Pfizer und Biontech starten große Corona-Studie
swa Frankfurt – Immer mehr Unternehmen gehen in die entscheidende Phase des Wettrennens um einen möglichen Impfstoff gegen die Infektionskrankheit Covid-19. Nach dem US-Unternehmen Moderna hat nun auch die Mainzer Biontech in Partnerschaft mit Pfizer den Start einer Studie mit mehreren Tausend Freiwilligen gestartet. Die Phase-2/3-Studie, an der bis zu 30 000 Probanden im Alter von 18 bis 85 Jahren teilnehmen sollen, hat in den Vereinigten Staaten begonnen und soll weltweit auf 120 Studienzentren ausgeweitet werden, teilen Biontech und Pfizer mit. Aus vier Impfstoffkandidaten haben sich die beiden Partner auf BNT162b2 verständigt. Sollte die Studie erfolgreich verlaufen, könne im Oktober eine Zulassung beantragt werden, heißt es.Das US-Unternehmen Moderna hatte am Vortag ebenfalls den Beginn einer Phase-3-Studie mit 30 000 Probanden in den USA angekündigt. Wie Biontech setzt der Wettbewerber auf die genbasierte Technologie der sogenannten Messenger-RNA (mRNA). Damit sind nun global fünf Impfstoffprojekte gegen die Pandemie in Phase 3. Neben Moderna und Biontech/Pfizer analysiert die britische Oxford University gemeinsam mit AstraZeneca einen Vektorimpfstoff in Brasilien. Am Start ist zudem das Wuhan Institute of Biological Products in Kooperation mit Wuhan Institute of Virology und Sinopharm mit einem Impfstoff mit inaktiviertem Virus und Studien in China und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Sinovac Biotech ebenfalls mit einem Vakzin mit inaktiviertem Virus in Studien in Brasilien und von August an geplant auch Tests in Bangladesch. KapitalspritzeBiontech, die in einer Kapitalerhöhung gerade gut 500 Mill. Dollar eingesammelt hat, nimmt sich vor, im Fall einer Zulassung weltweit bis Ende 2020 bis zu 100 Millionen Dosen und bis Ende 2021 möglicherweise mehr als 1,3 Milliarden Dosen des Impfstoffs liefern zu können. Den USA sind in einem Liefervertrag 100 Millionen Dosen zum Preis von 1,95 Mrd. Dollar zugesagt worden mit der Option, weitere 500 Millionen Einheiten erwerben zu können. Auch mit AstraZeneca haben die Vereinigten Staaten einen Liefervertrag geschlossen. Mit dem britischen Pharmakonzern sind auch Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande handelseinig geworden.In Europa gibt es nach Informationen von Reuters strittige Punkte in den Gesprächen über Lieferverträge. Die Verhandlungen der EU-Kommission mit diversen Pharmaunternehmen über die Versorgung mit Corona-Impfstoffen gestalteten sich schwierig. Es hake bei einigen Themen, etwa dem Preis, Zahlungsmodalitäten oder Haftungskosten, erläuterten drei in die Verhandlungen involvierte Vertreter der EU-Behörde gegenüber der Nachrichtenagentur. Die EU spreche mit mindestens sechs Impfstoffherstellern darüber, unter welchen Bedingungen sich der Staatenbund vorab Lieferungen sichern könne, wenn Kandidaten die Marktzulassung erreichten. Dazu zählten Pfizer, Sanofi, Johnson & Johnson, aber auch Moderna und die vor dem IPO an der Nasdaq stehende Tübinger Biotechfirma Curevac.Es gebe einige Hürden. So verlange Sanofi für 300 Millionen Dosen ihres Impfstoffkandidaten eine Vorauszahlung. Mit Johnson & Johnson gebe es ein Hin und Her darüber, wer die Haftung übernehme, wenn die Impfung unerwartete Nebenwirkungen auslöse.