Potash buhlt nicht länger um K+S

Kanadischer Kaliförderer zieht Übernahmevorschlag zurück - Aktie des Dax-Wertes bricht um ein Viertel ein - Analysten senken Daumen

Potash buhlt nicht länger um K+S

Die kanadische Potash Corporation of Saskatchewan ist nicht mehr an einer Übernahme des deutschen Düngemittel- und Salzherstellers K+S interessiert. Der Vorschlag des Kaliproduzenten, Verhandlungen über eine Transaktion zu führen, wurde zurückgezogen. Der Kurs des Dax-Konzerns stürzte um ein Viertel auf 23,36 Euro ab. Potash hatte pro Aktie 41 Euro geboten.md Frankfurt – Der Kurs der K+S-Aktie ist am Montag um 24,7 % auf 23,36 Euro eingebrochen. Damit haben sich 1,5 Mrd. Euro der Marktkapitalisierung verflüchtigt. Vor Handelsbeginn hatte die kanadische Potash Corporation of Saskatchewan mitgeteilt, dass sie ihren Vorschlag, Verhandlungen über eine Transaktion mit K+S zu führen, zurückgezogen hat. Am 31. Mai sei dem Management des Dax-Konzerns die Übernahme zu einem Preis von 41 Euro je Aktie vorgeschlagen worden, teilte Potash mit, um komplementäre Geschäfte zusammenzulegen.”Seither hat das herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld dazu beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben haben”, sagte Jochen Tilk, President und CEO von Potash. Vergleichsunternehmen in der Kalibranche – etwa Mosaic, ICL und Intrepid – mussten laut der Mitteilung Kurseinbrüche um fast 40 % hinnehmen (siehe Grafik). Die Kursentwicklung des russischen Branchenriesen Uralkali nimmt Potash aufgrund einer Sondersituation – es wird das Delisting erwartet – ausdrücklich von dieser Betrachtung aus. Dagegen lag der Kurs der K+S-Aktie trotz der seit Mitte August gezeigten Schwäche auf Basis des Schlusskurses vom Freitag noch um 4 % über dem Wert von Ende Mai (siehe Grafik).”Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen”, sagte Potash-Chef Tilk. K+S-Vorstandschef Norbert Steiner kommentierte den Rückzug: “Dieser Schritt schafft Klarheit. Wir sind überzeugt davon, dass wir unser Unternehmen mit der Umsetzung unserer Zwei-Säulen-Strategie (Kali und Salz; die Red.) langfristig erfolgreich weiterentwickeln können.” Mittelfristig rechne K+S in den Geschäftsbereichen Kali und Salz mit weiter spürbarem Wachstum. Insbesondere von der Inbetriebnahme des in Saskatchewan (Kanada) entstehenden Kaliwerkes Legacy im Sommer 2016 und der Umsetzung der “Salz 2020”-Strategie, hinter der sich ein Effizienzsteigerungsprogramm für das im Verhältnis zur Düngersparte margenschwache Salzgeschäft verbirgt, verspricht sich der Dax-Konzern viel.Auch für das laufende Jahr erwartet K+S trotz der aktuellen Schwäche der Kalimärkte unverändert eine deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerung. Im Halbjahresbericht hatte das Unternehmen einen Erlösanstieg von 3,82 Mrd. Euro auf 4,35 Mrd. bis 4,55 Mrd. Euro avisiert. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird die Spanne von 1,06 Mrd. bis 1,14 (i.V. 0,9) Mrd. Euro angepeilt und beim Ebit I 780 Mill. bis 860 (641) Mill. Euro. Das bereinigte Nettoergebnis wird zwischen 490 Mill. und 570 (367) Mill. Euro erwartet. Streit um StandortzusagenK+S hatte den Vorschlag von Potash mehrfach abgelehnt, da der angebotene Preis nach Ansicht des Managements nicht annähernd dem fundamentalen Wert des Unternehmens entsprach. Darüber hinaus seien die Arbeitsplatz- und Standortzusagen von Potash mit so weitreichenden Einschränkungen versehen gewesen, dass die Rohstoffproduktion in Deutschland nicht gesichert gewesen wäre. Dieser Ansicht haben die Kanadier stets widersprochen. Abermals erklärte Potash, ihr Vorschlag habe umfassende und glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S enthalten. Und überhaupt: “Wir haben einen angemessenen und fairen Vorschlag gemacht”, stellte CEO Tilk klar und ließ erkennen, dass ihn die ausgebliebene Chance zu einer Due Diligence bei K+S mächtig wurmt.Ende Juni war bekannt geworden, dass Potash 41 Euro pro K+S-Aktie zu zahlen bereit war. Unmittelbar zuvor kostete das Papier gut 29 Euro. Nach einem kurzlebigen Sprung bis auf rund 40 Euro schwankte die Notierung über Wochen zwischen 36 und 38 Euro, bevor der Kurs zuletzt Richtung 30 Euro lief. Unter Investoren war die Erwartung einer Akquisition wegen des anhaltenden Widerstands der K+S-Führung und der sich deutlich verschlechternden Lage am Kalimarkt schon vor dem Rückzug der Kanadier stark gesunken.Entgegen der zunehmenden Skepsis im Markt bezüglich einer Übernahme gingen einige Analysten bis zuletzt fest von einer Akquisition aus. Noch am Donnerstag hatte Equinet ihr Anlageurteil für K+S (“Kaufen” mit Kursziel 55 Euro) bestätigt. Nach Auffassung von Analyst Michael Schäfer stellte das Ganze eine Art Marathonlauf dar. Gestern ruderte er zurück und stufte K+S auf “Akkumulieren” herab und senkte das Kursziel drastisch auf 33 Euro. Dies markiert seiner Ansicht nach aber den niedrigsten als fair erachteten Wert; daher gebe es für das Papier nach der ersten negativen Marktreaktion deutliches Aufwärtspotenzial.Zum gleichen Schluss kommt man bei Betrachtung anderer Kommentare. Rund ein Dutzend Analysten meldeten sich gestern zu K+S zu Wort, doch nur vier Häuser reduzierten die Kursziele drastisch, wohingegen die Hälfte ihre Prognosen (zwischen 37 und 46 Euro) bestätigte. Ausreißer nach unten ist Bernstein, die das Ziel für K+S von 34 auf 26 Euro senkte.