Paris und Rom wollen mitreden
Beim geplanten Fusionsvorhaben zwischen Fiat Chrysler (FCA) und Renault rückt zunehmend in den Vordergrund, ob Nissan-Mitsubishi dem Bündnis beitritt und welche Rolle die Regierungen in Rom und Paris spielen. Italiens Vizepremier Matteo Salvini hat einen Einstieg Roms ins Gespräch gebracht.bl Mailand – Über der geplanten Fusion zwischen Fiat Chrysler schweben nach wie vor viele Fragezeichen. Probleme könnte insbesondere die 15-prozentige Beteiligung des französischen Staates an Renault bereiten. Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire, der das Vorhaben begrüßt, kündigte an, die Regierung verlange Garantien etwa für die Beschäftigung in Frankreich. Ähnlich tönt Matteo Salvini, Italiens Vizepremier und Lega-Chef. Er hält die Fusion für ein brillantes Vorhaben. So wie sein Wirtschaftsberater Claudio Borghi hielte er einen Einstieg des italienischen Staates für sinnvoll, um ein Gleichgewicht gegenüber Frankreich zu schaffen. “Eine institutionelle Präsenz Italiens im Kapital wäre absolut vernünftig”, fügt er hinzu. Ob Staatsbeteiligungen sinnvoll sind, um Autokonzerne in diesen schwierigen Zeiten in die Zukunft zu führen, ist fraglich.Nissans Bereitschaft, sich dem Bündnis anzuschließen, dürfte dadurch nicht unbedingt wachsen, obwohl John Elkann, Chef des FCA-Großaktionärs Exor sowie FCA-Präsident, in einem in Japan veröffentlichten Brief um Nissan-Mitsubishi wirbt. Ohne die beiden japanischen Hersteller wäre das Projekt für FCA aber weniger interessant, weil damit der erhoffte Zugang nach Asien verbaut wäre. FCA ist in der Wachstumsregion praktisch nicht präsent, was eine der Hauptschwächen des italoamerikanischen Konzerns ist.In Italien wächst unterdessen die Sorge um die bestehenden Werke. Denn in Europa hätten Renault und FCA gemeinsame riesige Überkapazitäten, und die Fiat-Chrysler-Werke sind schon jetzt chronisch unterausgelastet. In allen Fabriken des Landes wird derzeit kurzgearbeitet. Zwar versichern sowohl CEO Mike Manley als auch Elkann, dass keine Werksschließungen geplant sind. “Es wird keine Werksschließungen geben”, sagte Elkann. Wie lange das Versprechen gilt, bleibt offen.Unterdessen kristallisiert sich heraus, dass vermutlich Renault-CEO Jean-Dominique Senard CEO eines fusionierten Unternehmens würde und Elkann Verwaltungsratspräsident. Dabei ist das Ungleichgewicht zwischen den beiden Unternehmen deutlich: Mit einem Umsatz von 110 Mrd. Euro ist Fiat Chrysler etwa doppelt so groß wie Renault, und auch bei den Verkäufen, beim Betriebsergebnis und beim Nettogewinn rangiert FCA deutlich vor den Franzosen.Wenn jemand von der geplanten Fusion zwischen Fiat Chrysler (FCA) und Renault profitiert, dann ist das vor allem die börsennotierte Exor. Die Holding der Familie Agnelli-Elkann kontrolliert 29 % des Kapitals und 44 % der Stimmrechte von FCA. Und sie würde bei der Operation kräftig absahnen. Um einen Zusammenschluss zu gleichen Teilen zu realisieren und den Wert der beiden Unternehmen anzugleichen, sollen nämlich die FCA-Anteilseigner eine Sonderdividende von 2,5 Mrd. Euro kassieren. Dazu kommen 250 Mill. Euro für den Robotikhersteller Comau. Doch damit nicht genug.Das Jahr 2019 ist für die FCA-Aktionäre und damit Exor ein goldenes Jahr. Sie haben nämlich schon 2 Mrd. Euro Sonderdividende aus dem Verkauf des Komponentenherstellers Magneti Marelli kassiert. Dazu kommt 1 Mrd. Euro “normale” Dividende für das Geschäftsjahr 2018. Insgesamt erhalten die Anteilseigner also 5,75 Mrd. Euro. Davon entfallen 1,6 Mrd. Euro auf Exor. Dabei haben Exor und die anderen Aktionäre schon in den letzten Jahren kräftig verdient. Der Wert der Beteiligung hat sich nach der Übernahme von Chrysler vervielfacht. Zusätzliches Geld in die Kassen spülte der Verkauf des Landmaschinen- und Nutzfahrzeugkonzerns CNH Industrial sowie von Ferrari, die beide separat an die Börse gebracht wurden. Exor hält an beiden Unternehmen signifikante Beteiligungen.