Positive Signale für Airbus
wü Paris – Des einen Leid, des anderen Freud: Während Boeing nach dem zweiten Absturz einer 737 Max innerhalb von fünf Monaten an der Börse abgestraft wurde und Zweifel an der Arbeitsweise der US-Flugaufsichtsbehörde FAA (Federal Aviation Administration) laut wurden, ist der europäische Rivale Airbus bei Investoren gefragt – und die Expertise europäischer Behörden wird von Äthiopien gesucht. So sollen Experten des französischen Flugunfalluntersuchungsbüros BEA (Bureau d’Enquetes et d’Analyses pour la sécurité de l’aviation civile) den Flugdatenschreiber und den Cockpitstimmenrekorder der am Sonntag in der Nähe von Addis Abeba verunglückten Maschine auswerten. Äthiopien hatte sich geweigert, die Blackboxen von amerikanischen Behörden untersuchen zu lassen.Ethiopian Airlines bezeichnete dies als strategische Entscheidung, da die USA die 737 Max bis Mittwoch als eines der wenigen Länder als sicher für den Flugbetrieb eingestuft hatten, während andere Staaten bereits Flugverbote verhängt hatten. Frankreich hat wie die USA einen direkten Bezug zu dem verunglückten Modell, da dessen Triebwerke von CFM International stammen, einem Joint Venture von Safran und General Electric (GE). Äthiopien hatte zunächst die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung gebeten, die Flugschreiber der abgestürzten Maschine zu untersuchen. Diese hatte erklärt, dass das technisch nicht möglich sei. Der amerikanische National Transportation Safety Board wird als Vertreter des Herstellerlandes der 737 Max drei Experten zu den Untersuchungen nach Frankreich schicken.Ethiopian Airlines könnte derweil beim europäischen Boeing-Konkurrenten Airbus Flugzeuge bestellen. Wie aus dem Umfeld von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron verlautete, hat das französische Staatsoberhaupt am Mittwoch bei einem Staatsbesuch in Äthiopien mit dem äthiopischen Premierminister Abiy Ahmed über neue Aufträge für Airbus gesprochen. Im Rahmen der Erneuerung ihrer Flotte könnte Ethiopian Airlines A350-Langstreckenjets und A320-Mittelstreckenjets bestellen. Die eigentlich als historischer Partner Boeings bekannte Fluggesellschaft hatte den A350 als erster afrikanischer Kunde im Juni 2016 in Betrieb genommen.Airbus kann sich auch Hoffnungen auf die Bestätigung eines Großauftrags aus China machen. Es habe positive Signale aus Peking gegeben, hieß es im Umfeld Macrons. So könnte China bei dem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Paris in diesem Monat eine Bestellung von 184 A320neo festzurren, die im Januar 2018 bei einem Besuch Macrons in Peking vereinbart worden war. Laut Listenpreis hätte diese Bestellung einen Wert von rund 18 Mrd. Dollar. Allerdings sind in der Flugzeugbaubranche deutliche Preisnachlässe üblich. Die Airbus-Aktie notierte fast unverändert.