Philips stoppt Verkauf von Beatmungsgeräten in den USA
Philips stoppt US-Verkauf von Beatmungsgeräten
Vereinbarung mit der Gesundheitsbehörde FDA – Zubehör und Ersatzteile werden weiter geliefert – Aktie rutscht ab
hek Frankfurt
Der Medizintechnikkonzern Philips hat sich im Streit mit der US-Gesundheitsbehörde FDA um schadhafte Beatmungsgeräte verständigt. Das Unternehmen hat sich dabei nach eigenen Angaben verpflichtet, zunächst keine weiteren Neugeräte mehr in den USA zu verkaufen. Der Stopp gilt, bis die in dem Dekret vorgegebenen Auflagen umgesetzt sind. Philips hat für den Vergleich im vierten Quartal 363 Mill. Euro zurückgestellt.
Gericht muss zustimmen
Die Niederländer mussten etwa 5,5 Millionen Beatmungsgeräte zur Behandlung von Atemaussetzern im Schlaf zurückrufen, nachdem vor drei Jahren bekannt wurde, dass der zur Dämpfung von Geräuschen verbaute Schaumstoff sich im Laufe der Zeit zersetzen und giftig werden kann - und möglicherweise krebserregend wirkt. Vorstandschef Roy Jakobs bezeichnet die Einigung als wichtigen Schritt. Sie schaffe Klarheit, biete einen Fahrplan zur Einhaltung der Vorschriften und auch zur Wiederherstellung des Geschäfts. Ein US-Gericht muss der Vereinbarung, die derzeit fertiggestellt wird, allerdings noch zustimmen. Die Philips-Aktie hat seit Bekanntwerden der Qualitätsmängel 60% ihres Werts verloren.
Der Verkauf von Zubehör und Ersatzteilen in den USA werde fortgeführt, teilt Philips weiter mit. Das Dekret gebe dem Unternehmen einen mehrjährigen Plan mit festgelegten Maßnahmen, Meilensteinen und Leistungen vor. Die Rückstellung beziehe sich auf Abhilfemaßnahmen, Bestandsabschreibungen und belastende Verträge. Für das laufende Jahr erwartet das Management zusätzliche Kosten von etwa 100 Basispunkten. Außerhalb der USA würden weiterhin Neugeräte angeboten. Philips hatte bereits rund 1 Mrd. Euro für den Rückruf zurückgestellt. Im September stimmte der Konzern zu, mindestens 479 Mill. Dollar zu zahlen, um einen Teil der Rechtsstreitigkeiten beizulegen. Philips ist aber weiterhin mit Sammelklagen und zahlreichen Einzelklagen konfrontiert.
Investoren enttäuscht
Für das laufende Jahr kündigt Philips 3 bis 5% Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis und eine um Sondereinflüsse bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita-Marge) zwischen 11 und 11,5% an. Den freien Cashflow siedelt das Management zwischen 0,8 Mrd. und 1,0 (2022: 1,58) Mrd. Euro an. Im abgelaufenen Jahr kam Philips auf 10,6 (2022: 7,4)% operative Marge, im vierten Quartal waren es 12,9 (12)%. Unter dem Strich stehen für das Gesamtjahr 463 Mill. Euro Nettoverlust nach gut 1,6 Mrd. Euro Fehlbetrag 2022. Ungeachtet des Verlusts sollten die Aktionäre eine stabile Dividende von 0,85 Euro erhalten. Dies Ausschüttung erfolgt in Aktien. Die um Währungseinflüsse sowie An- und Verkäufe bereinigten Erlöse kletterten im Gesamtjahr um 6% auf 18,2 Mrd. Euro, während sie im vierten Quartal um 1% auf 5,1 Mrd. Euro zurückgingen. Der vergleichbare Auftragseingang schrumpfte 2023 um 5%.

Investoren zeigten sich enttäuscht von dem Jahresbericht. Die Philips-Aktie gab am Montag im Handelsverlauf 7% nach. Nach Einschätzung der Schweizer Großbank UBS sind die Kennziffern unerwartet schwach ausgefallen. Der Ausblick auf 2024 sei von allerlei Unsicherheiten geprägt. Die britische Bank Barclays konstatiert, es gebe vieles auszuwerten. Die Investmentbank Jefferies hingegen meint, die Resultate des vierten Quartals ohne Berücksichtigung von Rückstellungen entsprächen den Markterwartungen. Allerdings sei der Auftragseingang das sechste Quartal in Folge gesunken.
8.000 Stellen gestrichen
Das US-Analysehaus Bernstein konstatiert, dass der Markt nicht mit der Aussetzung des Verkaufs von Beatmungsgeräten für Schlaftherapie in den USA gerechnet habe. Und Jefferies glaubt, es werde wahrscheinlich Jahre dauern, bis Philips den Verkauf in den Staaten wieder aufnehmen kann.
Die Umsetzung des Effizienz- und Restrukturierungsprogramms komme wie geplant voran, versichert CEO Jakobs. Im vergangenen Jahr hätten die Einsparungen 956 Mill. Euro erreicht, im vierten Quartal seien es 271 Mill. Euro gewesen. Bislang seien 8.000 der bis 2025 geplanten 10.000 Stellen abgebaut worden. Ende Dezember beschäftigte Philips noch knapp 70.000 Mitarbeiter.
Der Medtech-Konzern Philips verkauft vorerst keine neuen Beatmungsgeräte zur Behandlung von Atemaussetzern im Schlaf in den USA mehr. Den Stopp haben die Niederländer mit der Gesundheitsbehörde FDA vereinbart. Die Aktie reagiert mit deutlichen Kursabschlägen. Beim Effizienzprogramm sieht sich Philips auf Kurs.