Infrastrukturgüterindustrie

Siemens beteiligt Aktionäre am Rekordgewinn

Siemens will den Umsatz im angelaufenen Geschäftsjahr um bis zu 8% steigern und den Gewinn überproportional erhöhen. Der vergangene Turnus brachte zahlreiche Rekorde.

Siemens beteiligt Aktionäre am Rekordgewinn

Siemens beteiligt Aktionäre am Rekordgewinn

Dividende für das vergangene Geschäftsjahr steigt stark – Gewinn soll weiterhin überproportional zulegen – Umsatzwachstum aber gedrosselt

Siemens will den Umsatz im angelaufenen Geschäftsjahr um bis zu 8% steigern und den Gewinn überproportional erhöhen. Das vergangene Geschäftsjahr brachte zahlreiche Rekorde. Die Dividende 2023 wird um 11% auf 4,70 Euro je Aktie zulegen.

mic München

Siemens stemmt sich gegen den konjunkturellen Gegenwind. „Trotz der erwarteten gedämpften wirtschaftlichen Entwicklung weltweit erwarten wir 2024 erneut ein wertsteigerndes Wachstum“, sagte Vorstandsvorsitzender Roland Busch in der Jahrespressekonferenz. Allerdings rechnet der Manager nach einem vergleichbaren Umsatzanstieg 2022/2023 (30. September) von 11% nur noch mit einem Plus von 4 bis 8%.

Finanzvorstand Ralf Thomas verwies darauf, dass 2023/2024 für die Kernsparte Digital Industries (DI) mit einem Erlösplus von 0 bis 3% eher ein „Übergangsjahr“ sei, bevor wieder beschleunigtes Wachstum einsetzen werde. Busch erklärte, die Kunden und Distributoren bauten ihre Lagerbestände insbesondere in China ab. Dort sank 2022/2023 der Umsatz um 2%, der Auftragseingang brach um 19% ein.

Lagerbestände werden abgebaut

„Wir gehen davon aus, dass dieser Abbau in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2024 anhalten wird, bis die Lagerbestände wieder auf normalem Niveau sind“, sagte Busch. In China sehe die Kernsparte DI nach einem schwachen vierten Quartal erste Anzeichen einer Stabilisierung, detaillierte Thomas. Allerdings zögen die Bestellungen noch nicht wieder an. Zudem schwächt sich konzernweit der Rückenwind, den Preiserhöhungen 2022/2023 brachten, sukzessive ab. Andererseits kletterte der Auftragsbestand per Ende September auf den Rekordwert von 111 Mrd. Euro.

Das Ergebnis je Aktie, bereinigt um Kaufpreiseffekte und Effekte aus der Siemens-Energy-Beteiligung, will Siemens trotzdem überproportional von 9,93 Euro auf 10,40 bis 11,00 Euro erhöhen. Treiber sei das profitable Wachstum des Industriellen Geschäfts, erläuterte Thomas.

Während Digital Industries mit einer prognostizierten Ergebnismarge von 20 bis 23% eher weniger als im Vorjahr (22,6%, 23,4% inklusive Veräußerungseffekt) liefern wird, stehen die Chancen gut, dass die Margen von Smart Infratructure (Ziel 15 bis 17%, zuletzt 15,4%) und Mobility (Ziel 8 bis 10%, zuletzt 8,4%) zulegen. Die Wachstumslokomotiven sind Smart Infrastructure (7 bis 10% Erlösplus) und Mobility (8 bis 11%).

Busch kündigte an, Siemens werde mit den Vorbereitungen für einen Börsengang der weitgehend abgespaltenen Innomotics beginnen. Aber: „Wir prüfen auch alle anderen Optionen.“ Der Anbieter von Motoren und Großantrieben beschäftigt 15.000 Personen.

Die Neuaufstellung per 1. Oktober lässt den Umsatz von Digital Industries – dieser Sparte war ein Teil von Innomotics bisher zugeordnet - im vergangenen Geschäftsjahr pro forma um 1,28 Mrd. Euro sinken, aber das operative Ergebnis nur um 114 Mill. Euro zurückgehen. Die gemeldete DI-Sparte von 22,6% steigt also wegen der Innomotics-Umgruppierung in die sogenannten Portfolio Companies um 0,8 Prozentpunkte auf 23,4%, Innomotics erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr inklusive weiterer Geschäfte laut Siemens einen Umsatz von 3,3 Mrd. Euro.

Siemens kündigte eine erhöhte Ausschüttung an. Die Dividende soll von 4,25 Euro je Aktie auf 4,70 Euro steigen. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 47% bezogen auf das unverwässerte Ergebnis je Aktie in Höhe von 10,04 Euro.

Die Dividendenentwicklung von Siemens

Darüber hinaus plant Thomas ein neues Aktienrückkaufprogramm. Innerhalb von maximal fünf Jahren sollen 6 Mrd. Euro ausgegeben werden. Damit verdoppelt sich das Volumen im Vergleich zum laufenden Programm, das 2021 begann. Es sollte eigentlich ebenfalls fünf Jahre laufen, aber aktuell sind bereits 90% der anvisierten 3 Mrd. Euro zurückgekauft.

Ein Spitzenjahrgang

Geld wird Siemens allerdings auch für auslaufende Anleihen benötigen. Im aktuellen Geschäftsjahr werden Papiere im Wert von 6,1 Mrd. Euro fällig – ein hoher Anteil an dem gesamten Bondportfolio in Höhe von 44 Mrd. Euro. Dagegen scheinen für die Pensionsverbindlichkeiten keine zusätzlichen Mittel erforderlich. Das Defizit beträgt nur noch 1,4 Mrd. Euro. Vor drei Jahren waren es noch 6,4 Mrd. Euro.  

Das Zahlenwerk 2022/2023 ist erneut ein Spitzenjahrgang. „Wir verzeichnen zahlreiche Rekorde“, erklärte Busch. Der Nettogewinn verdoppelte sich nahezu auf den Höchststand von 8,5 Mrd. Euro. Dies wird einerseits getrieben von leicht gesunkenen Steuerzahlungen trotz Gewinnanstiegs. Mit 2,7 Mrd. Euro zahlt der Konzern nur gut zwei Mal so viel an das Finanzamt wie die hochdefizitäre Siemens Energy.

Andererseits kletterte der operative Gewinn. Das sogenannte Ergebnis des Industriellen Geschäfts stieg um 11% auf den Rekordstand von 11,4 Mrd. Euro. Dafür sorgte unter anderem ein Plus des vergleichbaren Umsatzes um 11%. Damit landete der Konzern am oberen Ende der angehobenen Prognose von 9 bis 11%. Die drei Kernsparten Digital Industries, Smart Infrastructure (SI) und Mobility legten überproportional um je 15% zu. Die 75%-Beteiligung Siemens Healthineers drückte mit einem vergleichbaren Plus von 1% den Durchschnitt, weil das Geschäft mit Corona-Schnelltests weitgehend entfiel.

Ohne Währungs- und Portfolioeffekte wären die Erlöse allerdings nur um 8% gestiegen, so dass sich die Ergebnismarge leicht von 15,1 auf 15,4% erhöhte. Hierfür sorgten vor allem die Margen-Rekorde im Kerngeschäft: Digital Industries legte um 2,7 Prozentpunkte auf 22,6% und Smart Infrastructure um 1,6 Punkte auf 15,4% zu.

Die Bahntechnik blieb mit einer nur 0,2 Punkte auf 8,4% erhöhten Marge deutlich unter dem mittelfristigen Margenziel von 10 bis 13%. Busch bekannte sich jedoch eindeutig zu der Sparte. Man schlage sich deutlich besser als die Wettbewerber, und der Cashflow sei sehr gut. Das Erreichen des Mittelfrist-Ertragsziels verschiebe sich wegen des Rückzugs aus Russland und der sich hinziehenden Bahn-Digitalisierung in Deutschland.

Starker Cashflow

Ebenfalls ein Spitzenwert: Der Free Cashflow legte insgesamt um 22% auf 10,0 Mrd. Euro und damit erstmals auf mehr als 10 Mrd. Euro zu. „Wir sind sehr zuversichtlich, diesen erfolgreichen Kurs auch im Geschäftsjahr 2024 fortzusetzen“, sagte Thomas.

Auch das vierte Quartal, das die Erwartungen der Analysten deutlich übertraf, ist von Rekorden geprägt. Das operative Ergebnis des Industriellen Geschäfts kletterte um 7% auf den Rekordwert von 3,4 Mrd. Euro, getrieben von Quartalsrekorden von DI und SI mit 1,4 und 0,8 Mrd. Euro. Die Marge betrug 16,5%.

 Die Umsätze von DI (6,0 Mrd. Euro), SI (5,5 Mrd. Euro) und Mobility (2,9 Mrd. Euro) erreichten ebenfalls Quartals-Rekordhöhen.  

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