Osram kann mit Bain auf Kontinuität hoffen

Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle halten an Strategie und Vorstand fest - Standorte sollen erhalten bleiben

Osram kann mit Bain auf Kontinuität hoffen

Sollte Bain Capital und Carlyle eine Übernahme von Osram gelingen, müssen die 26 000 Mitarbeiter zumindest vorerst nicht mit gravierenden Änderungen rechnen. Die Finanzinvestoren wollen die Strategie mit der Konzentration auf Optohalbleiter fortsetzen. Auch der Vorstand kann erst einmal bleiben. jh München – Die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle wollen nach einer möglichen Übernahme von Osram an der Strategie und dem Management des Münchner Lichttechnikkonzerns festhalten. Das war am Donnerstag im Umfeld des Unternehmens zu erfahren. Das ehemalige Tochterunternehmen von Siemens konzentriert sich auf Fotonik (optische Technologien) mit den Schwerpunkten optische Halbleiter, Automobil und digitale Anwendungen. München als Zentrale und die anderen Standorte sollen erhalten bleiben. Eine zeitlich festgeschriebene Garantie für Arbeitsplätze gebe es jedoch nicht, heißt es.Der Aufsichtsrat von Osram traf sich am Donnerstag um 17 Uhr, um über das Angebot von Bain und Carlyle zu beraten und einen Beschluss zu fassen. Das Ergebnis wurde bis zum Redaktionsschluss nicht bekannt gegeben. Am Mittwochabend hatte Osram bestätigt, ein verbindliches Angebot zur Abgabe eines öffentlichen Übernahmeangebots erhalten zu haben (vgl. BZ vom 4. Juli). Die Finanzinvestoren wollen 35 Euro je Aktie zahlen. Das ergibt für alle Anteile 3,39 Mrd. Euro. Am Donnerstag stieg der Aktienkurs von Osram gerade einmal um 0,8 % auf 32,50 Euro. Am Mittwoch hatte er 11,5 % zugelegt, nachdem Informationen über eine Übernahmeofferte durchgesickert waren.Zweitgrößter Aktionär von Osram ist Allianz Global Investors (AGI), die nach der jüngsten Stimmrechtsmitteilung gut 10 % der Aktien besitzt (siehe Grafik). Sollte der Vermögensverwalter des Allianz-Konzerns das Angebot annehmen, könnte das Engagement mit einem Verlust enden. Denn im Oktober 2017 hatte AGI ihren Anteil an Osram zu Kursen von 65 Euro auf mehr als 5 % aufgestockt. Ende des vergangenen Jahres erhöhte sie weiter. Damals notierte die Aktie zwischen 38 und 41 Euro.Auf diesem Niveau lag der Kurs auch Mitte Februar, als der Vorstand von Osram “vertiefte Gespräche” mit den Finanzinvestoren bestätigte. Gerüchte darüber hatte es seit Herbst 2018 gegeben. Angeblich gab es auch andere Interessenten, darunter den österreichischen Halbleiterkonzern AMS. AMS ließ am Donnerstag eine Anfrage unbeantwortet.Ende März schickte Osram mit einer drastischen Warnung vor einem schwachen Geschäft den Aktienkurs auf eine Talfahrt, die erst vor einem Monat bei 25 Euro stoppte. Für Bain und Carlyle wurde eine mögliche Übernahme damit günstiger. Allerdings senkte Osram die Prognose für den Cash-flow – eine für Finanzinvestoren entscheidende Größe – in diesem Geschäftsjahr (30. September) auf -50 Mill. bis -150 Mill. Euro. Zuvor hatte der Vorstand einen Mittelzufluss in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt. Außerdem rechnet er mit einem Umsatzrückgang um 11 bis 14 %. Die Spanne für die operative Marge wurde um vier Punkte auf 8 bis 10 % gesenkt. Ankeraktionäre erwünschtOsram beschäftigt rund 26 000 Menschen. Zumindest für die Mitarbeiter in Deutschland sollen nach einer Übernahme Tarifbindung, Mitbestimmung und Betriebsvereinbarungen weiterhin gelten, wie es heißt. Basis ist ein im Juli 2017 mit der Arbeitnehmerseite vereinbartes “Zukunftskonzept Osram”. Inhalt ist, mit einer Neuordnung der deutschen Standorte den starken Nachfragerückgang im traditionellen Geschäft auszugleichen. So konzentriert Osram das Geschäft im Segment Autonomes Fahren in Berlin. In Schwabmünchen bei Augsburg, wo unter anderem Vormaterialien für Glühlampen hergestellt wurden, werden nun Vormaterialien für Leuchtdioden (LED) produziert.