Private Equity buhlt um Wirtschaftsprüfer
Private Equity
Investoren klopfen an
sar Frankfurt
Das Interesse von Private-Equity-Investoren an der Wirtschaftsprüferbranche ist ungebrochen, und trotz Fremdbesitzverbot finden die Investoren Ansatzpunkte für eine Zusammenarbeit. KKR beispielsweise ist an der Finanzierung der Steuerkanzleigruppe ETL beteiligt, die Schweizer Partners Group versammelt unter dem Dach der Unternehmensgruppe Afileon Beteiligungen in ganz Deutschland.
Private Equity fragt an
Das Interesse der Finanzinvestoren an weiteren potenziellen Zielen scheint ungebrochen. Es gebe Tage, da würden gleich mehrere Private-Equity-Häuser bei ihnen anfragen, berichtet Andreas Blum, Managing Partner bei der auf den Mittelstand fokussierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft DHPG, beim Pressegespräch anlässlich der Lünendonk-Liste zu den größten Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland. Die Entwicklung sei ein „totaler Wahnsinn“. DHPG ist durch Zukäufe zuletzt stark gewachsen und steht mit einem Umsatz von 137 Mill. Euro auf dem elften Rang der Lünendonk-Liste.
Es ist eine Kulturfrage.
Andreas Blum, DHPG
Blum sieht die Zusammenarbeit mit Private-Equity-Investoren grundsätzlich neutral, für DHPG komme diese aber nicht in Frage, sagt Blum. Der unternehmerische Ansatz von DHPG soll bleiben, gerade mit Blick auf die Zielgruppe im Mittelstand. „Es ist eine Kulturfrage.“ Auch Rainer Grote, Head auf Audit bei Nexia, sieht das Interesse von Private Equity: „Anfragen kommen“, sagt er. Allerdings habe er festgestellt, „dass der Kenntnisstand über die Branche bei denen, die Geld anlegen wollen, doch sehr unterschiedlich ist“, formuliert er diplomatisch. Man müsse sich intensiv mit den Strategien der Interessenten beschäftigen. Eine Folge des Private-Equity-Interesses sei in der Branche allerdings schon zu spüren: Das Lohn- und Gehaltsniveau gehe dadurch nach oben. Nexia steht im aktuellen Branchenranking mit einem Umsatz von knapp 67 Mill. Euro auf Rang 16.
Investitionen in KI erfordern Kapital
Das Institut der Wirtschaftsprüfer hat kürzlich von der Politik eine Alternative zum generellen Fremdbesitzverbot gefordert, das direkte Kapitalbeteiligungen durch Private Equity ausschließt. Die Finanzkraft von Private Equity könnte für mittelständischen Häusern in dem Transformationsprozess der Branche ein entscheidender Faktor werden. Investitionen in neue Technologien und insbesondere künstliche Intelligenz verschlingen hohe Summen. Mittelständische Häuser könnten die hohen Investitionssummen vor „teils existenzielle Fragen“ stellen, sagt Christoph Schenk, Managing Partner Audit & Assurance bei Deloitte. Da könne es für kleinere Häuser sinnvoll sein, externes Kapital aufzunehmen. Das Big-Four-Haus will bis zum Geschäftsjahr 2030 weltweit 3 Mrd. Dollar in generative KI investieren.
Andrea Bruckner, Vorsitzende des Vorstands von BDO, sieht allerdings bei manchen Mandanten auch eine gewisse Skepsis gegenüber Fremdinvestoren. „Die Frage der Unabhängigkeit steht über allem“, sagt sie. Manche Vorstände börsennotierter Unternehmen hätten bereits angedeutet, dass sie eine Zusammenarbeit mit Private-Equity-finanzierten Prüfern eher skeptisch sehen.