Philips hat gute Referenzen für den nächsten Spin-off

Die Abspaltung des Beleuchtungsgeschäfts hält aber weniger Attraktionen bereit als die ehemaligen Halbleiteraktivitäten NXP und ASML

Philips hat gute Referenzen für den nächsten Spin-off

Von Stefan Paravicini, FrankfurtDer niederländische Technologiekonzern Philips will sich im ersten Halbjahr von seiner Beleuchtungssparte trennen. Die Pläne dafür hatte CEO Frans van Houten bereits im Herbst 2014 bekannt gegeben (vgl. BZ vom 24.9.2014). Offen ist weiterhin, ob der Spin-off nach dem Vorbild von Siemens und ihrer ehemaligen Beleuchtungssparte Osram über die Börse gelingt oder doch ein privater Investor zum Zuge kommt.Erst vor zwei Monaten hatte Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, dass CVC zusammen mit KKR, Bain, Onex, Blackstone und weiteren Beteiligungsgesellschaften an einer 5,5 Mrd. Euro schweren Offerte für die Philips-Sparte arbeite. Am Firmensitz von Philips in Amsterdam würden sowohl Möglichkeiten für einen Verkauf an private Investoren geprüft als auch die Vorbereitungen für einen IPO-Prozess vorangetrieben, hieß es kurz vor Weihnachten auf Anfrage bei dem Traditionskonzern. Eine Entscheidung werde im Laufe des ersten Halbjahres getroffen, sagte ein Sprecher. Beraten wird Philips bei dem Verkauf von J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs, hatte Bloomberg im November unter Verweis auf Insider berichtet.Philips kann im Gespräch mit Investoren auf gute Referenzen verweisen. Denn vor zehn Jahren schlug der Konzern mit dem Restrukturierungsexperten Van Houten als Verhandlungsführer schon einmal eine Sparte an ein Konsortium um KKR und Bain los. Knapp 10 Mrd. Dollar legten die Beteiligungsgesellschaften damals für die Halbleitertochter NXP auf den Tisch, deren Chips heute unter anderem in Produkten von Apple stecken und deren Technologie für die Nahfeldkommunikation (NFC) in diesen Tagen auch an der Elektronikmesse CES in Las Vegas in aller Munde ist. An der Börse ist NXP heute gut 27 Mrd. Dollar schwer und damit deutlich wertvoller als Philips, die es derzeit auf eine Marktkapitalisierung von knapp 21 Mrd. Euro bringt. Als KKR & Co die ehemaligen Halbleiteraktivitäten von Philips 2010 an die Börse führten, mussten sie bei der Bewertung freilich noch einen Abschlag von knapp einem Viertel auf den 2006 gezahlten Kaufpreis hinnehmen. Joint Venture als BörsenstarEtwas mehr als 20 Jahre ist es her, dass Philips gut ein Fünftel der Anteile von ASML an die Börse brachte und dafür gut 400 Mill. Euro kassierte. Noch einmal ein ähnlich großes Paket an dem 1984 als Joint Venture mit Advanced Semiconductor Materials International (ASMI) gestarteten Unternehmen wurde fünf Jahre später bereits für mehr als 2 Mrd. Euro angeboten. Heute ist der größte Anbieter von Lithografiesystemen für die Halbleiterindustrie an der Börse in Amsterdam etwas mehr als 33 Mrd. Euro wert.Die Beleuchtungssparte von Philips, die seit der Unternehmensgründung 1891 zum Kerngeschäft gehört, hält nach Einschätzung von Marktbeobachtern auf Stand-alone-Basis weniger Attraktionen als die ehemaligen Halbleiteraktivitäten bereit. “Beleuchtung ist ein ganz anderes Geschäft als die bisherigen Spin-offs”, sagt Marcel Achterberg, Analyst von Petercam. “Das ist ein viel reiferes Geschäft und kein Wachstumsmarkt wie die Aktivitäten von ASML und NXP”, sagt Marc Hesselink, Analyst von ABN Amro. Hinzu kommt, dass mit der Verschiebung von konventionellen Glühbirnen in Richtung LED (siehe Grafik) die Lebensdauer der Produkte steigt. Die Unternehmensberatung McKinsey rechnet für den Markt in diesem und im nächsten Jahr mit einem Wachstum von 5 %, ab 2018 bis 2020 noch mit jährlichen Zuwächsen von 3 %.Sollte die Beleuchtungssparte von Philips eine eigene Börsennotiz erhalten, wäre die Aktie ein Tipp als Dividendentitel für Value-Investoren, folgert Hans Slob, Analyst von der Rabobank. Eine Einschätzung, mit der auch Philips-Chef Van Houten übereinstimmt. Das Profil des Beleuchtungsgeschäfts zeichne sich für Investoren vor allem durch starke Cash-flows aus, sagte der CEO im Herbst in einem Interview.Genau an dieser Stelle heben die Analysten der UBS den Finger. Zuletzt sei die Entwicklung der Cash-flows enttäuschend ausgefallen, schreiben sie in einer Studie. Das könnte interessierte Käufer ebenso verunsichern wie die erheblich gestiegenen Außenstände, heißt es weiter. Am Ende könnten Investoren deshalb zu einer geringeren Bewertung kommen, als derzeit allgemein erwartet wird. Zwar trauen auch die Experten der UBS Philips zu, den Wert des Unternehmens mit der Aufspaltung um bis zu 10 % zu erhöhen, schon weil nach einem Spin-off der in der jetzigen Konstellationen von Investoren angesetzte Abschlag für ein Konglomerat entfalle. Wegen der angesprochenen Unsicherheiten würde dieses Potenzial bei der Bewertung der Aktie derzeit aber nicht berücksichtigt.Unsicher ist auch der geplante Verkauf eines Mehrheitsanteils von Philips Lumileds und Automotive. Im Frühjahr hatte Philips einem chinesischen Konsortium um Go Scale Capital für rund 2,8 Mrd. Dollar den Zuschlag für das Geschäft mit Autolampen und LED-Komponenten gegeben (vgl. BZ vom 1.4.2015). Im Herbst meldete indes die US-Regierung Bedenken an, die sich um Patente von Lumileds, einem ehemaligen Joint Venture von Philips und dem US-Konzern Agilent, Sorgen macht. Zuschlag inklusive LumiledsUm Lumileds und Automotive hatten sich laut Finanzkreisen auch CVC, KKR und Bain bemüht. Manchem Marktbeobachter wäre es am liebsten, sie würden möglichst rasch die gesamten Beleuchtungsassets von Philips abräumen, damit sich der Konzern endlich auf das designierte Kerngeschäft mit Medizintechnik und Gesundheit konzentrieren kann. Der Wert von Philips Healthtech soll schließlich nicht so bald vom nächsten Spin-off überholt werden.