China-Taiwan-Konflikt

Peking drangsaliert taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn

Peking baut eine Drohkulisse gegenüber dem mit zahlreichen Werken in China präsenten taiwanesischen Auftragsfertiger und Apple-Zulieferer Foxconn auf. Hintergrund dürfte der Wahlkampf auf der Insel Taiwan sein, bei dem Foxconn-Gründer Terry Gou mitmischt.

Peking drangsaliert taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn

Peking drangsaliert taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn

Apple-Zulieferer mit Sonderuntersuchungen an seinen China-Standorten konfrontiert – Politisches Manöver mit Bezug zum Wahlkampf in Taiwan

nh Schanghai

Dem taiwanesischen Technologiekonzern Foxconn drohen von der chinesischen Regierung inszenierte Unannehmlichkeiten in Form von Sonderuntersuchungen seiner weitreichenden Aktivitäten in China. Allem Anschein nach stehen die Avancen gegenüber der als Auftragsfertiger für den Zusammenbau von Apple-Smartphones und anderen elektronischen Konsumgeräten bekannten Foxconn in einem politischen Kontext.

Bei im Dezember anstehenden Präsidentschaftswahlen in Taiwan gehört der Gründer und Ex-Chairman von Foxconn, Terry Gou, zu den Kandidaten für das höchste Amt der von China beanspruchten, aber unabhängig regierten Insel.

Zu Wochenbeginn ließ die auch in Englisch erscheinende Parteizeitung „Global Times“ die Nachricht verbreiten, dass Behörden in den Provinzen Guangdong und Jiangsu Inspektionen wegen möglicher steuerlicher Unregelmäßigkeiten bei Foxconn-Standorten lanciert hätten. Gleichzeitig hieß es, man werde Landnutzungspraktiken für Foxconn-Werke in den Provinzen Hubei und Hunan untersuchen.

Foxconn beschäftigt in seinen chinesischen Werken je nach Auftragslage bis zu 1 Million Mitarbeiter. Damit steht die Gesellschaft als wichtiger Direktinvestor und mit Abstand größter ausländischer Arbeitgeber in China seit jeher in einer besonderen und teilweise spannungsgeladenen Beziehung zur Pekinger Regierung. Foxconn ist dabei auch öfters wegen kontroverser Arbeitsbedingungen in ihren Massenwerken in öffentliche Kritik geraten.

Eigentümliche Drohkampagne

Die Art der Bekanntmachung ohne bisherige Bestätigung seitens einer Regierungsbehörde wie auch die Anknüpfungspunkte für eine Sonderuntersuchung gelten als ungewöhnlich. Sie lassen vermuten, dass es sich um eine vom Parteiapparat aufgezogene Drohkampagne handelt, der nicht notwendigerweise konkrete Schritte in Form einer wie immer gearteten Bestrafung von Foxconn folgen werden. An der Börse hat die Nachricht dennoch einigen Eindruck gemacht. Seit Wochenbeginn hat die Foxconn-Aktie rund 5% eingebüßt, während die separat in Schanghai notierte Einheit Foxconn Industrial Internet gut 15% verlor.

Analysten betonen, dass die Ratio der chinesischen Intervention auf eine Beeinflussung des Wahlkampfes abzielt. Dort liegt die bei Chinas Staatsführung verhasste Regierungspartei DPP in den Prognosen vorne und dürfte sich erneut die Präsidentschaft sichern. Gou war vor wenigen Wochen in den Wahlkampf als unabhängiger Kandidat eingetreten. Damit trägt er zu einer Zersplitterung der DPP-Opposition beziehungsweise einer Verringerung der Chancen der von Peking favorisierten Kuomintang-Partei (KMT) bei. Diese spricht sich im Gegensatz zur DPP grundsätzlich gegen eine formelle Loslösung Taiwans von China und damit auch eine Wahrung der im geopolitischen Kontext bedeutsamen „Ein-China-Politik“ aus.

Foxconn-Gründer Terry Gou hat politische Ambitionen und kandidiert für das Präsidentenamt in Taiwan. Foto: picture alliance/EPA/Ritchie B. Tongo

Der mittlerweile 72-jährige Milliardär Gou hatte sich bei der Präsidentschaftswahl 2019 erfolglos um die Kandidatur für die KMT bemüht. Zur Verfolgung einer politischen Karriere gab er seine Management- und Board-Funktionen bei Foxconn auf. Als Star-Unternehmer genießt er in Taiwan einen enorm hohen Bekanntheitsgrad und ist dabei für populistische Botschaften und Selbstinszenierung im Stile von Donald Trump oder einst Silvio Berlusconi in Italien berüchtigt.

Bei Bekanntgabe seiner Kandidatur Ende August bezeichnete sich Gou als Garant für Taiwans wirtschaftliche Zukunft im brisanten geopolitischen Umfeld und Verhinderer einer chinesischen Invasion. Dabei dürfte er Peking mit markigen Äußerungen in Sachen Einflussnahme auf Foxconn provoziert haben. Gou versichert, dass er sich auch als Foxconn-Chef nie von Peking habe kontrollieren lassen. Nun sei er eh von der Firma völlig losgelöst: „Wenn China Foxconn-Werke konfiszieren will, weil ich mich nicht brav verhalte, dann sage ich nur, bitte macht doch“, hieß es bei bei seinem ersten Wahlauftritt.

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