Peugeot geht gestärkt in die Opel-Übernahme

PSA-Ergebnisse übertreffen die Erwartungen - Konzernchef Tavares sieht Kartellvorwürfe mit Sorge

Peugeot geht gestärkt in die Opel-Übernahme

wü Paris – Kurz vor der Übernahme von Opel präsentiert sich der 2012/ 2013 nur knapp an der Pleite vorbeigeschrammte PSA-Konzern in seinem Kerngeschäft so rentabel wie nie zuvor, während der deutsche Autobauer weiter rote Zahlen schreibt. So stieg die operative Marge der Automobilsparte von PSA im ersten Halbjahr von 6,8 % auf 7,3 %. Damit übertraf Konzernchef Carlos Tavares die eigenen Ziele, denn er strebt für den Zeitraum 2016 bis 2018 im Schnitt eine operative Marge von 4,5 % und für 2021 von über 6 % für die wichtigste Sparte an.Dank teurer neuer Modelle und Einsparungen legte der laufende Betriebsgewinn trotz negativer Währungseffekte und steigender Rohstoffkosten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,5 % auf 2,04 Mrd. Euro zu. Umsatz und Nettoergebnis fielen trotz rückläufiger Absatzzahlen in Europa und China ebenfalls besser als erwartet aus. In Europa gingen die Automobilverkäufe um 1,9 % auf 1,04 Millionen Fahrzeuge zurück, während sie in China und Südostasien um rund 49 % auf 152 000 Fahrzeuge einbrachen.Auf dem europäischen Automobilmarkt, für den PSA jetzt die Wachstumsprognose für 2017 auf 3 % anhob, steigt der Marktanteil des Automobilkonzerns jedoch inzwischen nach Angaben von Tavares wieder an. In China wiederum habe sich der Rückgang der Verkaufsvolumina verlangsamt, erklärte er. Den Abschluss der Übernahme von Opel strebt Tavares nach wie vor spätestens bis Ende des Jahres an. Sie werde in zwei Etappen erfolgen, sagte er: dem Abschluss der Übernahme der Automobilsparte und dem Abschluss der Banken-Einheit. Für Letztere hat PSA nach Angaben von Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon noch nicht das grüne Licht aus Brüssel erhalten. 100 Tage nach Abschluss der Übernahme der Automobilsparte werde der neue Opel-Chef Michael Lohscheller den Sanierungsplan für den deutschen Autobauer vorlegen, kündigte Tavares im Gespräch mit deutschen Journalisten an.Der Sanierungsplan werde von Lohscheller ausgearbeitet, nicht von PSA, betonte Tavares, der künftig ein paar Tage pro Monat bei Opel verbringen will. “Er hat meine Unterstützung, und er kann sich dabei auf den Sanierungsplan von PSA und unsere Richtwerte stützen.” Was Lohscheller davon für seine Strategie nutze, liege jedoch vollkommen in seinem Ermessen. “Die einzige Option, die Opel nicht hat, ist der Status quo”, erklärte Tavares. Das dürfte angesichts der Tatsache, dass Opel seit zehn Jahren Verluste macht, allen einleuchten. Kompetenz in RüsselsheimEine zeitliche Vorgabe, wann Opel aus den roten Zahlen herauskommen soll, will der PSA-Chef nicht geben. Finanzchef de Chatillon hatte bei der Ankündigung der Übernahme erklärt, dass Opel/Vauxhall 2020 wieder rentabel sein dürften. “Das ist keine Frage der Zeit, sondern eine Frage, wie wir die Intelligenz der Opel-Mitarbeiter für die Sanierung mobilisieren können, um aus Opel ein wettbewerbsfähiges, rentables Unternehmen zu machen”, sagte Tavares jetzt.Es liege im Interesse von allen, dass der deutsche Autobauer so schnell wie möglich die PSA-Technologien nutze, erklärte er. Dafür könnten die bereits lancierten gemeinsamen Projekte als Motor dienen. “Wir wollen, dass Rüsselsheim für das Engineering von Opel zuständig ist und als Kompetenzzentrum für bestimmte Bereiche der gesamten Gruppe dient”, so der PSA-Chef. “Opel wird über seine eigenen Produkte entscheiden, aber wenn wir ein gemeinsames Projekt planen, werden wird den Vorstand von Opel bitten, gewisse Rentabilitätskriterien zu beachten.”Mit Blick auf den Skandal um das mutmaßliche Kartell deutscher Autobauer sagte Tavares, dass er verstehe, dass gewisse Wettbewerbsregeln eingehalten werden müssten. Er warnte jedoch davor, dass nun die gesamte europäische Automobilindustrie auf die Anklagebank geraten könnte. “Das Image der Automobilindustrie in Europa verschlechtert sich. Das beunruhigt mich.” Das sei für PSA bei der Übernahme von Opel kein Vorteil. “Ich bin glücklich, dass der Name Opel in all den Enthüllungen niemals zitiert wurde”, so Tavares, der eigenen Angaben zufolge nach den Kartellenthüllungen keine juristischen Schritte gegen Konkurrenten plant. Die Peugeot-Aktie legte am Mittwoch in Paris 3,2 % auf 18,66 Euro zu.