Phoenix Solar schließt Deutschland-Geschäft

Zweite Restrukturierungsrunde läuft - Fast 100 Mitarbeiter müssen gehen - Rote Zahlen drücken den Kurs

Phoenix Solar schließt Deutschland-Geschäft

jur München – Das angeschlagene Photovoltaikunternehmen Phoenix Solar geht in die zweite Restrukturierungsrunde binnen zwei Jahren. Die Gesellschaft, die als Großhändler für Solarkomponenten und Komplettsysteme, aber auch im Bau von großen Solarkraftwerken tätig ist, will das Deutschland-Geschäft nahezu vollständig einstellen und sich künftig auf die Tochtergesellschaften in den USA und Asien, aber auch in Frankreich und Griechenland konzentrieren.Die damit verbundenen außerordentlichen Aufwendungen sollen nach Angaben der Gesellschaft zum Großteil noch im Abschluss 2012 verbucht werden und drücken das Unternehmen noch tiefer in die Verlustzone als bereits geplant. Gründungsvorstand Andreas Hänel kann sich mit der Neuausrichtung wohl nicht anfreunden und verlässt das Unternehmen, das 2004, damals noch als Phoenix Sonnenstrom AG, an die Börse ging. Neuer CEO wird Finanzvorstand Bernd Köhler, der erst vor gut einem Jahr zu Phoenix Solar stieß und künftig beide Funktionen ausüben wird.Phoenix Solar leidet wie die gesamte deutsche Solarbranche unter dem starken Wettbewerb aus China. Die dortige Regierung unterstützt die ortsansässigen Hersteller kräftig, was auf dem Markt zu hohen Überkapazitäten und stark sinkenden Preisen geführt hat. Für eine durchschnittliche Solaranlage auf einem Hausdach zahlt der Kunde heute gerade mal noch 1 750 Euro, Anfang 2006 waren es noch mehr als 5 000 Euro, so der Bundesverband Solarwirtschaft. Hausgemachte ProblemeHinzu kommt, dass sich Investoren angesichts der anhaltenden Debatte über Änderungen an der künftigen Förderung von Solarstrom zumindest in Deutschland beim Bau großer Solarkraftwerksanlagen zurückhalten. Zum Teil ist die Misere bei Phoenix aber auch hausgemacht, haben die Bayern doch gerade im Kraftwerksbau zuletzt deutlich Marktanteile verloren.Ausbaden müssen es jetzt Mitarbeiter und Anteilseigner. Im Zuge des abermaligen Umbaus werden die Geschäfte in den beiden Kernsparten Handel und Kraftwerksbau in Deutschland eingestellt, erhalten bleiben lediglich Betrieb und Wartung sowie die Verwaltung. Von den 132 Mitarbeitern hierzulande an den Standorten Ulm und Sulzemoos müssen 96 gehen. Insgesamt wird Phoenix Solar dann nur noch 116 Mitarbeiter haben, nach einst über 400 Beschäftigten.Mit der Aufgabe dieser Aktivitäten entfällt für das Unternehmen ein Jahresumsatz von 90 Mill. Euro, wie ein Sprecher erläutert. Bezogen auf die bereits im vergangenen Oktober nach unten korrigierte Umsatzprognose für 2012 von 150 bis 170 Mill. Euro ist das mehr als die Hälfte. Diese Geschäfte seien allerdings auch “die größten Verlustbringer”, so der Sprecher.Bei den noch vorhandenen Aktivitäten setzt die Gesellschaft auf kräftiges Wachstum, das die Umsatzdelle durch die Schließungen schon im laufenden Jahr wettmachen soll. Für 2013 geht Phoenix Solar nach korrigierter Prognose von 160 bis 190 Mill. Euro aus. Die bisherige Ergebnisprognose vor Restrukturierungskosten (Ebit) zwischen – 5 Mill. Euro und null wird jedoch beibehalten. Belastend wirken sich die Kosten für den Umbau mit 8 Mill. Euro außerordentlichen Aufwendungen allerdings im Geschäftsjahr 2012 aus. Nach vorläufigen Zahlen erreicht Phoenix Solar ein operatives Minus von 32 Mill. Euro. Bereits im Vorjahr hat die Gesellschaft mit – 85 Mill. tiefrot geschrieben. Die Belastungen aus der Restrukturierung für das laufende Jahr beziffert ein Sprecher auf gerade mal noch 2 Mill. Euro.Die Banken, mit denen Phoenix Solar bereits im letzten Umbauprogramm Mitte 2012 nur nach zähem Ringen zu einer Einigung kam, haben die Konzernfinanzierung vorzeitig um ein weiteres Jahr bis März 2015 verlängert. Allerdings wurde das Gesamtfinanzierungsvolumen leicht von 135 Mill. auf 126 Mill. Euro angepasst.Seit Allianz und Swisscanto, die jeweils über 5 % an Phoenix Solar hielten, vergangenes Jahr ausgestiegen sind, befindet sich die Gesellschaft ohne größeren Investor zu 100 % im Free Float. Der Kurs reagierte stark auf die schlechten Nachrichten und sackte am Dienstag um fast 10 % ab. Die Marktkapitalisierung der Gesellschaft rutschte unter 9 Mill. Euro.