Porsche heizt Spekulationen an

Finanzvorstand befürwortet Trend zu Aufspaltungen - VW dementiert Börsenpläne - Margenziel bestätigt

Porsche heizt Spekulationen an

Trotz hoher Investitionen in Elektromobilität und eines aufgestockten IT-Budgets hält Porsche am Ziel einer Umsatzrendite von 15 % fest. Finanzchef Lutz Meschke äußerte sich zudem zur Bewertung, die Porsche bei einem Börsengang seiner Meinung nach erreichen könnte – und löst so Spekulationen aus. igo Stuttgart – Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke hat von der Autoindustrie eine höhere Geschwindigkeit bei der Transformation hin zu Elektromobilität und autonom fahrenden Autos gefordert. “Es ist etwas zurückhaltend, wie der Wandel von den Herstellern durchgeführt wird”, sagte Meschke vor Journalisten. Ihm zufolge sind Überlegungen wie bei Daimler, den Konzern in selbständige Einheiten aufzuteilen, ein probates Mittel, um damit umzugehen. Viele Konzerne dächten angesichts der Schnelligkeit, mit der der Wandel vor sich gehe, darüber nach, sich aufzuteilen, um “bei Kooperationen flexibler” zu sein, oder “um interessanter für den Markt zu sein”, so Meschke. Eine Option, die er auch für den Volkswagen-Konzern für sinnvoll hält, wie seine weiteren Äußerungen nahelegen.”Jedes Unternehmen muss nachdenken, ob es nicht Sinn macht, schlagkräftige Einheiten zu bilden”, sagte er. Von Teilbörsengängen könne auch der Mutterkonzern profitieren, erläuterte er am Beispiel des Börsengangs von Ferrari. “Das hat auch Fiat einen Wertzuwachs gebracht, weil dem Kapitalmarkt signalisiert wurde: Es wird aufgeräumt, man muss die Kosten im Griff haben und kann die Probleme nicht mit guten Renditen aus der Sportwagensparte überdecken”, so Meschke.Ferrari ging im Oktober 2015 für 52 Dollar je Aktie in New York an die Börse, heute kostet das Papier 115 Dollar. Der Aktienkurs von Fiat Chrysler (FCA) kletterte im selben Zeitraum von knapp 10 Dollar auf 16 Dollar. Einzeln so wertvoll wie VWPorsche ist mit einer Umsatzrendite von 17,5 % zum Halbjahr die mit Abstand rentabelste VW-Konzernmarke. Ferrari lag in diesem Zeitraum bei 24 %, die deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes pendeln zwischen 8 % und 10 %. Meschke zufolge wäre bei einer börsennotierten Porsche “eine Bewertung von 60 Mrd. Euro bis 70 Mrd. Euro nicht aus der Welt”, da der Hersteller wie Ferrari als Luxusgüterproduzent gesehen würde. Der VW-Konzern mit seinen insgesamt zwölf Marken ist an der Börse derzeit rund 71 Mrd. Euro schwer. Er habe die Vorteile eines solchen Schritts aus seiner Sicht auch in Wolfsburg dargelegt, sagte Meschke. In den dortigen Führungsgremien säßen “intelligente Menschen, die sich Gedanken machen über die Weiterentwicklung des Konzerns.” Zur Reaktion dieser Gremien auf seine Positionierung wollte er sich nicht äußern. Ebenso wenig auf die Frage, wie die Familien Porsche und Piëch, die über die Porsche SE die Mehrheit an VW halten, einem möglichen Börsengang gegenüberstehen. Ein VW-Sprecher sagte am Montag, im Konzern gebe es “aktuell keine Pläne” für einen Teil- oder Börsengang von Porsche. Hohe Elektroquote bis 2025Porsche will den Wandel zur Elektromobilität schaffen, ohne ihr Renditeziel zu gefährden. “Das Ziel von 15 % bleibt”, sagte Meschke. Für reine E-Autos und Plug-in-Hybride würden pro Auto zwischen 6 000 und 10 000 Euro höhere Materialkosten anfallen. Um die 15 % zu halten, sollen jährlich 6 % der Kosten direkt über Effizienzmaßnahmen wieder hereingeholt werden. Porsche investiert in den kommenden fünf Jahren 6 Mrd. Euro in die Elektrifizierung. Rund 1 Mrd. Euro floss in die Entwicklung des ersten E-Porsches Taycan, der im ersten Halbjahr 2019 in Serie gehen soll. Das Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen wurde dafür für rund 1 Mrd. Euro erweitert. Weitere 500 Mill. Euro sollen Meschke zufolge in Derivate des Taycan fließen. “Wir haben gesagt, dass bis 2025 rund 50 % unserer Modelle elektrisch sein werden, aber ich kann mir vorstellen, dass es deutlich mehr sein werden”, so Meschke.Doch nicht nur in Forschung und Entwicklung und die Standorte soll mehr Geld fließen. Noch vor wenigen Jahren sei das IT-Budget als Kostenfaktor gesehen worden, so Meschke. Heute handele es sich um einen Wettbewerbsfaktor. Bei Porsche werde das Budget daher aufgestockt: Es soll sich von bisher 500 Mill. Euro pro Jahr auf zwischen 700 Mill. Euro und 1 Mrd. Euro jährlich erhöhen.