Patisserie Holdings erneut vor dem Aus
hip London – Der Bilanzskandal bei der Muttergesellschaft der Konditoreikette Patisserie Valerie hat sich dramatisch ausgeweitet. Wie die börsennotierte Patisserie Holdings mitteilt, hat sie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG beauftragt, alle möglichen Optionen zu prüfen, wie sich das Unternehmen von den Folgen des Betrugs erholen und dabei Wert für die Anteilseigner erhalten kann. Der stellvertretende Chairman Lee Ginsberg legte gestern sein Amt mit unmittelbarer Wirkung nieder. Am Montag hatte sich bereits ein anderes Boardmitglied, James Horler, verabschiedet.Der Serienunternehmer Luke Johnson, der als Executive Chairman fungiert, hatte die Gesellschaft im Oktober vergangenen Jahres vor dem Untergang bewahrt, indem er ihr einen zinsfreien Kredit von 10 Mill. Pfund und eine Brückenfinanzierung von 10 Mill. Pfund zur Verfügung gestellt hat. Wie sich nun herausstellte, waren die falschen Darstellungen in den Abschlüssen umfangreich. Sie waren mit “sehr bedeutsamen” Manipulationen von Bilanz und Gewinn-und-Verlust-Rechnung verbunden. Es gehe um Tausende unrichtiger Einträge in den Büchern, teilte Patisserie Holdings per Pflichtveröffentlichung mit.Nach allem, was bislang ermittelt worden sei, habe das Unternehmen Rentabilität und Cash-flow in der Vergangenheit zu hoch angegeben. Sie lägen deutlich unter den Angaben vom Oktober, die auf Grundlage einer ersten Durchsicht der Unterlagen gemacht worden seien. Die Zeichner der auf dieser Grundlage durchgeführten Notkapitalerhöhung, an der sich auch Johnson beteiligte, könnten rechtliche Schritte einleiten.Im Oktober war bekannt geworden, dass in der Bilanz ein schwarzes Loch klafft. Per Ende März 2018 hatte das Unternehmen noch liquide Mittel von 28,8 Mill. Pfund ausgewiesen. In Wirklichkeit wies die Firma eine Nettoverschuldung von 9,8 Mill. Pfund auf. Der ehemalige Finanzchef Chris Marsh wurde festgenommen, kam aber gegen Kaution wieder auf freien Fuß. Das Serious Fraud Office leitete eine Untersuchung gegen ihn ein.