Preisverfall belastet Südzucker schwer
Preisverfall belastet Südzucker
Ernährungskonzern weist Verlust aus – Prognose bestätigt – Besserung nicht in Sicht
md Frankfurt
Südzucker steckt tief im Tal der Tränen. Der Ernährungskonzern hat im dritten Quartal (30. November) des Geschäftsjahres 2024/25 nicht nur deutlich weniger Umsatz gemacht als in der Vorjahreszeit, die meisten Ergebnisse drehten zudem ins Minus. Gemäß dem Zwischenbericht gingen die Erlöse um 12% auf 2,37 Mrd. Euro zurück. Fiel das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) trotz eines Einbruchs um fast vier Fünftel mit 82 Mill. Euro noch positiv aus, so landete das operative Ergebnis (Ebit, bereinigt um Sondereffekte) im roten Bereich bei 33 (i.V. +268) Mill. Euro. Folgerichtig war auch das Nettoergebnis nach Anteilen Dritter negativ mit 119 (+171) Mill. Euro.
Betrachtet man die Zahlen der ersten neun Monate des Geschäftsjahres, so ergibt sich ein Rückgang des Konzernumsatzes um 4% auf 7,47 Mrd. Euro. Während die Erlöse in den Segmenten Spezialitäten, Cropenergies (Bioethanol) und Stärke rückläufig waren, lagen sie im Segment Zucker auf Vorjahresniveau und stiegen im Segment Frucht leicht an. Das Ebitda ging deutlich um 55% auf 502 Mill. Euro zurück. Das operative Ergebnis brach den Angaben zufolge um 73% auf 236 Mill. Euro ein. Dabei stehen deutlichen Einbußen in den Segmenten Zucker – wo das Vorzeichen auf Minus wechselte –, Cropenergies (–87%) und Stärke (–59%) ein leichter Anstieg im Segment Spezialitäten sowie ein deutlicher Anstieg (+14%) im Segment Frucht gegenüber.
Südzucker | |||||
Konzernzahlen nach IFRS | |||||
9 Monate* | |||||
Umsatz | in Mill. Euro | % im Jahresvergleich | Operatives Ergebnis** | in Mill. Euro | % im Jahresvergleich |
Konzern | 7.466 | -4,0 | Konzern | 236 | -72,6 |
Zucker | 3.104 | -0,1 | Zucker | -23 | k.A. |
Spezialitäten | 1.704 | -6,3 | Spezialitäten | 152 | 1,3 |
Frucht | 1.223 | 3,7 | Frucht | 75 | 13,6 |
Stärke | 724 | -12,6 | Stärke | 24 | -58,6 |
Cropenergies | 711 | -16,2 | Cropenergies | 8 | -86,9 |
*1. März bis 30. November | |||||
**Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit), bereinigt um Sondereffekte |
Trotz der schwachen Zahlen bestätigte der Vorstand die Prognose für 2024/25. Demnach wird ein Umsatz zwischen 9,5 und 9,9 (10,3) Mrd. Euro erwartet. Das Ebitda soll zwischen 0,55 und 0,65 (1,32) Mrd. Euro und das operative Ergebnis zwischen 175 und 275 (947) Mill. Euro liegen. Darüber hinaus geht Südzucker von einem Capital Employed unter Vorjahresniveau aus. Auf Basis der erwarteten Verschlechterung des operativen Ergebnisses wird mit einem deutlichen Rückgang der Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) gerechnet, die 2023/24 bei 13,2% lag.
Deutlich gesteigerte Absatzmenge
Im Zentrum der Probleme von Südzucker stehen die beiden umsatzstärksten Segmente: Zucker und Spezialitäten. Im Zucker-Segment gingen die Erlöse im dritten Quartal im Vergleich zur Vorjahreszeit um 16% auf 970 Mill. Euro zurück. „Die deutlich gesteigerte Absatzmenge konnte die rückläufigen Preise nicht mehr kompensieren“, teilt der Konzern mit. „Die EU-Preise gingen im Geschäftsjahresverlauf immer stärker zurück und fielen zu Beginn des neuen Zuckerwirtschaftsjahres 2024/25 nochmals deutlich“, heißt es weiter. Auch die höheren Exporte auf den Weltmarkt hätten die durchschnittlichen Absatzpreise belastet. Das Vorzeichen des operativen Ergebnisses wechselte von +145 Mill. Euro im Vorjahr auf –95 Mill. Euro im abgelaufenen Quartal. Dadurch rutschte das Segmentergebnis für die ersten neun Monate auf –23 (+525) Mill. Euro. Auch die gestiegenen Herstellkosten in der Kampagne 2023 hätten belastet.
Im dritten Quartal 2024/25 seien noch Bestände mit den hohen Herstellkosten aus der Kampagne 2023 zu den zu Beginn des neuen Zuckerwirtschaftsjahres nochmals deutlich gefallenen Preisen verkauft worden, was das abgelaufene dritte Quartal überdurchschnittlich belastet habe.
Wetterbedingungen variieren stark
Die Wetterbedingungen in den Rübenanbaugebieten der Gruppe variierten im vergangenen Jahr laut Südzucker stark: von andauernden Regenfällen und kühlem Wetter über optimale Bedingungen bis hin zu extremer Trockenheit und Hitze. Fast alle Regionen hatten mit einem starken Cercospora-Befall zu kämpfen, heißt es, was zu ungewöhnlich niedrigen Zuckergehalten geführt habe. Auch seien in diesem Anbaujahr erneut die Krankheit Stolbur und das Syndrom niedriger Zuckergehalte (SBR) aufgetreten. Zikaden infizieren dabei die Pflanzen mit bakteriellen Erregern. Stolbur führt bei Zuckerrüben zu sogenannten „Gummirüben“: Die Rübenkörper werden schrumpelig und erhalten eine gummiartige Konsistenz. SBR erkennt man an den gelblich verfärbten Blättern und letztlich am deutlich geringeren Zuckergehalt der Rübe. Beide Erkrankungen führen gemäß der Mitteilung zu erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten. Zudem ließen sich die Rüben schlechter lagern und verarbeiten.
Die Rübenertragserwartungen schwankten im Jahresverlauf und zwischen den Regionen stark, teilt Südzucker mit. Insgesamt werde der Zuckerertrag je Hektar in der Gruppe leicht unter dem Durchschnitt liegen.
Menge und Preis rückläufig
Im Segment Spezialitäten (u.a. Tiefkühl-Pizzas und -Pasta) sank der Umsatz im vergangenen Quartal um 8% auf 559 Mill. Euro und das operative Ergebnis um ein Fünftel auf 44 Mill. Euro. Sowohl die Verkaufsmenge als auch die -preise seien zurückgegangen.
Sorgen bereitet auch das Segment Cropenergies, das für die Bioethanolherstellung steht. Hier ging der Umsatz im dritten Quartal den Angaben zufolge um ein Fünftel auf 227 Mill. Euro zurück. Der Erlösrückgang sei auf deutlich niedrigere Preise für Ethanol sowie Lebens- und Futtermittel zurückzuführen. Dagegen sei die Absatzmenge gegenüber dem im Vorjahr infolge planmäßiger Wartungsstillstände niedrigen Absatzniveau gesteigert worden. Das operative Ergebnis drehte von 27 Mill. auf –9 Mill. Euro. „Die Belastungen durch rückläufige Preise konnten bei weitem nicht durch die niedrigeren Nettorohstoff- und Energiekosten sowie die gestiegenen Absatzmengen kompensiert werden“, heißt es in der Mitteilung.
Hochwasserbedingter Werksstillstand
Im Segment Stärke ging der Umsatz im Quartal um 18% auf 219 Mill. Euro zurück. Ursache seien deutlich rückläufige Preise bei Produkten im Stärkebereich sowie bei Nebenprodukten und Ethanol gewesen. Die Absatzmengen hätten sich dagegen positiv entwickelt. Das operative Ergebnis brach um vier Fünftel auf 4 Mill. Euro ein. Die höhere Absatzmenge und deutlich rückläufige Rohstoff- und Energiekosten hätten die deutlich niedrigeren Preise nicht vollständig kompensieren können. Im dritten Quartal habe sich auch der mehrwöchige hochwasserbedingte Stillstand des Werks in Pischelsdorf belastend ausgewirkt.
Im Segment Frucht stieg der Quartalsumsatz leicht um 3% auf 399 Mill. Euro. Dies sei auf eine gesteigerte Absatzmenge bei den Fruchtzubereitungen und höhere Preise bei den Fruchtsaftkonzentraten zurückzuführen. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 4,5% auf 23 Mill. Euro.
Dauer des negativen Umfelds ungewiss
Der andauernde Ukraine-Krieg führe weiterhin zu einer grundsätzlichen Verstärkung der bereits bestehenden hohen Volatilitäten auf den Absatz- und Beschaffungsmärkten. Der weitere Verlauf der negativen Einflüsse aus dem durch die EU prolongierten zollfreien, mengenmäßig nun begrenzten Zugang für Agrarimporte aus der Ukraine bleibe ungewiss. Auch seien die Auswirkungen des im Oktober 2023 ausgebrochenen Kriegs im Nahen Osten schwer einzuschätzen.
Hält die Unterstützung bei 10 Euro?
Am Aktienmarkt schienen die Anleger am Dienstag nicht so recht zu wissen, wie sie das Zahlenwerk und die Erläuterungen im Zwischenbericht interpretieren sollten. Nach einem Rückgang zu Handelsbeginn bis auf 10,10 Euro zog der Kurs bis auf 10,63 Euro an, bevor die Notierung abermals schwächelte und bis zum Nachmittag auf 10,20 Euro (+0,5%) zurückkam. Seit dem Frühjahr 2023, als die Aktie fast 19 Euro kostete, befindet sich das Papier im Abwärtstrend. Es droht ein Rutsch unter die 10-Euro-Marke, die seit Herbst 2008 nie länger als jeweils wenige Tage unterschritten wurde.