll 0,8- bis 1,2-mal so stark wie die Erlöse und der Nettogewinn um das 1,1- bis 1,5-Fache wachsen.