Philips passt wegen Zollstreit Produktion in China und USA an
– Herr van Houten, Sie haben mit dem jüngsten Zwischenbericht angekündigt, Ihre Lieferkette rund um den Globus umbauen zu wollen. Wieso?Wenn wir nur zu einem Importzoll von 25 % in die USA importieren können, dann bleibt uns keine Wahl, als zu reagieren. Das ist so viel, dass es den Gewinn praktisch komplett auffressen würde. Die Preise könnten wir nur erhöhen, wenn unsere Wettbewerber vor dem gleichen Problem stünden, was nicht immer der Fall ist. Wir haben einige Produkte, die den neuen Einfuhrzöllen unterliegen. Zugleich haben wir Produkt, die wir aus den USA nach China exportieren, die nun ebenfalls Zöllen unterliegen.- Welche Maßnahmen planen Sie?Um die Einfuhrzölle zu vermeiden, werden wir die Produktion in andere Werke verlagern. Unser Vorteil ist, dass wir bereits Produktionsanlagen in Europa, Asien und Nordamerika unterhalten. Mit einigen Anpassungen können wir die Lieferketten so relativ zeitnah umstrukturieren.- Können Sie das konkretisieren?Wir sprechen hier vielleicht über drei bis sechs Monate, bis die ersten Anpassungen abgeschlossen sind.- Können Sie schon abschätzen, was der Umbau kosten wird?Es wird sicher mehr Zeit als Geld kosten. Und zwar deshalb, weil medizintechnische Geräte strengen Auflagen durch die Gesundheitsbehörden unterliegen, deren Erfüllung sichergestellt werden muss.- Im dritten Quartal sind Sie in den USA etwas schwächer als in Europa oder Asien gewachsen. War das eine Folge der Zölle?Die haben unter dem Strich noch keine Rolle gespielt. Die ersten Zölle sind ab Ende September in Kraft getreten, andere treten jetzt erst in Kraft. Wo man die Auswirkungen schon erkennen kann, ist in unseren gestiegenen Working Capital. Wir haben in den entsprechenden Ländern unsere Vorräte nach oben gefahren, um eine Belastung durch die kommenden Zölle zu umgehen.- Wie sieht es nächstes Jahr aus?Wir rechnen derzeit mit rund 60 Mill. Euro Gegenwind auf der Ergebnisseite.- Wie problematisch wäre ein harter Brexit für Philips?Wir haben lediglich ein Werk in Großbritannien, so dass die Entwicklung hier für uns nicht so kritisch wie in den USA ist. Das ist eher ein lokales Thema, weil die Kosten so hoch steigen könnten, dass wir uns über eine Schließung des Werks Gedanken machen müssten.- Eine andere Belastung stammte zuletzt von den Abwertungen der Lokalwährungen in Argentinien und der Türkei. Hedgen Sie hier?Hedging in Schwellenländern ist zu kostspielig, um sich zu rechnen. Eine komplette Abrechnung in einer stabileren Währung wie Euro oder Dollar ist oft auch keine Option. Zum einen, weil die Regierung vor Ort dies oft nicht zulässt. Zum anderen, weil es immer auch lokale Wertschöpfungsanteile in einem Vertrag gibt. Ganz weg bekommen Sie das Risiko daher nie. Ein Drittel unseres Geschäfts in lokaler Währung stammt aus Schwellenländern. Da lässt sich mit Preisanhebungen etwas abfedern. Dass damit Risiken einhergehen, kann man aber nicht vermeiden.- Bei all den Risiken haben Sie Ihren Ausblick bestätigt. Was lässt Sie optimistisch nach vorn blicken?Die positivste Nachricht ist aus meiner Sicht unser Auftragseingang, der um 11 % zugelegt hat. Das ist nicht nur der Ausreißer eines einzelnen guten Quartals. Wir wachsen im Ordereingang schon das gesamte Jahr prozentual zweistellig in fast allen Bereichen. Bis ein Auftrag zu Umsatz wird, dauert es bei uns typischerweise neun bis 15 Monate. Wir sind also für das kommende Jahr schon sehr gut aufgestellt.—-Das Interview führte Sebastian Schmid.