Panalpina-Verwaltungsrat im Visier von Cevian

"Geduld ist aufgebraucht" - Vernichtendes Urteil

Panalpina-Verwaltungsrat im Visier von Cevian

md Frankfurt – Die schwedische Investmentgesellschaft Cevian Capital, zweitgrößter Aktionär von Panalpina, macht gegen den Verwaltungsratspräsidenten des in Basel ansässigen Transport- und Logistikkonzerns mobil. “Es braucht einen neuen Chairman an der Spitze von Panalpina”, sagte Lars Förberg, Mitgründer und Chef von Cevian, in einem vorab veröffentlichten Interview des Magazins “Bilanz”. Förberg zufolge ist Peter Ulber “untragbar”. Panalpina hinke den Rivalen hinterher und verliere Marktanteile. “Die Strukturen sind aufgebläht, die Kosten zu hoch, die Umsätze zu niedrig, man schreckt vor den nötigen harten Maßnahmen zurück”, lautet das vernichtende Urteil über das Unternehmen bzw. seine Führung. Cevian hält 12,3 % an Panalpina. Mit Abstand größter Anteilseigner ist die Ernst Göhner Stiftung mit 45,9 %. Ein Sprecher von Panalpina trat laut Reuters dem Ansinnen von Cevian entgegen: “Der Verwaltungsrat verfügt über die nötigen Checks und Balances, um unabhängig und kompetent zu entscheiden. Dabei wägt er die Interessen aller Stakeholder – Aktionäre, Mitarbeiter, Kunden etc. – ab und handelt im Gesamtinteresse des Unternehmens.” Die Geschäftsausrichtung, die auf operative Verbesserungen sowie organisches und externes Wachstum setze, sei derzeit die richtige, so der Sprecher. Magere Marge Tatsächlich sind die Margen von Panalpina nur gut halb so hoch wie die des Rivalen Kühne + Nagel. “Wir hatten lange viel Geduld”, sagte Förberg. “Die ist jetzt aufgebraucht.” Der Schwede machte für die Probleme neben dem Präsidenten auch den Vizepräsidenten des Verwaltungsrats verantwortlich. Beat Walti lasse Ulber gewähren. Beide seien nicht nur Panalpina-Verwaltungsräte, sondern auch Mitglieder des Stiftungsrats des Hauptaktionärs Ernst Göhner Stiftung. Dies schaffe Interessenkonflikte. Gesprächsangebote etwa von Mitbewerbern über einen möglichen Zusammenschluss und Kooperationen lehnten beide kategorisch ab. “Dabei könnte mit einem Zusammenschluss sehr viel Wert geschaffen werden”, so Förberg. Im Konsolidierungsprozess der noch sehr fragmentierten Branche solle Panalpina als weltweit viertgrößter Logistikkonzern eine aktive Rolle spielen, fordert Cevian. Gestern legte der französische Schifffahrtskonzern CMA CGM ein Kaufangebot für die Schweizer Ceva Logistics vor (siehe Bericht oben). Zuvor hatte die dänische Transportgesellschaft DSV um Ceva gebuhlt. Experten zufolge könnte Panalpina zu DSV oder zu Kühne + Nagel passen.Cevian war vor acht Jahren bei Panalpina eingestiegen. Im Verwaltungsrat ist der Investor durch Ilias Läber vertreten. Neben Cevian hatte sich im Frühjahr bereits ein anderer Großaktionär, die US-amerikanische Artisan, die 10 % hält, kritisch zur Entwicklung bei Panalpina geäußert. Reingewinn bricht einPanalpina legte gestern die Neunmonatszahlen vor. Im dritten Quartal wurde im Vergleich zur Vorjahreszeit der Umsatz gesteigert, der Gewinn brach aber ein. Die Erwartungen der Analysten wurden dabei klar verfehlt. Positiv wurde aufgenommen, dass die Seefracht-Sparte, die zuletzt der Verlust eines Großauftrages belastet hatte, das zweite Quartal in Folge schwarze Zahlen schrieb. Der Erlös wuchs nach Unternehmensangaben um gut 6 % auf 1,53 Mrd. sfr (1,34 Mrd. Euro). Der um volatile Frachttarife bereinigte Bruttogewinn legte ebenfalls um knapp 6 % auf 371,9 Mill. sfr zu. Das Betriebsergebnis (Ebit) schrumpfte um gut 5 % auf 28,5 Mill. sfr. Der Reingewinn brach sogar um ein knappes Fünftel auf 14,9 Mill. sfr ein; hier hatte die Konsensschätzung der Analysten bei 24 Mill. sfr gelegen.Die Unsicherheiten bezüglich der Weltwirtschaft im dritten Quartal hätten auf die Luft- und Seefracht gedrückt, heißt es. “Wir sahen einen Markt, in dem die Hochsaison in der Seefracht schwächer ausfiel als vorhergesehen”, sagte CEO Stefan Karlen. Die Panalpina-Aktie schloss 3,6 % fester. Zu Handelsbeginn war der Kurs allerdings auf 110,80 sfr und damit auf das niedrigste Niveau seit April 2016 gesunken.