Osram-Vorstand einigt sich mit AMS

Arbeitnehmer im Aufsichtsrat weiter gegen Übernahmeangebot - Nach Verlust Stabilisierung des Geschäfts erwartet

Osram-Vorstand einigt sich mit AMS

jh München – Der Vorstand von Osram unterstützt die Übernahmepläne von AMS nun ohne Vorbehalte. Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat wendet sich dagegen weiterhin mit einem Sondervotum klar gegen das Vorhaben des österreichischen Halbleiterunternehmens.Im Vergleich mit der ersten Offerte gebe es deutliche Verbesserungen, sagte der Vorstandsvorsitzende von Osram, Olaf Berlien, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. In einer umfangreichen Vereinbarung für einen Zusammenschluss hätten sich beide Seiten auf eine Vielzahl von wichtigen Punkten verständigt.”Es ist jetzt fast eine Fusion unter Gleichen”, sagte Berlien. Er wies auf das gemeinsame Ziel hin, ein Champion für Photonik zu werden. Zudem solle die Marke Osram im Namen des neuen Unternehmens erhalten werden. “Am wichtigsten ist, dass die Mitarbeiter an deutschen Standorten bis Ende 2022 vor fusionsbedingten Kündigungen geschützt sind”, fügte Berlien hinzu.Damit gibt sich die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat – abgesehen von den leitenden Angestellten – jedoch nicht zufrieden. Die Zusagen für die Arbeitsplätze und Standorte in Deutschland sind aus ihrer Sicht nicht viel wert. Das Angebot von AMS enthält die Einschränkung, dass betriebsbedingte Kündigungen vor Ende 2022 erforderlich sein könnten (vgl. BZ vom 8. November).Zudem seien Verbesserungen für die Finanzierung der Übernahme nicht zu erkennen. In der Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat zur neuen Offerte von AMS heißt es in einem Sondervotum der Arbeitnehmer: “Bei Wegfall des Hauptkunden von AMS ist das ganze Konzept gefährdet, und die Zerschlagung von Osram droht.” Gemeint ist Apple. Mit dem amerikanischen Kunden erzielen die Österreicher rund 45 % ihres Umsatzes.Berlien wies dagegen darauf hin, dass drei Banken – UBS, HSBC und Bank of America – die Finanzierung sicherten. Zudem plane AMS nun eine Kapitalerhöhung im größeren Stil (1,65 Mrd. nach zuvor 1,5 Mrd. Euro). Und AMS habe das vergangene Quartal stark abgeschlossen und einen hohen freien Mittelzufluss erzielt. Den Kauf des Anteils von knapp 20 % an Osram finanzierte AMS mit 450 Mill. Euro aus dem Brückenkredit und mit 327 Mill. Euro eigenen Mitteln. Der Brückenkredit von den drei Banken hat ein Volumen von maximal 4,42 Mrd. Euro.Sollte AMS bis zum 5. Dezember nicht die Annahmeschwelle von 55 % der Osram-Aktien erreichen, würde der Münchner Konzern seinen Weg eigenständig fortsetzen, sagte Berlien: “Da bricht die Welt für uns nicht zusammen.” Osram habe eine solide Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 50 % und Aktien als Währung für Akquisitionen. Firmenwert abgeschriebenFür dieses Quartal rechnen Berlien und Finanzvorstand Ingo Bank noch mit Gegenwind von der Konjunktur. Danach sollte sich das Geschäft stabilisieren. Geplant sind für das neue Geschäftsjahr (30. September) ein in etwa unveränderter Umsatz und eine bereinigte Marge von 9 bis 11 (i. V. 8,9) % – bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Ein positiver Effekt der Rechnungslegung (IFRS 16) ausgeklammert, wären es 8 bis 10 % – also trotz einer vorgesehenen höheren Kostensenkung wohl kaum eine Verbesserung. Bank begründete dies damit, dass der Preisdruck die operativen Einsparungen kompensiere. Das Ergebnis unter dem Strich soll positiv sein.Das Schlussquartal 2018/19 war das vierte in Folge mit einem Nettoverlust: Mit 233 Mill. Euro war das Defizit besonders hoch. Daran hatte das Gemeinschaftsunternehmen mit Continental einen hohen Anteil: Der Firmenwert von 171 Mill. Euro wurde vollständig abgeschrieben. Osram begründete dies mit der mäßigen Entwicklung des Automobilmarktes. Eine Dividende erhalten die Aktionäre für 2018/19 nicht.Die gesamten Wertminderungen im Geschäftsjahr bezifferte Bank auf 300 Mill. Euro. Hinzu kamen Sonderlasten von 131 Mill. Euro, unter anderem für den Abbau von 2 340 Arbeitsplätzen. Ein Betrag in ähnlicher Höhe werde in diesem Geschäftsjahr entstehen. Weitere strukturelle Anpassungen seien nötig. – Wertberichtigt Seite 8