Oracle enttäuscht im Schlussquartal
scd New York – Für den SAP-Konkurrenten Oracle hat das Geschäftsjahr 2014/2015 einen denkbar ungünstigen Abschluss genommen. In der Schlussperiode per 31. Mai verfehlte der Konzern aus Redwood City (Kalifornien) gleich auf mehreren Ebenen die Erwartungen der Investoren. So schrumpfte der Umsatz um mehr als 5 % auf 10,7 Mrd. Dollar. Unter dem Strich verdiente Oracle mit 2,76 Mrd. Dollar fast ein Viertel weniger als ein Jahr zuvor. Zwar kann Oracle für sich geltend machen, dass der auch international stark vertretene Konzern wie andere US-Unternehmen unter der Dollarstärke leidet. Allerdings erklärt dies nach Oracles eigenem Quartalsausweis nicht einmal die Hälfte des Ergebniseinbruchs. Um Sondereffekte bereinigt betrug Oracles Gewinn mit 78 Cent je Aktie über ein Zehntel weniger, als von Bloomberg befragte Analysten im Schnitt erwartet hatten.Besonders schwach entwickelte sich das Softwaregeschäft. Mit Software- und Cloud-Dienstleistungen erlöste der SAP-Rivale 8,4 Mrd. Dollar – satte 6 % weniger als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Executive Chairman und Gründer Larry Ellison führte dies in der Analystenkonferenz auf den zunehmenden Wechsel der Kunden von traditionellen Softwarelizenzkäufen zur Softwaremiete über die Cloud zurück. Letztere bringt unmittelbar nach Vertragsabschluss weniger Umsatz, im Verlauf der Vertragsbeziehung dann aber höhere Erlöse als traditionell übliche Wartungsverträge. Lizenzeinnahmen stürzen abAllerdings stützen die ausgewiesenen Oracle-Zahlen die Behauptung Ellisons nur bedingt. Denn während das Wachstum der Cloud-Dienste mit wechselkursbereinigten 35 % ähnlich wie in den vorangegangenen Quartalen ausfiel, stürzten vor allem die Einnahmen aus dem Verkauf von Softwarelizenzen unerwartet deutlich ab. Selbst wenn eine konstante Devisenkursentwicklung unterstellt wird, betrug das Minus noch 10 %. In den ersten neun Monaten des Jahres war lediglich ein einprozentiger Umsatzrückgang bei Softwarelizenzen aufgelaufen. Der schnellere Rückgang bei Softwarelizenzeinnahmen macht Oracle vor allem deshalb zu schaffen, weil Cloud-Dienste noch immer nur 5 % der Konzernerlöse ausmachen.Die Analysten der Deutschen Bank, die Oracle mit “Halten” einstufen, zweifeln daran, dass der kräftige Rückgang bei den Softwarelizenzeinnahmen einzig auf den Wechsel zu Cloud-Diensten zurückgeht. Viele Investoren an der Wall Street sehen das offenbar ähnlich. Die Oracle-Aktie verlor bis zum frühen Donnerstagnachmittag 7,2 % an Wert auf 41,66 Dollar – der kräftigste Kursrückgang binnen zwei Jahren.